Wünsche verstehen und aufgreifen
Bosen · Soweit wie möglich seine bisherigen Gewohnheiten und Abläufe beibehalten – das ist ein Leitgedanke der Einrichtung Haus Bostalsee in Bosen. Damit sich die Senioren wie Zuhause fühlen können.
Der Umzug in ein Seniorenheim wird von nicht dementiell erkrankten Menschen anders erlebt, als von Demenzkranken. Dieser Meinung ist das Fachpersonal im Haus Bostalsee im Nohfelder Ortsteil Bosen . Nicht dementiell Erkrankte würden in der Regel wesentlich bewusster wahrnehmen, wie sie ihr normales Umfeld verlassen. Generell besteht bei jedem Umzug in ein Seniorenheim die Angst vor einem Identitätsverlust. Hier gilt es, vor allem im ersten Kontakt aufmerksam und einfühlsam zu sein. Besonders bei Sprachschwierigkeiten müsse man sich Zeit nehmen, um die Wünsche der Bewohner zu verstehen.
Einer der Vorteile im Haus Bostalsee sei es, dass Haustierhaltung ausdrücklich erlaubt ist, wie Hausleiterin Sabine Röhrig berichtet. So haben hier schon Bewohner mit Hunden und Katzen gelebt, aber auch Vogelgezwitscher ist zu hören. Auch sei es möglich, die Zimmer teilweise selbst zu möblieren und einzurichten.
"Im Vorfeld muss sehr viel über die Biografie in Erfahrung gebracht werden, wobei hier auch der Kontakt zu den Angehörigen sehr wichtig ist", erzählt Martina Krammes, stellvertretende Pflegedienstleitung und gerontopsychiatrische Fachkraft. Gerade bei schwer dementiell erkrankten Bewohnern könne man den Tagesrhythmus nicht einfach so ändern. So bringe es nichts, darauf zu bestehen, dass um 8 Uhr morgens Frühstückszeit sei, wenn zum Beispiel jemand jahrelang Nachtschicht hatte.
Montags und donnerstags gibt es einen Fahrdienst für Angehörige, die so Bewohner des Hauses besuchen können. "Eine richtig kleine Selbsthilfegruppe ist so entstanden, bei der man sich mit Gleichgesinnten treffen kann", so Martina Krammes. Ein weiterer Pluspunkt der Einrichtung unweit des namensgebenden Bostalsees sei, dass die Cafeteria auch für Familienfeiern wie Geburtstage der Bewohner genutzt werden kann. "Da kommen schon mal 30 bis 40 Leute", erzählt Sabine Röhrig . Besonders bemerkenswert sei, dass oftmals die ganze Familie mitkommt. Damit Kindern nicht langweilig wird, gibt es auch mehrere Gesellschafts- und Ballspiele. Der Garten ist für die Bewohner ein beliebter Aufenthaltsort. Ein Kaffee auf der Terrasse ist ebenso möglich wie das Arbeiten im Hochbeet, mitunter wird auch - typisch saarländisch - geschwenkt.
Zu den zahlreichen Aktivitäten im Haus gehören öffentliche Seniorennachmittage. Sie seien mittlerweile so beliebt, dass viele Menschen aus mehreren Orten im Umfeld kommen. Umgekehrt fahren die Bewohner auch zu Festen im Ort und im Kreis und machen regelmäßig Ausflüge. "Heute ist in einem Heim viel mehr möglich als früher", sagt Ergotherapeutin Veronika Meier. Man kann quasi jeden Tag an Aktivitäten teilnehmen oder sich auch mal zurückziehen.
Auch wenn das Haus privat betrieben wird und somit kein kirchlicher Träger vorhanden ist, bietet das Haus Bostalsee dennoch wöchentliche Gottesdienste. Auch Bosener Einwohner nehmen regelmäßig daran teil. Für manche Bewohner bietet sich durch den Umzug auch die Chance auf eine Art Neuanfang. Schon so manche neue Liebesbeziehung ist im Heim entstanden oder auch gute Freundschaften. "Man bleibt so weit wie möglich in seinem Leben drin", bringen es die drei Frauen auf den Punkt.
Zum Thema:
AUF EINEN BLICK Alten- und Pflegeheim Haus Bostalsee : Bosbachstraße 21a, 66625 Bosen : 81 Plätze, Vollzeit- und Kurzzeitpflege, Wohnbereich für dementiell erkrankte Bewohner, Demenzgarten und Snoezelnraum, tägliche soziale Betreuung, eigene Küche und fahrbarer Mittagstisch, Haustierhaltung erlaubt, Angehörigenfahrdienst und Sterbebegleitung. Kontakt: Tel. (0 68 52) 9 02 10, E-Mail: haus-bostalsee@t-online.de, Internet: www.haus-bostalsee.de . red
