Schwerer Stahl, leichte Eleganz

St Ingbert · In St. Ingbert und Umgebung gibt es viele Werke, die als „Kunst im öffentlichen Raum“ bezeichnet werden. Da Sehen nicht gleichzeitig auch Wahrnehmen bedeutet, bleiben sie oft unbeachtet und gehen unter im vertrauten Stadtbild. Ihnen gilt die Aufmerksamkeit dieser Artikelreihe, die in loser Folge Einzelwerke der „Kunst im öffentlichen Raum“ vorstellt. Heute Teil 2: Sigrún Ólafsdóttir.

 Die zehn Meter hohe Stahlskulptur von Sigrún Ólafsdóttir am Rohrbacher Kreisel heißt „Erdentspannung“. Foto: Brigitte Quack

Die zehn Meter hohe Stahlskulptur von Sigrún Ólafsdóttir am Rohrbacher Kreisel heißt „Erdentspannung“. Foto: Brigitte Quack

Foto: Brigitte Quack

Dass die zehn Meter hohe Stahlskulptur von Sigrún Ólafsdóttir den Kreisel am Ortsausgang von Rohrbach schmückt, ist in erster Linie der Festo zu verdanken. Denn 2005 übernahm das ortsansässige Unternehmen die Kosten für das 2,7 Tonnen schwere Kunstwerk, das seither St. Ingberts Bestand der "Kunst im öffentlichen Raum " um ein wesentliches Element bereichert. "Erdentspannung" nennt die isländische Künstlerin ihre filigrane Plastik, die sich gen Himmel streckt.

Bis zur Höhe von zehn Metern schwingen sich stählerne Kreise zwischen drei bis vier schlanken Streben empor. Dabei öffnen sich die unterschiedlich langen Streben in leichter Biegung nach oben und die teilweise versetzten Kreise haben unterschiedlichen Umfang. So erhält diese Skulptur eine besondere Dynamik, die der Erdanziehung entgegenzuwirken scheint. In der Tat entsteht der Eindruck, als solle hier etwas in den Kosmos entsandt werden, als solle die Erde titelgemäß "entspannt" werden. Beeindruckend ist wie stets im Werk von Ólafsdóttir der Umgang mit dem harten, schwer biegsamen Material. Der Stahl wird im künstlerischen Gestaltungsprozess regelrecht transformiert und entfaltet eine spielerische Leichtigkeit und Eleganz, die seinem eigentlichen Wesen widerspricht. So werden in dieser Plastik erdlastiges Gewicht und schwingende Bewegung gegeneinander gesetzt. Zwei unterschiedliche Kräfte, die miteinander versöhnt und ins Gleichgewicht gebracht werden. Das ist dann eben auch das grundlegende Thema der Künstlerin: das Ausbalancieren gegensätzlicher Prinzipien in Skulpturen, die wie diese häufig als "bewegte Raumzeichnungen" einherkommen.

Sigrún Ólafsdóttir wurde 1963 im isländischen Reykjavik geboren. An der dortigen Myndlista og Handíðaskóli Íslands studierte sie Bildhauerei (1986 bis 1989), bevor sie an der Saarbrücker Hochschule der Bildenden Künste ein Studium in Freier Kunst und Bildhauerei absolvierte und Professor Wolfgang Nestlers Meisterschülerin wurde.

Die in Saarbrücken lebende Künstlerin konnte sich bereits über Stipendien und Preise in Deutschland, den USA und Island , sowie über zahlreiche Ausstellungen freuen.

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