Missbrauchsvorwürfe in Freisen: Hat Bistum weggehört?

Freisen · Lange hat es in Freisen rumort. Der Verdacht, ein Pfarrer könne sich an Kindern vergriffen haben, kam auch Geistlichen im Dekanat St. Wendel zu Ohren. Daraufhin wollen sie Bischof Stephan Ackermann informiert haben.

Neue Vorwürfe im Fall des mutmaßlichen Kindesmissbrauchs durch einen ehemaligen Freisener Pfarrer : Demnach soll das Trierer Bistum von Geistlichen selbst schon vor Jahren auf die Verdächtigungen aufmerksam gemacht worden sein. Das berichtet jetzt ein Priester der Saarbrücker Zeitung. Damals sei aber nichts geschehen. Die Diözese soll sich nicht darum bemüht haben, mit dem betreffenden Pastor Kontakt aufzunehmen, um die Angelegenheit zu klären, geschweige denn Anzeige erstattet haben.

Wie der Priester schildert, sollen die Missbrauchsvorwürfe Thema während einer Pfarrerkonferenz des Dekanats St. Wendel gewesen sein. Zu diesen Arbeitsgesprächen kommen die leitenden Pfarrer aus der regionalen Verwaltungseinheit alle ein bis zwei Monate zusammen. An der besagten Sitzung, als dieser Verdacht zur Sprache gekommen sein soll, nahmen nach SZ-Informationen Klaus Leist (St. Wendel), Ulrich Graf von Plettenberg (Theley), Michael Pauken (Oberthal), Stefan End (Neunkirchen/Nahe), Hanno Schmitt (Oberkirchen) und eben Dechant Volker Teklik teil.

Im Anschluss sei ein Schreiben an die Diözese mit den entsprechenden Hinweisen gegangen. "Aber es ist nichts geschehen", wirft ein Priester gegenüber unserer Zeitung dem Bistum vor. Es sei bei ihm der Eindruck entstanden, dass der zuständige Weihbischof "die schützende Hand" über den beschuldigten Amtskollegen gehalten habe und deshalb in dieser Sache nicht ermittelt worden sei.

Die Pfarrerkonferenz habe sich dazu entschlossen, Bischof Stephan Ackermann zu informieren, nachdem die Beteiligten nicht nur Hinweise aus der Bevölkerung erhalten hatten, sondern einige von ihnen selbst Zeugen gewesen seien, "wie auffällig der Pfarrer mit Kindern unterwegs war", beschreibt es der Informant.

Auf eine entsprechende Anfrage seitens der SZ gab es am Mittwoch von der bischöflichen Pressestelle in Trier keine Auskunft.

Der betreffende Freisener Pfarrer ist mittlerweile im Ruhestand. Gegen ihn ermittelt die Saarbrücker Staatsanwaltschaft aufgrund einer neuen Anzeige wegen des Verdachts auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger. Es gehe dabei um ein mutmaßlich weiteres Opfer. Die Anzeige stammt vom Bistum selbst, das seinerseits ebenfalls untersucht. Es ist mittlerweile das vierte Verfahren. Zwei wurden wegen mangelnden Tatnachweises 2013 und 2015 eingestellt, das von 2006 wegen Verjährung. Während die staatliche Instanz Verjährung kennt, sieht Kirchenrecht dies nicht vor.

Das Bistum untersagte dem Ruhestandspriester, bis zum Ende der Untersuchungen Gottesdienste zu feiern. Außerdem ist ihm der Kontakt zu Kindern und Jugendlichen untersagt.

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