Wehr öffnet Sanitätern viele Türen

St Ingbert · Die Freiwillige Feuerwehr muss zunehmend Türen öffnen, wenn der Rettungsdienst nicht in die Wohnung kommt. Die Gesamtzahl der Einsätze wächst unterdessen aber nicht kontinuierlich, sondern schwankt im Mehrjahresvergleich. Sorgen bereitet der Wehr die schwindende Zahl an Jugendlichen, die sich für den ehrenamtlichen Job der Lebensretter interessieren.

 Der Feuerwehrmann an der Wasserspritze – hier eine Übung zwischen St. Ingberter Rathaus und Feuerwehrgerätehaus – ist das typische Bild, das Bürger im Kopf haben. Die Aufgaben sind jedoch heute viel komplexer. Foto: Martin

Der Feuerwehrmann an der Wasserspritze – hier eine Übung zwischen St. Ingberter Rathaus und Feuerwehrgerätehaus – ist das typische Bild, das Bürger im Kopf haben. Die Aufgaben sind jedoch heute viel komplexer. Foto: Martin

Foto: Martin
 Im Notfall öffnet die Feuerwehr eine Tür mit professionellen Mitteln. Foto: Kerstin Keller

Im Notfall öffnet die Feuerwehr eine Tür mit professionellen Mitteln. Foto: Kerstin Keller

Foto: Kerstin Keller

In den eigenen vier Wänden selbstbestimmt leben - das dürfte wohl jeder Mensch vom Auszug aus dem Elternhaus bis möglichst zum Todestag tun wollen. Wo Gesundheit und Kräfte schwinden, kann das aber auch zu kritischen Situationen führen. Zwei Mal ist die St. Ingberter Feuerwehr beispielsweise am 1. Oktober ausgerückt, um Sanitätern Zugang zu Wohnungen zu verschaffen. Hinter den Türen wurden Menschen vermutet, die sich nach einem Unfall nicht mehr selbst helfen konnten. Auch in der ersten Novemberwoche rückten die Lebensretter zwei Mal aus, um Menschen aus einer misslichen Lage in ihrer Wohnung zu befreien.

"Die Zahl der Türöffnungen steigt tendenziell", sagt Andreas Menges, Chef der St. Ingberter Feuerwehr, "die Leute leben immer länger in ihren eigenen Wohnungen und haben wenig oder gar keine Verwandtschaft in der Nähe." Der Oberbrandmeister sieht diese Aufgaben seiner Männer und Frauen bislang aber entspannt. Neben der klassischen Brandbekämpfung ist die Anzahl der Einsätze, die in der Wehrstatistik unter "technische Hilfeleistung" zusammengefasst werden, in den vergangenen Jahren zwar stark angestiegen - jeder zweite Einsatz fällt mittlerweile in diese Rubrik - die Gesamtzahl der Einsätze der St. Ingberter Löschbezirke schießt deshalb aber nicht durch die Decke.

Sie zeigt im Mehrjahresvergleich vielmehr Spitzen und Täler. Besonders viele Einsätze registrierten die Statistiker der fünf St. Ingberter Löschbezirke 2010. Die Wehren rückten damals 572 Mal aus, fast doppelt so oft wie 2001, als mit 291 Einsätzen die niedrigste Zahl nach der Jahrtausendwende im Bericht auftauchte. Das vergangene Jahr war mit insgesamt 323 Einsätzen unteres Mittelfeld. 2014 rückten die Wehren bis sechs Wochen vor Jahresende bereits rund 380 Mal aus.

Das Spitzenjahr resultierte aus Unwettern, erklärt Menges. Regenüberflutungen und Stürme hatten zwei Mal für eine Vielzahl von Einsätzen an nur einem Tag gesorgt. Daneben sieht er trotz teilweise neuer Aufgaben die Belastung auf einem in etwa gleichbleibendem Niveau. Auf Türöffnungen etwa bereiten sich die Wehrmänner und -frauen mit Schulungen vor. Auch das notwendige Werkzeug findet sich heute im Einsatzkoffer.

Mehr Sorgen bereitet dem Wehrführer dagegen die Nachwuchsarbeit. Menges: "Wir haben einen Konkurrenzkampf mit den Sportvereinen. Wenn wir samstagnachmittags Übung haben, spielen halt auch die Fußball- und Handballvereine ." Das Eintrittsalter für die Jugendwehr ist in den vergangenen Jahren sukzessive von zwölf auf heute acht Jahre gesenkt worden. Dennoch sind die Zahlen rückläufig. Das war einmal ganz anders. Menges: "Als ich 1990 in die Jugendfeuerwehr eingetreten bin, gab es einen Aufnahmestopp." Damals habe die Abteilung 40 Köpfe gezählt. Heute sind es halb so viele, genau 20. Erstaunlicherweise hat ausgerechnet der kleinste Stadtteil Rentrisch die größte Jugendwehr mit 21 Mitgliedern.

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