Zwischen Toleranz und Forderung nach neuem Pfarrer

Freisen · Einen gespaltenen Ort einen. Das möchte Freisens Ortsvorsteher Gerd Bonenberger. Daher hatte er für Montagabend zum Dorfgespräch ins Feuerwehrhaus geladen. 50 Bürger kamen – und teilten sich in zwei Lager.

 Kirchturmdenken in Freisen? Geht es nach Gerd Bonenberger soll es das nicht mehr geben. Er mahnt zur Einheit. Foto: B & K

Kirchturmdenken in Freisen? Geht es nach Gerd Bonenberger soll es das nicht mehr geben. Er mahnt zur Einheit. Foto: B & K

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Die Voruntersuchungen gegen den ehemaligen Freisener Pastor dauern an. Das Bistum ermittele in verschiedene Richtungen. Das sind die aktuellen Informationen aus der Pressestelle des Bistums Trier. Unmittelbar vor dem Dorfgespräch am Montagabend in Freisen lagen diese der Saarbrücker Zeitung vor.

Während das Bistum wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs ermittelt, ist Freisens Ortsvorsteher Gerd Bonenberger um Schadensbegrenzung bemüht. "So geht es nicht mehr weiter", sagt er den etwa 50 Bürgern, die ins Feuerwehrhaus gekommen sind. Seine Stimme wird streng, als er vom gestörten Dorffrieden spricht. Es könne nicht sein, dass eine Angelegenheit der Kirche zu einem Nachbarschafts- oder gar Familienstreit werde. Seine Forderung: "Lasst die Kirche im Dorf, sonst machen wir alles kaputt."

Bonenberger hält mehrere Blätter in die Höhe. Briefe mit Anschuldigungen und Beleidigungen, die seiner Aussage nach unter die Gürtellinie gehen. "Die habe ich alle heute bekommen", sagt er. Darin biete ein Schreiber gar Freisen Rheinland-Pfalz an. "So macht Ehrenamt keinen Spaß", zeigt sich Bonenberger enttäuscht. Mit Meckern komme der Ort nicht weiter. Bonenberger fordert: "Es sollte lieber mal jemand einem Brief schreiben und mir sagen, wie man es besser macht."

In der angeregten Diskussion wird deutlich: Es gibt zwei Lager - die, die dem ehemaligen Freisener Pfarrer , gegen den das Bistum ermittelt, die Treue halten; und die, die Pfarrer Hanno Schmitt verteidigen. Auch wenn zwischenzeitlich immer wieder Forderungen nach Toleranz und einem Schlussstrich laut werden, ändert sich diese Spaltung im Laufe des etwa zweistündigen Gesprächs nicht. Fast hat man den Eindruck, es gehe nicht nur um die Pastorfrage, sondern auch um das Zerwürfnis zwischen Freisen und Oberkirchen.

Sätze wie "Zu so einem Pastor (Schmitt; Anm. d. Red.) kann ich nicht gehen" zeugen nicht unbedingt von Toleranz. Auch der Vorschlag an diesem Abend, das Bistum um einen neuen Pfarrer zu bitten, sieht nicht nach Akzeptanz aus. Burkhard Becker, der in der Kirchenarbeit aktiv ist, betont jedoch: "Grügelborn, Oberkirchen, Wolfersweiler und Reitscheid stehen hinter Schmitt." Becker bezweifelt, dass sich ein neuer Pfarrer in der jetzigen Situation auf die Stelle in Freisen bewerben werde. "Dann hätten wir die Situation wie in Oberthal, dort ist die Stelle seit zwei Jahren vakant." Auch Bonenberger betont: "Ich habe nichts gegen Schmitt." Auch wenn ein gegenteiliger Anschein entstanden sei.

Am Ende sind sich alle einig: Das Bistum muss handeln. Muss Klarheit schaffen. Transparenz. Und Bonenberger fordert nach diesem, wie er sagt, "guten Gespräch" mehr Miteinander, weniger Klatsch und Tratsch: "Wir müssen unserem Pastor den Rücken stärken." Dazu Becker: "Pastöre kommen und gehen, aber unsere Gemeinde bleibt."

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