Die schwierige Rolle als Zuschauer

Marpingen · Dass in Deutschland die Spiele der Handball-WM nicht im Fernsehen gezeigt werden, hat die Spieler der HSG Nordsaar verärgert. Am Samstag haben die Deutschen spielfrei. Dafür steht der Saarlandliga-Vierte gegen Brotdorf selbst auf dem Feld. Allerdings ohne Lukas Böing.

 Lukas Böing (hier beim Wurf) muss am Samstag gegen Brotdorf zuschauen. Der Rechtsaußen der HSG Nordsaar hat sich im Training das Knie verdreht.Foto: Horst Klos

Lukas Böing (hier beim Wurf) muss am Samstag gegen Brotdorf zuschauen. Der Rechtsaußen der HSG Nordsaar hat sich im Training das Knie verdreht.Foto: Horst Klos

Foto: Horst Klos

Keine Bilder im Fernsehen und zunächst auch keine im Internet auf der Seite der Deutschen Kreditbank, dem Anbieter der Live-Übertragung der deutschen Spiele bei der Handball-Weltmeisterschaft. Der Stream zum Auftakt der deutschen Auswahl gegen Ungarn fiel minutenlang aus. Nordsaar-Handballer Lukas Böing hat daraufhin die Computer-Maus heiß geklickt und schließlich das Spiel über den Stream eines anderen Internet-Portals verfolgt. "Es ist doch eine Katastrophe! Unsere Sportart steht super da, die Mannschaft ist klasse, aber im Fernsehen wird nichts gezeigt", schimpft der Rechtsaußen.

Die Spieler des Saarlandligisten HSG Nordsaar schauten sich am Dienstag vor dem eigenen Training die Partie der Nationalmannschaft gegen Saudi-Arabien in der Kabine auf dem Smartphone an. "In der Halle gibt es kein Wlan, sonst würden wir in der Cafeteria ein Public Viewing organisieren", sagt Böing. Seiner handballbegeisterten Oma hat er einen Internet-Stick besorgt, damit sie die Spiele im Wohnzimmer sehen kann. "Man stelle sich nur einmal vor: Deutschland putzt noch die Franzosen weg, dann wird doch das Wintermärchen von 2007 wiederholt. So etwas muss doch im Fernsehen gezeigt werden", hat der 27-Jährige kein Verständnis für das Gezerre um die Übertragungsrechte.

Die Nordsaar-Handballer wollen das nicht tatenlos hinnehmen. Im Internet auf ihrer Facebook-Seite unterstützen sie die Online-Petition der Plattform für Bürgerinitiativen, Petitionen und Kampagnen, damit Handball ähnlich wie etwa der Fußball in den Rundfunk-Staatsvertrag aufgenommen werden soll und die Spiele der Nationalmannschaft im Free-TV zusehen sind. Die Petition richtet sich direkt an den Petitionsausschuss des Bundestages und die Ministerpräsidenten der Länder. "Vielleicht ist über diesen Weg etwas zu erreichen", sagt der Lehramts-Student.

Im Heimspiel an diesem Samstag um 20 Uhr in der Sporthalle Marpingen gegen den Tabellenzwölften TuS Brotdorf wird er der HSG aber fehlen. Der Linkshänder des Saarlandliga-Vierten verdrehte sich beim Training das Knie. "Für mich ist das schwierig, draußen zu sitzen. Aber die Jungs machen das schon", meint er. Die Spiele gegen Brotdorf seien in der Vergangenheit immer enge Kisten gewesen. "Den vierten Tabellenplatz wollen wir mit einem Heimsieg festigen", erklärt Böing.

Im Kreis St. Wendel können die Handball-Fans aufatmen und gemeinsam das Nationalteam bei den WM-Spielen anfeuern. Die St. Wendeler Kneipe Spinnrad bietet Public Viewing für alle Interessierten an. Dies geschieht in Kooperation mit den Black-Bulls-Handballern aus Alsweiler.

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