Da wird selbst der graue Wolf nochmal jung

St Wendel · Eigentlich gehörte er ins Krankenbett. Doch stattdessen gab Markus Volz am Wochenende Vollgas - und fuhr am Sonntag beim Supermoto-Rennen sogar auf Platz drei. Nicht nur er biss beim Heimrennen auf die Zähne.

 Ganz schön schräg: Dirk Spaniol driftet auch mit 45 Jahren noch wie ein junger Gott. Das Rennfahren ist für den Hirzweiler wie ein Jungbrunnen. Fotos: Niegtsch

Ganz schön schräg: Dirk Spaniol driftet auch mit 45 Jahren noch wie ein junger Gott. Das Rennfahren ist für den Hirzweiler wie ein Jungbrunnen. Fotos: Niegtsch

 Volles Feld, volle Tribünen: Bei endlich mal wieder gutem Wetter kamen 7000 Zuschauer zur Supermoto nach St. Wendel.

Volles Feld, volle Tribünen: Bei endlich mal wieder gutem Wetter kamen 7000 Zuschauer zur Supermoto nach St. Wendel.

 „Der graue Wolf aus Hirzweiler“: Dirk Spaniol (45).

„Der graue Wolf aus Hirzweiler“: Dirk Spaniol (45).

Die Benzin-geschwängerte Luft erzittert unter dem ohrenbetäubenden Aufheulen der hochgezüchteten Maschinen - 29 Motorräder jagen auf die erste Kurve zu. Drei Sekunden, in denen nicht nur den Fahrern das Adrenalin durch die Adern schießt. Der Start des letzten Supermoto-Rennens am Sonntag in St.Wendel sorgt noch einmal für Gänsehautatmosphäre - auch bei den zahlreichen Fans an der Strecke im Wendelinuspark.

An der Spitze machen die Favoriten den Sieg unter sich aus: Die Husqvarna-Piloten Marcus Class und Lukas Höllbacher fahren derzeit in einer eigenen Liga. Dahinter pflügt ein Saarländer durchs Feld, der eigentlich ins Krankenbett gehört: Markus Volz aus Dirmingen.

Volz foltert sich selbst

"Ich habe mir im Training vorige Woche die Schulter ausgekugelt und am Samstag gleich wieder", berichtet der 37-jährige KTM-Pilot. Dennoch steht er beim Heimspiel am Start. "Ich habe schmerzstillende Spritzen in den Gelenkspalt bekommen. Ich brauchte ein paar Runden, um den Schmerz rauszufahren." Dann fährt Volz wie entfesselt, rast auf den vierten Platz im Gesamtklassement, Rang drei in seiner Klasse S1 bis 450 Kubikzentimeter.

Die gleiche Platzierung schafft ein anderer Saarländer auch im ersten Lauf der Hubraum-offenen Klasse S2. Der mittlerweile 45 Jahre alte Dirk Spaniol setzt sich nach dem Start an die dritte Position und verteidigt diesen Platz bis ins Ziel - eine herausragende Leistung des Routiniers. "Da fühlst du dich das ganze Wochenende wie ein alter Mann", sagt der "graue Wolf aus Hirzweiler" im Ziel lachend. "Und plötzlich ist das alles wie weggeblasen."

Abends wird zusammen gegrillt

Doch nicht nur die Königsklassen lieferten in St.Wendel wieder großen Motorsport. So kamen nach dem Rennen der Klasse Ü40 alle Teilnehmer zur Siegerehrung. "Damit zeigen wir den Respekt vor den Siegern. Aber für uns ist es mehr. Bei uns wird jeder am Leben gelassen - auch der Langsamste", erklärte Christoph Welter aus Gonnesweiler. "Am Samstagabend haben wir alle zusammen gegrillt und an einem ganz langen Tisch ganz lange zusammengesessen." Denn auch das ist Supermoto - vor allem in St.Wendel. Doch auch die "alten Herren" haben es auf der Strecke richtig krachen lassen, für Welter reichte es darum "nur" für die Plätze 13 und 25. "Der Geist war willig", sagte der Mann, den sie "Ziege" nennen, "aber die Kondition war schwach."

Supermoto ist auch ein Familiensport - zumindest bei den Welters. Sohn Yannick kam im ersten Lauf bei den Amateuren auf Platz drei, im zweiten immerhin auf Platz fünf. "Ich bin eigentlich als Vierter weggekommen, hatte dann aber einen Sturz", erzählte die "Mikro-Ziege", der sich dabei zwei Finger heftig geprellt hat. "Es war ein doofer Fehler, aber das ist halt Rennsport. Riesenspaß hat es trotzdem gemacht." Dass Supermoto-Rennsport nicht nur Männersport ist, bewies Eva Stein. Die Rüsselsheimerin fuhr in beiden Läufen der Amateure der männlichen Konkurrenz auf und davon.

Bei besten äußeren Bedingungen verliefen die meisten Stürze glimpflich, nur ein Fahrer musste mit schwereren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden (wir berichteten). Das gute Wetter - und der freie Eintritt bei den Trainingsläufen am Samstag - bescherten den Veranstaltern vom ADAC Saarland auch wieder deutlich mehr Zuschauer als in den beiden verregneten letzten Jahren. Mehr als 7000 Fans sollen die Faszination Supermoto in St. Wendel miterlebt haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort