Englischer Adel prägte das Maß

St Wendel · Was hat die Länge eines Marathonlaufes mit St. Wendel zu tun? Die Antwort auf diese Frage liefert Hans Josef Demuth aus Bliesen, der sich sowohl fürs Laufen als auch für Heimatgeschichte interessiert.

 Auch beim Globus Marathon wird eine Strecke über 42,195 Kilometer gelaufen.Foto: atb

Auch beim Globus Marathon wird eine Strecke über 42,195 Kilometer gelaufen.Foto: atb

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Was hat die Länge eines Marathonlaufes mit St. Wendel zu tun? Die Strecke des Marathonlaufes ist - wie allgemein bekannt - 42,195 Kilometer lang. Zu diesem doch etwas ungewöhnlichen Maß wurden einige Anekdoten erfunden. Es wird heute allgemein anerkannt, dass die folgende Geschichte der Wahrheit am nächsten kommt.

Bei den Olympischen Spielen in London im Jahre 1908 äußerte die Prinzessin von Wales den Wunsch, den Start des Marathonlaufes mit ihren Kindern von ihrer Ostterrasse von Schloss Windsor aus verfolgen zu können. Diesem Wunsch wurde seitens der Organisatoren entsprochen. Die endgültige Vermessung dieser Strecke ergab eine Länge von "26 Miles 385 Yards", umgerechnet 42 195 Meter.

Bei den nachfolgenden Olympischen Spielen waren die Streckenlängen des Marathonlaufes 1912 in Stockholm 40 200 Meter und 1920 in Amsterdam 42 750 Meter. In einer Sitzung im Mai 1921 in Genf befasste sich die Regelkommission der "Internationalen Leichtathletik Föderation" (IAAF) damit und schrieb das Maß von London, also 42 195 Meter, für die Olympischen Spiele 1924 in Paris und die nachfolgenden Spiele fest. Diese Streckenlänge wurde auch beibehalten und hat bis heute Gültigkeit.

Verwandt mit Prinzessin

Was hat nun das Geschilderte mit St. Wendel zu tun? "Unsere Luise", Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld, wohnte von 1824 bis zu ihrem Tode im Jahre 1831, in St. Wendel. Sie hatte zwei Söhne, Ernst und Albert, die aber nicht in St. Wendel lebten. Der zweite Sohn Albert (1819 bis 1861) heiratete 1839 Viktoria (1819 bis 1901), die spätere Queen von England. Deren Sohn Albert Eduard (Eduard III., 1841 bis 1910) heiratete Alexandra von Dänemark. Aus dieser Ehe stammt der Sohn Georg (Georg III., 1865 bis 1936), der Maria von Teck (1867 bis 1953) heiratete. Mit ihr hatte er sechs Kinder. Maria war die oben erwähnte "Prinzessin von Wales". Sie war also die Ur-Schwiegertochter und ihre Kinder waren die Ururenkel unserer Luise. Zum Zeitpunkt der Londoner Spiele im Jahre 1908 waren die ältesten Kinder 14, 13 und elf Jahre alt. Diese waren sicherlich die eigentlichen Triebfedern, die eine Verlegung des Marathonstarts vor die Ostterrasse von Schloss Windsor forderten. Damit ist die Verbindung zu St. Wendel hergestellt. Dank "Luises" Ururenkeln beträgt die Marathonstrecke 42 195 Meter.

 Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld lebte von 1824 bis zu ihrem letzten Tag in St. Wendel. Foto: bayrische schlösserverwaltung

Herzogin von Sachsen-Coburg-Saalfeld lebte von 1824 bis zu ihrem letzten Tag in St. Wendel. Foto: bayrische schlösserverwaltung

Foto: bayrische schlösserverwaltung

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Zur PersonHans Josef Demuth wurde 1940 in Bliesen geboren und war bis zum Ruhestand Verwaltungsbeamter. Er treibt seit seiner Kindheit Sport, ist seit 1952 Mitglied im Turnverein Bliesen. 1974 gründete er den ersten saarländischen Lauftreff in Bliesen. Nach wie vor ist er Leiter beim gleichen Lauftreff, der sich heute allerdings Bosenberg-Lauftreff St. Wendel nennt. Er interessiert sich für die historische Entwicklung des Laufens und ist Vorsitzender des Heimatvereins Bliesen. him

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