Neue Begleiter für die letzte Reise

St Ingbert · Zertifikatsübergabe im Caritas-Zentrum St. Ingbert: 14 Ehrenamtliche dürfen sich jetzt um schwerstkranke Menschen kümmern und sie bis zum Tod begleiten. Die neuen Hospizhelfer und -helferinnen wurden auf diese Arbeit ein halbes Jahr lang in Seminaren und Workshops vorbereitet.

 Die neuen Hospizhelferinnen und -helfer sowie ihre Unterstützer nach der Zertifikationsübergabe vor dem Caritas-Zentrum hinter der Engelbertskirche in St. Ingbert. Foto: Dieter Schmitt

Die neuen Hospizhelferinnen und -helfer sowie ihre Unterstützer nach der Zertifikationsübergabe vor dem Caritas-Zentrum hinter der Engelbertskirche in St. Ingbert. Foto: Dieter Schmitt

Foto: Dieter Schmitt

21 Kursabende und vier Wochenenden haben die 14 Absolventen des "Qualifikationskurses zur Begleitung von Schwerstkranken und ihren Angehörigen" auf sich genommen. Freiwillig. Sie alle möchten helfen. Und dürfen es jetzt auch. Denn bei aller Freiwilligkeit und ehrenhaften Absichten ist es aus Sicht der Organisatoren notwendig, Grundwissen und auch Praxiserfahrung zu haben. "Grundlegende Kenntnisse sind wichtig, um auf schwierige Fragen die richtigen Antworten geben zu können. Außerdem gibt Wissen Sicherheit", erklärt Gabriele John-Neumann, die Koordinatorin des Ökumenischen Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienstes in Homburg. In den ersten Kursstunden geht es etwa um die Angebote im Saarpfalz-Kreis, um Bestattungswesen sowie um Aufgaben nach dem Todeseintritt. Später kommen beispielsweise Krankheitsbilder in der Palliativmedizin , Pflegestufe und Sozialleistungen, Geschichte des Todes, Palliativpflege, Trauerarbeit, Schmerztherapie in der Palliativmedizin , Rituale und Abschiedsrituale hinzu. Schließlich beschäftigen sich die Ehrenamtlichen auch mit rechtlichen Aspekten wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung.

Nähe und Distanz auszutarieren, zu den Sterbenden ebenso wie zu den Angehörigen. Dies sieht auch Absolvent René Wendling als größte Herausforderung für sich. Der 39-Jährige gebürtige St. Ingberter, wohnhaft heute in Bexbach, hat vor zwei Jahren seinen Vater verloren - und damals die Unterstützung einer Hospizhelferin erfahren. "Ich fand es faszinierend zu erleben, dass es jemand gibt, der so viel Kraft schenken kann." Seine sechs Jahre ältere Schwester hat den Qualifikationskurs vor genau einem Jahr mitgemacht. Sie ist nun Teil der Hospizgruppe in Ommersheim und steht für ehrenamtliche Tätigkeiten zur Verfügung. Auch Wendling ist jetzt bereit für den Einsatz in Familien. Und sollte er angefragt werden, würde er sich beruflich die Zeit nehmen, ehrenamtlich einem Sterbenden und seinen Angehörigen beizustehen.

Alle anderen im Kurs sind Frauen. Die Jüngste ist 39 Jahre alt und studiert in Homburg Medizin. Ester Seidel erwägt in die Palliativmedizin zu gehen und wollte durch den Hospizkurs ausloten, ob sie das wirklich will und kann. Das steht auch jetzt noch nicht fest. Was sie auf jeden Fall will, ist ehrenamtlich als Hospizhelferin zu arbeiten. Gerade das Berufsleben abgeschlossen hat Barbara Völker aus Bexbach. Die 64-jährige ehemalige Lehrerin sagt, sie habe wertvolle Infos durch den Kurs erhalten, etwa dass man heute viel weniger Schmerzen ertragen muss als früher. Ihre gleichaltrige Freundin Roswitha Ecker aus Limbach erzählt ähnliches und berichtet vom Tod ihres Vaters vor acht Jahren. "Damals waren meine Mutter und ich ziemlich hilflos. Das Wissen von heute hätte mir so einiges erspart." Alle Teilnehmer haben neben der Theorie auch ein Pflegepraktikum absolviert. Rita Selinger-Omlor aus Bexbach hat dies in der Sozialstation absolviert. "Ich habe dadurch erfahren, was sich hinter den vielen Türen verbirgt. Es gab so manches Leid." Die 63-Jährige sagt von sich, sie habe immer schon recht offen über Krankheit und Tod sprechen können. "Der Kurs war aber das letzte Puzzleteilchen. Jetzt ist die Sache für mich rund."

Der nächste Qualifikationskurs findet voraussichtlich im Januar 2016 statt.

Zum Thema:

Auf einen BlickDie künftigen Hospizhelfer/innen: Sigrid Bohnerth, Pia Borkenhagen, Roswitha Ecker, Helga Johänntgen, Petra Klein, Anna Lavall, Monika Ruffing-Raber, Barbara Schmuck, Anke Schneider, Ester Seidel, Rita Selinger-Omlor, Birgit Simon, Barbara Völker, René Wendling. red

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