Wohnraum dringend gesucht

St Ingbert · Schlaf- statt Sportstätte: Nach den Klassensälen wird jetzt auch die Turnhalle der Schillerschule in St. Ingbert zur Flüchtlingsunterkunft umfunktioniert. Doch damit ist es nicht getan. Um weitere Flüchtlinge unterzubringen, sucht die Stadtverwaltung private Wohnungen in allen Stadtteilen.

 Die Gebäude der Schillerschule in St. Ingbert werden jetzt komplett für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Fotos: Jörg Jacobi

Die Gebäude der Schillerschule in St. Ingbert werden jetzt komplett für die Unterbringung von Flüchtlingen genutzt. Fotos: Jörg Jacobi

Ihren nächsten Vitalgymnastikkurs werden die Männer und Frauen des Kneipp-Vereins nicht mehr wie gewohnt in der Turnhalle der Schillerschule besuchen, sondern in Rentrisch. Stattdessen werden in der Schulturnhalle der Schillerschule Flüchtlinge untergebracht. "Es ist zwar schade, dass wir den Ort wechseln müssen, in dieser Situation geht es aber nicht anders", sagt Nicole Müller, Vorsitzende des Kneipp-Vereins in St. Ingbert . Dass die Vereine für die Verlegung ihrer Kurse Verständnis zeigen, kann Peter Gaschott, Pressesprecher der Stadt, bezeugen. "Wir haben mit den Vereinen Gespräche geführt und sie sehen die Notwendigkeit dieser Maßnahme", so Gaschott. Denn wie in anderen Städten im Saarland spitzt sich auch in St. Ingbert die Flüchtlingssituation zu. Zurzeit leben mit den zugezogenen Familien insgesamt 380 in der Kreisstadt. Bis Ende Dezember werden nach Einschätzung der Stadtverwaltung rund 200 dazu kommen. "Sie kommen in wöchentlichen Abständen, wenn sie von Lebach aus an die Stadt St. Ingbert zugewiesen werden", beschreibt Gaschott. Bei dieser Zahl reichen die bisherigen Unterkünfte nicht mehr aus und deshalb werden Flüchtlinge neben den Klassenräume demnächst auch in die Turnhalle einziehen. Während die Vereine auf anderen Hallen aufweichen können, gab es für die rund fünf privaten Sportgruppen - etwa Betriebsmannschaften - die dort trainierten, keine Alternative. "Das tut uns sehr leid, dass wir diesen Gruppen die Nutzung der Halle kündigen mussten. Sobald sich die Lage entspannt, werden wir alles tun, damit sie dort sofort wieder trainieren können", verspricht der Stadtpressesprecher. Wann das sein wird, ist allerdings ungewiss. "Das kann man wirklich nicht einschätzen." Erstmal sei die Priorität, genug Wohnraum für die Neuankömmlinge zu finden. Dafür bittet die Stadt alle diejenigen, die eine Wohnung, ein Zimmer oder eine Gemeinschaftsunterkunft bereitstellen können, sich zu melden. Und das, egal in welchem Stadtteil. Wer etwas anbieten kann, meldet sich bei der Stadt. Dann wird ein Termin vereinbart, bei dem ein Mitarbeiter der Verwaltung das Objekt besichtigt. "Alles andere wird dann bei diesem Termin vor Ort besprochen", so Gaschott. Sollte dennoch trotz vieler Angebote der Wohnraum immer noch zu knapp sein, hat die Stadt "einen Plan B und noch weitere Plangebäude", die als Flüchtlingsunterkunft in Frage kämen. "Unser Ziel ist es aber, die Zugezogenen dezentral zu unterbringen. Wir wollen Massenunterkünfte vermeiden", sagt Peter Gaschott.

Wer Wohnraum in St. Ingbert anbieten kann, meldet sich bei der Stadtverwaltung unter Tel. (0 68 94) 1 33 76 oder -1 35 22 oder per E-Mail familieundsoziales@st-ingbert.de.

 Diese Flüchtlinge sind erst vor einigen Wochen in die Schillerschule eingezogen.

Diese Flüchtlinge sind erst vor einigen Wochen in die Schillerschule eingezogen.

Zum Thema:

HintergrundDer Kneipp-Verein St. Ingbert muss ab sofort drei Kurse in die Schulturnhalle nach Rentrisch (Sebastian-Kurz-Straße) verlegen. Davon betroffen sind die Männergymnastik montags von 18.30 bis 19.30 Uhr und die Vitalgymnastik dienstags von 9 bis 10 Uhr und von 10 bis 11 Uhr. Da Flüchtlinge in der Schillerschule untergebracht werden, müssen andere Vereine auf die Südschule ausweichen, wodurch beide Orte für diese Kurse nicht mehr zur Verfügung stehen. red

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