So viel gegessen, bis er einfach zu dick war

Hofeld-Mauschbach · Ständiges Vogelgeschrei hat Nachbarn der Kirche in Hofeld-Mauschbach hellhörig werden lassen: Irgendwas konnte da nicht stimmen. Deshalb schalteten sie am Donnerstag Helfer ein.

Eine wahrlich ungewöhnliche Rettungsaktion am späten Donnerstagnachmittag in Hofeld-Mauschbach : Feuerwehrleute mussten in luftige Höhe ausrücken, um einen fliegenden Gesellen zu retten. Der steckte nämlich im Kirchturm fest. Wohl genährt. Und genau das war ihm zum Verhängnis geworden.

Gegen 16.30 Uhr alarmierten Anwohner zuerst die Verantwortlichen der katholischen Kirche in ihrem Namborner Ortsteil. "Die Leute waren beunruhigt", meldet Feuerwehrsprecher Dirk Schäfer. Seit Tagen schon kreisten Vögel um die Kirchturmspitze, meldeten sie. Mit viel Getöse machten die gefiederten Tiere lautstark auf sich aufmerksam. Da konnte etwas nicht mit rechten Dingen zugehen. In diesem Punkt waren sich die Beobachter einig. Deshalb wurden die Helfer des Löschbezirks Namborn-Mitte alarmiert. Auch Hirstein schickte einen Wagen. Feuerwehrmann Benedikt Haupenthal war mit dem Hubwagen seines eigenen Unternehmens ebenfalls angefahren, um sich die Ursache für die Vogelkrakeelerei aus der Nähe anschauen zu können.

Dieser Wagen war auch nötig. Denn zwar ist der Einstieg in den Turm in 20 Metern Höhe auch über eine außen angebrachte Leiter zu erreichen. Aber die Notlage befand sich im darüber liegenden etwa zehn Meter hohen Glockenturm. Schäfer: "Der ist seit Jahren mit Gittern abgesperrt, damit keine Vögel hineinfliegen." Eine gute Idee. Doch die Maßnahme schien offensichtlich zuletzt nicht ganz zu fruchten.

Ein junger Eichelhäher hatte sich durch einen Spalt hineingezwängt, meldet Schäfer. Den entdeckten seine wie Bergsteiger mit Seilen und Haken gesicherten Kollegen beim Aufstieg. Aber wieso schaffte es der junge Vogel nicht mehr, den Glockenturm zu verlassen?

Dies war die Schuld seiner fürsorglichen Eltern. "Vati und Mutti müssen ihn die vergangenen 14 Tage durch die Maschen des Zauns von außen gefüttert haben", davon geht der Feuerwehrsprecher aus. Das Jungtier wuchs und gedieh. Durch die zunehmende Körperfülle schnitt er sich selbst den Fluchtweg ab. So wurde durch den Schutzinstinkt der Vogeleltern der Kirchturm zum Gefängnis für den Nachwuchs. Entrinnen? Unmöglich.

Aber nun nahte ja Hilfe. "Als wir den Zaun angehoben hatten und sich ein Spalt öffnete, flog er davon." Er nutzte seine Chance zur Flucht. Gerettet.

Und damit war auch der Einsatz vorbei. Gegen 17.40 Uhr zogen die Helfer wieder ab. Die Aufregung hatte sich gelegt.

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