Spielkarten-Entwürfe vom großen Maler

St Ingbert · Den Kunst-Coup werden sie nicht vergessen: Heimat- und Verkehrsverein und Weisgerber-Stiftung konnten zwei Blätter mit je zwei Spielkarten-Königen ersteigern. Gemalt wurde sie 1902, als Weisgerber seinen Militärdienst leistete.

 So sehen die Spielkarten-Entwürfe von Albert Weisgerber aus, die er 1902 malte. Der Heimat- und Verkehrsverein erwarb die Originale. Foto: Cornelia Jung

So sehen die Spielkarten-Entwürfe von Albert Weisgerber aus, die er 1902 malte. Der Heimat- und Verkehrsverein erwarb die Originale. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

Konrad Weisgerber und Andrea Fischer ist vor einigen Wochen ein Coup gelungen, über den sie sich auch heute noch riesig freuen können. Denn der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) und die Kuratorin der Weisgerber-Stiftung haben einen "echten" Weisgerber bei einer Münchner Auktion ersteigern können. Schon seit geraumer Zeit hatte Konrad Weisgerber den Markt sondiert und war immer dann zur Stelle, wenn wieder irgendwo in Deutschland ein Gemälde des St. Ingberter Malers veräußert wurde. Meist wurden die Werke im Verlauf der Versteigerung zu teuer oder gefielen nicht. Das traf auf die beiden Bilder, die im Auktionskatalog wie folgt beschrieben werden, aber nicht zu: "Karikaturhafte Darstellungen zweier Könige und zweier Buben (laut Fischer sind es allerdings vier Könige, die Red.) in den vier Farben des deutschen Blatts: Herz, Schelle (beide in Rot und Schwarz), Laub und Eichel (beide in Grün und Schwarz). Entstanden im Jahr 1902, als Weisgerber in München seinen Militärdienst ableistete.

Mit der üblichen Signatur in individuellen Kapitalbuchstaben mit A-W-Ligatur. Obendrein sind die Bilder, gemalt mit dem wasserlöslichen, gut deckenden Farbmittel Gouache, nicht unbedingt die "typischen" Weisgerber, wie man sie von diversen Ausstellungen im vergangenen Jahr anlässlich seines 100. Todestages kennt. Die Gouachemalereien ergänzen vielmehr das Bild, das man von ihm als vielseitigem Künstler gewonnen hat.

Er war nicht nur in verschiedenen Maltechniken und -stilen zu Hause, sondern er hatte auch eine breite Themenpalette. Er verdiente als (Gebrauchs-)Grafiker, Illustrator und Karikaturist, beispielsweise für die satirische Zeitschrift "Jugend", sein Geld.

Humorvolle Seite

Seine humorvolle und praktische Seite, die sich in Karikaturen und Werbeplakaten widerspiegelt, sieht man heute seltener. Seine Buchillustrationen für Gerlachs Jugendbücherei, die Till Eulenspiegels Geschichten oder Grimms Märchen zieren, gleichen im Stil den Illustrationen der vier Spielkarten-Figuren. Deren Erwerb für 4400 Euro war durch die Einnahmen aus dem Verkauf des vom HVV herausgegebenen Weisgerber-Kalenders für 2016 möglich geworden. "Wir wollten den Erlös den Kunstinteressierten zugute kommen lassen. Die den Kalender gekauft haben, sollen auch wieder etwas davon zurück bekommen", so das Ansinnen von Konrad Weisgerber. Zu sehen sind die der Weisgerber-Stiftung als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellten Blätter erst, wenn das Museum in der Neuen Baumwollspinnerei seine Pforten öffnet. Mit einem Termin legte sich Oberbürgermeister Hans Wagner bei der Übergabe der Weisgerber-Könige durch den Verein an die Stiftung noch nicht fest. Bis dahin ist aber für Andrea Fischer in jedem Falle noch genügend Zeit, um herauszufinden, ob sich Albert Weisgerber vielleicht mit der Darstellung eines Teils des deutschen Skatblattes für eine Auftragsarbeit bewerben wollte und wem die Gesichter der kauzig dreinschauenden gekrönten Häupter gehörten, die wohl reale Vorbilder in Politik und Kirche hatten. "Fantastisch" nannte der Oberbürgermeister den Ankauf der zwei Weisgerber-Blätter und fand es bemerkenswert, welches Renommee Albert Weisgerber in der Kunstszene hat und für welche Preise manche seiner Werke "über den Tisch gehen".

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