„Ich bin eine neue Generation“

Marpingen · Wird der Sozialdemokrat Volker Weber jüngster Bürgermeister des Saarlandes? Jedenfalls kämpft er mit Hausbesuchen um jede Stimme. Am 10. April steht die Direktwahl an. Amtsinhaber Werner Laub (SPD) tritt nicht mehr an. Die SZ stellt den SPD-Kandidaten Weber vor.

 Von hier aus eine grandiose Sicht: Volker Weber marschiert gern zum Friedenskreuz, einem seiner Lieblingsplätze. Foto: B&K

Von hier aus eine grandiose Sicht: Volker Weber marschiert gern zum Friedenskreuz, einem seiner Lieblingsplätze. Foto: B&K

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Jovial-väterliches Schulterklopfen eines sonoren Herrn, der eben vom Mittagstisch aufsteht und die Traditionsgaststätte Klos in Marpingens Zentrum verlassen will. Volker Weber dreht sich zu ihm um, lächelt und wechselt mit dem Rentner noch ein paar Worte. Dann wendet er sich wieder seinem Gesprächspartner am Tisch zu. Mitten im Raum. Neugierige Blicke der durchweg älteren Kundschaft. Jeder kann der Unterhaltung lauschen. "Ja, stört mich nicht. Steht ja sowieso bald in der Zeitung", argumentiert der SPD-Bürgermeisterkandidat, der für den SZ-Termin dieses Lokal wählte. Und offensichtlich kommt der 31-Jährige zumindest hier bei der an Lebensjahren erfahrenen Generation gut an.

"Ich stehe für das Zusammenleben von Alt und Jung", trägt er selbstbewusst vor. Auch wenn er auf das in 25 Jahren Geleistete von Noch-Amtsinhaber Werner Laub aufbauen will, wird er nicht müde zu betonen: "Ich bin eine neue Generation." Deshalb bringe er neue Ideen mit - was die Organisation der Gemeindeverwaltung angeht, zum Beispiel: "Ich werde die Politik nicht eins zu eins weitermachen."

Da fällt ihm das Schlagwort Wirtschaftsförderung ein. In diesem Bereich will er einen Gang zulegen, sollte er am 10. April gewählt werden. "Es muss ein Team im Rathaus geben mit einem direkten Ansprechpartner: Das werde ich selbst übernehmen", kündigt er an. Es gehe dabei unter anderem um ein engeres "Unternehmernetzwerk", um beispielsweise Interessenten Gewerbeneuansiedlungen leichter zu machen. "Wir werden nicht alle Probleme lösen", dämpft er zu hohe Erwartungen. Denn die beständig klamme Kommune mit aktuell rund 28 Millionen Euro Schulden wolle beratend für Unternehmer da sein.

Sowie das Selbstbewusstsein der Marpinger schärfen. Denn es gelte, für die Heimat zu werben. "Wir können stolz auf das sein, was Marpingen hat", sagt Weber. Dies für Touristenströme auszunutzen, soll ebenfalls einer seiner Schwerpunkte sein. Denn die bereits vorhandene Infrastruktur aus Segelflugplatz, Wanderwegen und Pilgerstätte samt "hoch qualifizierten Ferienwohnungen" biete sich an. "Wir haben uns bisher unter Wert verkauft, wir müssen uns besser vermarkten." Dazu sieht er die Dachmarke St. Wendeler Land als idealen Bonus. Zugleich gelte es, sich über Pressearbeit besser darzustellen.

Weber sieht Nachholbedarf beim seniorengerechten Wohnen. "Da muss neben den eigenen vier Wänden auch das Umfeld aus Nahversorgung stimmen." Dabei tritt abermals sein Ärger über das Ende der Sparkassenfiliale in Alsweiler zutage. Es müsse individuell in den vier Ortsteilen zentrale Anlaufstellen geben. Ob dort Ärzte, Bäckereien, Kioskbetreiber und Lebensmittelhändler als Kooperationspartner gewonnen werden - es gibt für Weber keine einheitliche Lösung für alle Dörfer.

Stichwort: Zusammenarbeit

Wenn er dann schon beim Thema Zusammenarbeit ist: Um vom Schuldenberg runter zu kommen, müssen benachbarte Gemeinden Aufgaben gemeinsam beackern. "Mit wem wir zusammenarbeiten? Das sehen wir, wenn ich Bürgermeister bin", verklausuliert er und zieht sich hinter ein verschwiegenes Lächeln zurück. Wobei er zu seiner Gemeinde zurückkehrt. Denn neben den Alten habe er junge Familien im Blick. "Für sie müssen wir Bauflächen schaffen." Da kaum neue genehmigt werden, geht er das Thema Abriss alter, leerstehender Bausubstanz in den Ortskernen an.

Die Attraktivität der Gemeinde ergänzten die zahlreichen Vereine. Er gehöre zehn an. Sie sollen Raum für Proben und dergleichen haben. So arbeite die Rathausverwaltung am alten Schulhaus in Urexweiler.

All diese und viele weitere Aufgaben will er angehen. "Ich habe dafür ein gutes Netzwerk", wirbt er für sich. Zumindest kennen ihn viele, wie die grüßenden Kneipengäste beweisen. Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Gemeinde?

Volker Weber: Marpingen ist eine lebendige Gemeinde. Die Menschen, die hier leben und sich in den Vereinen oder bei der Feuerwehr engagieren, sind eine tragende Säule.

Was geht Ihnen mächtig gegen den Strich und würden Sie am liebsten sofort ändern?

Ich halte nichts von parteipolitischen Zankereien.

Ihr Verhältnis zur Macht?

In unseren demokratisch geprägten Strukturen besitzt zum Glück nicht mehr nur ein Einzelner die Macht.

Wo liegen Ihre Schwächen?

Ich bin in manchen Situationen etwas ungeduldig.

Was würden Sie durchsetzen, wenn Sie einen Tag lang Bundeskanzler wären?

Ich würde die finanzielle Ausstattung der Kommunen verbessern. Die kommunale Ebene ist die wichtigste.

Welcher Politiker ist Ihr Vorbild und warum?

Da gibt es keinen einzelnen. Ich schätze die Menschen, die sich für andere einsetzen.

Welche Filmrolle wäre Ihnen wie auf den Leib geschneidert?

Ich bin eher ein schlechter Schauspieler.

Haben Sie eine Lebensphilosophie/einen Leitgedanken?

Bei allen Problemen und Herausforderungen sollte man mindestens einmal am Tag herzhaft gelacht haben.

Was bringt Sie auf die Palme?

Ungerechtigkeit und egoistisches Verhalten.

Worüber können Sie richtig von Herzen lachen?

Langhals und Dickkopp.

Was schätzen Sie an Ihren politischen Gegnern, worauf sind Sie bei Ihnen neidisch?

Einer von ihnen soll gut in Ballsportarten sein.

Zum Thema:

Zur PersonName: Volker WeberGeburtsdatum: 29. Juni 1984Geburtsort: Bad HonnefWohnort: MarpingenFamilienstand: ledigKinder: keineBeruf: PressesprecherParteizugehörigkeit: SPD , seit 2000 Parteiämter/politische Aufgaben: SPD-Ortsvereins-, SPD-Fraktionschef im Marpinger Gemeinderat, Erster Beigeordneter, Mitglied im St. Wendeler Kreistag. Hobbys: Wandern, Squash, Lesen, Freunde treffen, Sauna. red

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