Zu Beginn war wenig Zeit zum Schlafen

Berschweiler · Christine Hinsberger erinnert sich an ihre 30 Jahre als Wirtin der Bruche-Wirtschaft in Berschweiler zurück.

Auf stolze 30 Jahre als Gastwirtin kann in diesen Tagen Christine Hinsberger, Betreiberin des Gasthauses "Bruche Wirtschaft" im Marpinger Ortsteil Berschweiler, zurückblicken. Am 10. April 1987 übernahm Bruche Christine, wie sie im Ort und von ihren Besuchern genannt wird, den Wirtsbetrieb als Pächterin von ihrer Vorgängerin Uschi Groß. "An diesen Tag und auch an meine ersten beiden Gäste kann ich mich noch ganz genau erinnern", erzählt die 58-Jährige. Es waren zwei ältere Ortsansässige, "die sich mal ansehen wollten, wie das junge Mädel das so macht." In belehrender und kritischer Manier hätten sie die Arbeit der Neuwirtin kommentiert. Dann stellte sich schnell Hochbetrieb im Gasthaus ein. "Wir hatten nicht genügend Personal, und waren gelinde gesagt überfordert. Schon am frühen Abend war das Stamm-Pils der damaligen Schäfer Brauerei weggetrunken", erinnert sich Hinsberger. Die Arbeit als Wirtin war anstrengend, insbesondere an Schlafmangel musste sich die damalige Junggastronomin eigenen Angaben zufolge gewöhnen. Der Weg zur Arbeitsstätte allerdings war kurz, denn im Stockwerk über den Schankräumen lag die traditionell von den Wirten genutzte Wohnung. Hinsberger berichtet, dass der Alltag in Bruche Wirtschaft in den ersten zehn bis 15 Jahren stark durch das Vereinsleben im Ort geprägt war. Das Gasthaus war Vereinslokal des örtlichen Fußballvereines, im Festsaal übten regelmäßig der Musik- sowie der Männergesangverein. "Damals waren die Sonntage noch sehr gut besucht. Nach der morgendlichen Probestunde ging es weiter mit dem Frühschoppen, der nicht selten für den ein oder anderen auch ein Nachmittags- oder Abendschoppen wurde", witzelt die Wirtin.

"Aber das Wirtsleben ist nicht einfach", stellt Christine Hinsberger weiter fest. Immer wieder musste sie sich Änderungen und Umbrüchen stellen. Nach Schließung der Schäfer-Brauerei übernahm Karlsberg die vertraglich bestimmte Getränkebelieferung. Das Gebäude wurde verkauft, ein neuer Eigentümer war ab sofort Verpächter und Verhandlungspartner. Das Vereinsleben wurde mit den Jahren weniger, der örtliche Fußballverein betreibt sein eigenes Sportlerheim mit Ausschank. Und auch die Feierabendtrinker, die sich nach ihrer Schicht noch ein Bierchen genehmigen, werden immer weniger. Bruche Christine begegnete Veränderungen wie sie sagt "mit Offenheit, Mut und Zuversicht". Schließlich lernte sie ihren heutigen Ehemann Manfred Leist kennen. Auf dessen Initiative hin wurde der Rolly-Club-Berschweiler gegründet, und fortan wurde die Bruche Wirtschaft wieder ein Vereinslokal. Die 140 Vereinsmitglieder, zweimaliges Wochentrainig und regelmäßige Freitagsspieltage erhöhen deutlich die Gästezahl. "Zudem ist es wichtig", so Hinsberger, "immer wieder was Neues anzubieten." Seit 2013 gehören hierzu jährliche Fastnachtsfeiern. Zur Zeit findet jeden ersten Samstag im Monat eine "Jam-Night" statt. Dann spielen Bands aus der Region.

"Ein reibungsloser Wirtsbetrieb funktioniert allerdings nur mit Hilfe und Unterstützung der gesamten Familie", lautet das Fazit der Wirtin. Engste Vertraute und stetige Hilfe war und ist ihre Schwester Maria Strauch - von den Gästen kurz Mary gerufen. "Es war eine Zeit, mit vielen positiven Erlebnissen und Lebenserfahrungen, aber auch Momenten, in denen ich manchmal das Bedürfnis hatte, alles hinter mir zu lassen. Besonders vermisse ich so manche mir liebgewonnene Stammgäste, die mittlerweile verstorben sind", fasst Bruche Christine die vergangenen drei Jahrzehnte zusammen. "Ob ich die 40 Jahre schaffe, das weißich nicht", meint die Wirtin. "Aber ich", ruft Ehemann Manfred Leist im Hintergrund schmunzelnd, "denn ohne Wirtschaft geht bei Christine nichts ..."

Das Wirtsjubiläum wird am kommenden Samstag, 15. April, gefeiert.

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