Oberthal im Wind-Rausch

Oberthal · Vier Windräder auf dem Oberthaler Leißberg drehen sich seit Januar fleißig. Am Montag gab es die offizielle Eröffnung. Die Beteiligten schlossen die Anlagen symbolisch ans Netz an.

 Blick auf die vier Windräder auf dem Oberthaler Leißberg. Foto: VSE

Blick auf die vier Windräder auf dem Oberthaler Leißberg. Foto: VSE

Foto: VSE

Der Wind pfiff am Montagnachmittag über den Leißberg hinweg. Ganz so, als wolle er beweisen, dass die vier Windräder hier zurecht stehen. Dabei waren die am Windpark Beteiligten davon schon lange vor dem Bau der Anlagen überzeugt. Am Montag wurde nun die offizielle Inbetriebnahme des Windparks Oberthal gefeiert. Bereits Anfang des Jahres war das letzte der vier Windräder ans Netz gegangen. Dass die Anlagen seitdem gut gearbeitet haben, belegte VSE-Vorstand Tim Hartmann mit einer aktuellen Zahl. Just in dem Moment, als die Feier begann, war die Leistung von zehn Millionen Kilowatt pro Stunde erreicht. Künftig sollen die Windräder rund 24 600 Megawatt Energie im Jahr erzeugen. Damit können rund 7000 Drei-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden. Nach eigenen Angaben hat der Energieversorger VSE 18,6 Millionen Euro in den Windpark investiert.

"Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen", zitierte Hartmann ein chinesisches Sprichwort. In Oberthal hätten die Menschen keine Mauern oder Vorbehalte gegenüber der Windenergie aufgebaut, sondern das Projekt von Anfang an zu dem ihrigen gemacht. 148 Transporte brachten alle Windrad-Teile auf den Leißberg. Hartmann erinnerte an einen der Transporte, der an einer Kurve gestoppt wurde und zwangsweise 24 Stunden in Oberthal Station machte. Als es nachts weiterging, herrschte "Volksfeststimmung" entlang der Strecke. Während Hartmann sprach, liefen Bilder des nächtlichen Transportes, der verschiedenen Bauphasen und des zuständigen Teams über einen Bildschirm im Festzelt. Ein Miniatur-Windrad drehte sich ohne Pause. So auch die Anlagen außerhalb des Zeltes.

"Oberthal hat 2013 mit dem Windpark im wahrsten Sinne des Wortes für richtig viel Wind gesorgt", sagte Bürgermeister Stephan Rausch (CDU). "Aus Sicht der Gemeinde bewahrheitet sich bei diesem Projekt der Spruch ,Aller guten Dinge sind drei'. Wir partizipieren als Grundstückseigentümer an den Pachteinnahmen, als Mitgesellschafter der Windpark Oberthal GmbH an den Gesellschaftsgewinnen und freuen uns auf Gewerbesteuer-Einnahmen, da die Gesellschaft ihren Sitz in Oberthal hat."

Aber nicht nur die Gemeinde, sondern auch einzelne Bürger können von dem Windpark profitieren. Eine Beteiligung durch die Bürgerenergiegenossenschaft St. Wendeler Land oder durch Darlehen ist möglich. Für letzteres haben sich 158 Bürger der Gemeinde entschieden. Für Saar-Wirtschaftsministerin Anke Rehlinger (SPD) ist der Windpark auf dem Leißberg ein mustergültiges Projekt, mit dem mehrere Ziele erreicht worden seien: ein Beitrag zur Energiewende und ein Beitrag zur Windenergie ohne Debatten. "Sicher, nachhaltig und bezahlbar. Das ist der saarländische Anspruch bei der Gestaltung der Energiewende", bekräftigte Rehlinger. Das Stichwort Energiewende griff auch Landrat Udo Recktenwald (CDU) in seiner Rede auf. Diese müsse regional gelingen. "Das ist nur möglich, wenn sie regional getragen wird und auch regionale Wertschöpfung stattfindet", so Recktenwald.

Um sein Ziel zu erreichen, bis 2050 Null-Emissions-Landkreis zu werden, hat der Landkreis St. Wendel ein Netzwerk aufgebaut. Dazu zählt die Energie-Projekt-Gesellschaft St. Wendeler Land. Diese habe, so Rausch, auch Oberthal beratend in Sachen Windenergie zur Seite gestanden. Doch eine Beteiligung an der Windpark Oberthal GmbH war nach dem Kommunalselbstverwaltungsgesetz (KSVG) nicht möglich. Zumindest bislang. Denn heute wird der Landtag die Änderungen einiger kommunalrechtlicher Vorschriften beschließen. Betroffen ist auch die erneuerbare Energie. "Den Landkreisen wird künftig erlaubt, im Bereich erneuerbare Energie wirtschaftlich tätig zu sein", erklärte Magnus Jung, kommunalpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion gestern der SZ. Bedingung sei die Zusammenarbeit mit mindestens einer Gemeinde. Diese Änderung bringe die Energiewende und gleichzeitig die Kommunen wirtschaftlich voran.

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