Frau stürzt sich auf die Gleise

Baltersweiler · Gleich zwei Suizid-Versuche gab es an diesem Wochenende. In beiden Fällen waren es Frauen, die ihrem Leben ein Ende setzen wollten. Und beide wählten den öffentlichen Raum für ihren Freitod. Eine Frau starb im Baltersweiler Bahnhof, eine Frau in Oberkirchen wurde im letzten Moment gerettet.

 Am Baltersweiler Bahnhof ist am Samstagabend eine Frau auf die Gleise gesprungen und gestorben. Foto: B&K

Am Baltersweiler Bahnhof ist am Samstagabend eine Frau auf die Gleise gesprungen und gestorben. Foto: B&K

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Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, um sich das Leben nehmen zu wollen? Diese Frage kam einem am Sonntag unweigerlich in den Sinn. Denn innerhalb von 24 Stunden haben gleich zwei Frauen im Landkreis St. Wendel versucht, sich selbst zu töten. Eine konnte im letzten Moment gerettet werden, die andere starb.

Gegen 21.30 Uhr stoppte am Samstagabend ein Zug im Baltersweiler Bahnhof. Für 50 Reisende ging die Fahrt nicht weiter. Sie mussten später aus den Waggons evakuiert und andersweitig nach St. Wendel gebracht werden. Das berichtet auf SZ-Nachfrage Dieter Schwan, Pressesprecher der Bundespolizei in Bexbach. Den traurigen Grund für das vorzeitige Ende ihrer Fahrt: Eine 55-jährige Frau hatte sich auf die Gleise gestürzt. Bis 2 Uhr nachts dauerte die Aufnahme des tragischen Unfalls vor Ort. Die Bahnstrecke war in dieser Zeit gesperrt. Diese Szenerie erinnert an den dramatischen Tod des Nationaltorhüters Robert Enke , der im November 2009 ganz Deutschland erschütterte und beschäftigte. Auch er hatte damals den Freitod gewählt, indem er sich auf die Gleise warf.

Als einen Ausdruck tiefster Verzweiflung wertet Jutta Ringling, psychologische Psychotherapeutin in Ottweiler, diesen Schritt. Auf SZ-Nachfrage erklärt sie am Sonntagnachmittag: "Frauen bringen sich eher sanft um, vergiften sich häufig. Es sind in der Regel Männer, die eine gewaltsame Todesart wählen, sich beispielsweise mit einem Sprung in die Tiefe regelrecht zerstören."

Passanten greifen ein

Einen zerstörerischen Suizid hatte am frühen Sonntagnachmittag auch eine Frau in Oberkirchen im Sinn. Die 1991 geborene Frau stand mit einer Schlinge um den Hals in der Nähe der Talbrücke, als Passanten sie sahen. Nach Angaben der Polizei Türkismühle brachten die Spaziergänger die Frau durch ihr beherztes Eingreifen von ihrem Vorhaben ab und retteten ihr so das Leben. Sie blieben bei der Frau, bis Rettungswagen und Polizei eintrafen. Körperlich, so die Polizei , habe die Frau keine Verletzungen erlitten.

Die Talbrücke ist ein Wahrzeichen Oberkirchens, beliebtes Ausflugsziel für Wanderer, aber auch immer wieder Anziehungspunkt für potenzielle Selbstmörder. In diesem Fall konnte die Frau gerettet werden.

Gleich zwei Fälle von Suizid an einem Wochenende? Gibt es so etwas wie eine Herbstdepression? Das Phänomen, dass Selbstmorde sich zu einer bestimmten Jahreszeit häufen? Die Herbstdepression setze erst im November ein, wie Ringling sagt. Und tatsächlich sei die Suizidrate im Frühjahr deutlich höher als in der dunklen Jahreszeit. Die Psychotherapeutin erklärt: "Denn dann passt die innere dunkle Welt plötzlich nicht mehr zu der hellen und fröhlichen Umgebung draußen."

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