Innehalten und nicht vergessen

Walter Sender kämpfte energisch gegen die Nationalsozialisten. Nach dem Anschluss des Saargebiets an Deutschland ging der jüdische Rechtsanwalt ins französische Exil. Nun wurde ein Platz nach ihm benannt.

 Bodo Bost, Michele Schwarz, Landrat Udo Recktenwald, Nicole Soum, Hermann Josef Schmidt, Ortsvorsteherin Marianne Weicherding, Armin Lang und Willi Portz (v.l.) bei der Einweihung. Foto: B & K

Bodo Bost, Michele Schwarz, Landrat Udo Recktenwald, Nicole Soum, Hermann Josef Schmidt, Ortsvorsteherin Marianne Weicherding, Armin Lang und Willi Portz (v.l.) bei der Einweihung. Foto: B & K

Foto: B & K

Tholey. Walter Sender wurde 1885 in Tholey geboren. Der jüdische Mitbürger engagierte sich als Sozialdemokrat. Er warnte früh vor dem Nationalsozialismus und dem Wiederanschluss des Saarlandes an Deutschland. Er vertrat seine Meinung, obwohl die Stimmung in der Bevölkerung klar für eine Eingliederung des Saargebiets war. Nach der Abstimmung am 13. Januar 1935 floh er mit seiner Frau und beiden Kindern nach Paris. Dort arbeitete er bis zum Kriegsausbruch als Rechtsanwalt nach. Nach dem Einmarsch deutscher Truppen versteckte er sich in den Bergen Südfrankreichs. Er überlebte den Krieg und starb 1961 in Luzern.

Auf halben Wege von Tholey nach Theley liegt der jüdische Friedhof auf einer Anhöhe vor dem Wareswald. Vor dessen Tor wurde der Walter-Sender-Platz eingeweiht. In Erinnerung an den Widerstandskämpfer solle der Platz laut Landrat Udo Recktenwald zum Innehalten und Ins-Gespräch-kommen einladen.

Der Walter-Sender-Platz ist einer von sieben Orten gegen das Vergessen im Landkreis St. Wendel. Das Projekt wurde vom Adolf-Bender-Zentrum (ABZ) geplant und mit Geldern der Kulturlandschaftsinitiative (Kulani) und das Landkreises finanziert.

Zur Einweihung kamen Senders Enkelinnen Michelle Schwarz (Saarbrücken) und Nicole Soum (Luxemburg), die ihren Großvater als energischen Menschen in Erinnerung behalten haben. Armin Lang, Leiter des ABZ, würdigte die Standhaftigkeit Senders. Er schwamm gegen den Strom und habe seine Meinung in einer Zeit kund getan, in der Juden als Sündenböcke herhalten mussten. "Sender hatte aber auch die Größe eigene Fehler einzugestehen", sagte Lang. Sender sei zunächst gegen die erneute Eingliederung des Saarlandes an Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen, widerrief dies aber, nachdem sich Deutschland als verlässlicher demokratischer Staat erwiesen hatte.

Auf dem jüdischen Friedhof in Tholey steht ein Gedenkstein; er wurde auf Initiative Senders errichtet und gedenkt der Opfer des Nationalsozialismus. Es gibt nicht nur jüdische Gräber, hier ruhen auch 75 russische Kriegsgefangene, die im Theleyer Lager umgekommen waren.

Tholey war ein Ort mit einer großen jüdischen Gemeinde. Die ersten siedelten sich vermutlich schon im 18. Jahrhundert hier an. 1843 lebten 90 jüdische Mitbürger in Tholey - zehn Prozent der gesamten Bevölkerung. 1863 weihte die Gemeinde ihre eigene Synagoge ein. An deren Stelle steht heute ein Wohngebäude.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort