Auch mit Handicap ein Stück mobiler

Urexweiler · Lange Zeit gab es keine Bushaltestelle in der Nähe des Werkstattzentrums der Lebenshilfe. Doch unlängst wurde eine gebaut.

 WZB-Produktionsleiter Wolfgang Benedix (links) und die Fahrgäste begutachten die neue Bushaltestelle. Foto: Frank Faber

WZB-Produktionsleiter Wolfgang Benedix (links) und die Fahrgäste begutachten die neue Bushaltestelle. Foto: Frank Faber

Foto: Frank Faber

Im Urexweiler Werkstattzentrum (WZB) für behinderte Menschen gehen 212 Menschen mit Handicap einem Job nach, zwölf von ihnen kommen mit dem Bus zur Arbeit. Eine Haltestelle für den öffentlichen Personennahverkehr in unmittelbarer Nähe der Lebenshilfe-Einrichtung hat jahrelang nicht existiert. Die Bus-Fahrgäste haben zweimal täglich einen 800 Meter langen Fußmarsch vom Ortsrand bis zur Haltestelle Remmesweiler Straße oder die XXL-Variante bis zum Busstopp Birnbaum in der Dorfmitte von Urexweiler bewältigen müssen.

"Wenn es geregnet hat, bin ich klatschnass zur Arbeit gekommen", berichtet Alexander Brücher aus Ottweiler. Im Winter, so schildert der St. Wendeler Heiko Kern, sei der Gehweg bei Eis und Schnee schlecht geräumt und deshalb oft sehr glatt gewesen. "Zweimal bin ausgerutscht und gestürzt", so Kern. Und nach Feierabend kommt noch der Zeitdruck dazu, die Busabfahrt wegen der eng gestrickten Fahrpläne nicht zu verpassen. "Ich muss zuerst nach St. Wendel und fahre mit dem Zug nach Neunkirchen weiter. Manchmal wird das ganz schön knapp", so Ingo Danielzik.

Ab April müssen die WZB-Mitarbeiter die Wegstrecke nicht mehr entlanglaufen und sind auch nicht mehr auf den Behindertenfahrdienst angewiesen, um ihre Arbeitsstelle zu erreichen. Direkt am Werkstattzentrum ist eine barrierefreie Bushaltestelle mit zwei Wartehäuschen gebaut worden, die laut der Neunkircher Verkehrs GmbH (NVG) ab April von der Linie 355 angefahren wird. Ebenerdig kann dort auch der Rollstuhlfahrer in den Niederflurbus rollen. "Das Anliegen kam von uns. Vor drei Jahren haben wir den Bau der Haltestelle angestoßen, die Gemeinde Marpingen hat den Bedarf genauso gesehen", sagt WZB-Produktionsleiter Wolfgang Benedix. Aufgrund des Inklusionsgedankes sei die Einrichtung bemüht, dass die Mitarbeiter öffentliche Verkehrsmittel nutzen. "Mobilität bedeutet Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und führt zur Steigerung der Selbstständigkeit und Unabhängigkeit der behinderten Menschen. Deshalb haben wir die Notwendigkeit gesehen", erklärt Benedix. Die Gesamtmaßnahme hält der Marpinger Bürgermeister Volker Weber (SPD) für sinnvoll. "Auch der öffentliche Personennahverkehr erfährt durch den Bau der Wendeschleife einen erheblichen Vorteil. Busse müssen ab sofort zum Wenden nicht mehr in den Ort hineinfahren", stellt der Verwaltungschef heraus.

Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD) kündigt an, weitere barrierefreie Bushaltestellen in der Regel mit 90 Prozent zu fördern. "Wir haben in diesem Fall beschlossen, den Bau zu 100 Prozent im Sinne einer Inklusionsmaßnahme zu fördern", betont Rehlinger. Bevor der erste Bus die Haltestelle ansteuert, wird WZB-Produktionsleiter Benedix mit den Mitarbeitern noch ein Ein- und Ausstiegstraining absolvieren. Wie Weber abschließend mitteilt, werden demnächst drei weitere Haltestellen in Urexweiler, Berschweiler und Marpingen eingerichtet.

Der Bau der Haltestelle mit Buswendeschleife hat Mitte November 2016 begonnen und wurde im März 2017 fertiggestellt. Die Gesamtkosten der Baumaßnahme beliefen sich auf 155 000 Euro. Die reinen Baukosten von 123 500 Euro werden zu fast 100 Prozent vom Wirtschaftsministerium übernommen. 32 000 Euro an Planungskosten teilen sich die Gemeinde Marpingen und die WZB gGmbH.

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