Öffentlicher Druck wirkt Wunder

Unsere Woche · "Ich kann da ja eh nix dran ändern. Die da oben machen sowieso, was sie wollen." Eine immer wieder gehörte Floskel. Von einigen aus selbst erlebter Enttäuschung gern rezitiert. Von anderen als Allzweckwaffe eingesetzt, ihre eigene Trägheit und Bequemlichkeit zu legitimieren, warum sie sich nicht für eine Sache einsetzen.In dieser Woche allerdings werden Verwender dieser abgedroschenen Redewendung - egal aus welchem Motiv - Lügen gestraft.

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Foto: Robby Lorenz

Denn wenn sich Menschen vornehmen, etwas an einer aus ihrer Sicht in Schieflage geratenen Entwicklung zu ändern, dann gelingt das auch. Erstes Beispiel: Mitarbeiter des Unternehmens Elior im Freizeitpark am Bostalsee. Gewerkschafter brachten unhaltbare Zustände an die Öffentlichkeit: über erträgliches Maß hinausgehende Mehrarbeit, schlechte Bezahlung, tagtägliche Angst vor Jobverlust. Der Druck von außen scheint nun die Situation für die 120 Betroffenen zu verbessern. Zweites Beispiel: die Abschiebung eines Kriegsflüchtlings in einer Nacht- und Nebel-Aktion und die Trennung von seiner Ehefrau, was Empörung auslöste. Der Syrer kehrte auf eigene Faust zurück und hat zumindest die Chance, dass sein Verfahren nochmals geprüft wird. Vielleicht überdenken Verantwortliche derartige Ausweisungen. Und dann kann das Paar zusammenbleiben, egal, wo es später eine neue Heimat findet.

Dies beweist: Sich für eine Sache stark machen, sich gegenüber vermeintlich Stärkeren aufbäumen, ist nicht prinzipiell zum Scheitern verurteilt. Öffentlicher Druck kann helfen, Entscheidungen zu revidieren.

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