Symbole des jüdischen Lebens

Homburg · Einen Blick auf längst verschwundene Relikte des jüdischen Lebens in Deutschland gibt es ab Mitte Januar im Saalbau zu sehen. Eine Ausstellung zeigt Bilder von Synagogen, die Opfer der nationalsozialistischen Zerstörungswut wurden.

 Es war ein bewegender Moment, als im November 2011 die Konfirmandengruppe von Pfarrerin Petra Scheidhauer (rechts) an der Homburger Synagoge die 165 Namen der deportierten Homburger Juden vorlasen. Foto: Thorsten Wolf

Es war ein bewegender Moment, als im November 2011 die Konfirmandengruppe von Pfarrerin Petra Scheidhauer (rechts) an der Homburger Synagoge die 165 Namen der deportierten Homburger Juden vorlasen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf
 Eines der Gemälde von Alexander Dettmar. Es zeigt die alte Saarbrücker Synagoge. Sie wurde 1938 zerstört. Foto: Dettmar

Eines der Gemälde von Alexander Dettmar. Es zeigt die alte Saarbrücker Synagoge. Sie wurde 1938 zerstört. Foto: Dettmar

Foto: Dettmar
 Überall in Deutschland wurden Synagogen zerstört, hier die Synagoge von Nalbach, die als besonders schön galt. Foto: Klauck

Überall in Deutschland wurden Synagogen zerstört, hier die Synagoge von Nalbach, die als besonders schön galt. Foto: Klauck

Foto: Klauck

Die Abteilung Denkmalpflege stellt zusammen mit dem Stadtarchiv, dem Kinder- und Jugendbüro sowie der Volkshochschule Homburg die Ausstellung "Painting to remember - Zerstörte deutsche Synagogen" von Künstler Alexander Dettmar vor. Diese läuft vom 16. Januar bis 4. Februar im Homburger Saalbau. Der auf Architekturmalerei spezialisierte Dettmar stellt dabei die durch die nationalsozialistische Zerstörungswut des 9. November 1938 unwiderruflich verlorenen Synagogen in den Mittelpunkt seiner Werke. Sein Leitgedanke ist, das Wissen um den Verlust der Symbole jüdischen Lebens in Deutschland festzuhalten. Jahrelang reiste er durch Deutschland auf der Suche nach Spuren des Zerstörten und Verlorenen und baut die aus der Realität entschwundenen Synagogen anhand von Fotos, Bauzeichnungen und Zeugenberichten in seinen Gemälden wieder auf.

Auch in Homburg war es vor knapp zehn Jahren nur eine kleine Gruppe von Bürgern, die sich für die Wiederherstellung der Homburger Synagoge engagiert hatte. Die Bürger wollten nicht, dass dieser Ort in der Klosterstraße 6 der Vergessenheit anheim falle. Ohnehin wussten noch bis vor zehn Jahren viele Homburger gar nicht mehr, wo sich überhaupt die Synagoge befand. Erst seit einigen Jahren ist sie dank der kenntnisreichen Führungen des Archivars Hans-Joseph Britz wieder Teil eines historischen Stadtrundganges. Außerdem wurde im November 2011 von Konfirmanden, Stadt und Kreis beschlossen, den 165 ermordeten oder geflüchteten Homburger Juden eine späte Ehre zu erweisen: Sie alle werden seitdem auf einer Gedenktafel erwähnt, die an der Außenmauer der ehemaligen Synagoge angebracht ist.

Am 21. Februar 1862 wurde die ehemalige Klosterkirche der Franziskaner, die einst zur Rekatholisierung der Region zwischen 1697 und 1699 erbaut worden war, feierlich als Synagoge eingeweiht und blieb bis 1938 Zentrum des jüdischen Gemeindelebens in Homburg. Nachdem sie am 9. November 1938 zerstört worden war, kam sie 1939 in den Besitz der Stadt. 1945 wurde die Synagoge bei Fliegerangriffen auf die Stadt stark in Mitleidenschaft gezogen. 1952 wurden der Dachstuhl und Teile der Umfassungsmauern auf Grund bestehender Einsturzgefahr abgebrochen.

In den 80er Jahren war geplant, die Ruine vollends abzutragen, um an dieser Stelle ein Mehrfamilienhaus mit Tiefgarage zu erstellen. Nach 1987 kam schließlich der Plan auf, die Synagoge wieder aufzubauen und als Museum zu nutzen. Zwischen 2000 und 2002 wurde die Ruine als Gedenkstätte in Stand gesetzt und am 5. März 2003 eingeweiht. Die Synagoge ist jedoch immer abgeschlossen. Denn auch heute noch, 75 Jahre nach der Pogromnacht, ist der Platz der ehemaligen Synagoge nicht vor Beschädigungen sicher.

Die Ausstellungseröffnung ist am 15. Januar um 18 Uhr im Saalbau. Ein Vertreter der Stadt wird die Gäste begrüßen, Prof. Dr. Klaus Kell führt danach in die Ausstellung ein. Musikalisch begleitet wird die Eröffnung durch das Musik-Ensemble "Mit Herzen, Mund und Händen", Pfarrer Franz Raquet und Dorothee Göddel.

Die Ausstellung kann dann bis zum 4. Februar mittwochs bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 17 Uhr sowie sonntags von 14 bis 17 Uhr besucht werden. Parallel wird im Rathaus-Foyer der Religionskurs des Gymnasiums Johanneum die Ausstellung "Auf den Spuren jüdischer Mitbürger in Homburg" präsentieren.

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