Hier dürfen Kinder sein, wie sie sind

St Ingbert · Heutzutage haben Kinder und Jugendliche immer mehr Verpflichtungen. Das Kinderhaus der Caritas St. Ingbert setzt auf Freiwilligkeit. Täglich kommen etwa 30 Jungen und Mädchen und fühlen sich sehr wohl. Nun besuchten Vertreter von Stadt und Kreis die Einrichtung.

 Die Verantwortlichen von Stadt, Kreis und Caritas inmitten von Mädchen und Jungen des Kinderhauses. Foto: SZ/Dieter Schmitt

Die Verantwortlichen von Stadt, Kreis und Caritas inmitten von Mädchen und Jungen des Kinderhauses. Foto: SZ/Dieter Schmitt

Foto: SZ/Dieter Schmitt

. "Hier dürfen Kinder so sein, wie sie sind!" Wenn es um das Kinderhaus geht, herrscht Einigkeit. Bei ihrem jüngsten Treffen haben Vertreter der Stadt St. Ingbert und des Saarpfalz-Kreises die Caritas-Einrichtung in der Rickertstraße einmütig gelobt. Zugleich berichteten die beiden angestellten Pädagoginnen, wie sie die Kinder erleben: spontan und treu zugleich.

Während die Erwachsenenrunde tagt, kommen zwei kleine Mädchen an den Tisch. Sie schmiegen sich an die Wangen von Angela Huwig und Nina Weinmann. Gleich darauf machen sie sich wieder ans Spielen. Wenn so was - einfach so - passiert, darf man davon ausgehen, dass sich die Kinder hier richtig wohl fühlen. Voll und ganz. Ohne Wenn und Aber. Sie werden akzeptiert. Genau das ist das Konzept des Kinderhauses. "Hier dürfen die Kinder so sein, wie sie sind", sagt der Leiter der Caritas Saarpfalz, Andreas Heinz. "Das ist das Geheimnis seines Erfolgs."

Bei den Jüngeren liegt die unmittelbare Nähe zur Freiwilligen Ganztagsschule als Grund für den Aufenthalt auf der Hand. Bei den Älteren muss es einen anderen Grund geben, warum sie ins Kinderhaus kommen. "Wir haben gelernt, dass es nur spontan geht!" Auf diesen Nenner bringen Angela Huwig und Nina Weinmann ihre Erfahrungen und erzählen, dass sie vor zweieinhalb Jahren durchaus mit der Vorstellung eines festen Wochenplans mit täglich wechselndem Motto gestartet sind. Doch das hat nicht geklappt. Als einzige feste Größe ist das gemeinsame Kochen einmal in der Woche geblieben. Alle anderen Tage werden flexibel gestaltet, weil Anmeldungen zu einer Aktion nicht funktionieren. Das heißt aber nicht, dass die beiden nichts mehr planen. Sie kündigen nur nichts an, sie tun es einfach. Spontanität ist Trumpf.

Täglich wird neu entschieden

Das Konzept "Überraschung" wird von der Expertenrunde unterstützt und getragen. "Das ist kein Spezifikum des St. Ingberter Kinderhauses, sondern ein allgemeiner Trend", weiß Kreisjugendpfleger Ralf Dittgen. "Das ist in anderen Einrichtungen und auch in den selbst verwalteten Jugendzentren ähnlich. Die Kinder und Jugendlichen entscheiden sich jeden Tag neu, ob sie ins Kinderhaus gehen oder nicht." Dittgen hält die Flexibilität und Offenheit der beiden Pädagoginnen für richtig, auch weil sie dadurch nahe am Puls der Zeit seien und mitkriegten, in welche Richtung Kindheit und Jugend tendiere. Mit ähnlichen Worten sagt dies auch der Leiter der Caritas-Einrichtung, Andreas Heinz: "Es gibt in der heutigen Zeit sehr viele Verbindlichkeiten für Kinder und Jugendliche. Deshalb ist ein offener Raum nötig, in dem sie sich kreativ ausleben dürfen." Wichtig sei es, den Kindern nah zu sein. Deshalb absolvieren Angela Huwig und Nina Weinmann derzeit eine Weiterbildung zur Präventionsmanagerin, damit sie, so Heinz weiter, "noch achtsamer und sensibler werden für das, was diese Kinder und Jugendliche von zuhause mitbringen." Was sie auf jeden Fall mitbringen, ist ihre Kultur.

Das Farbenspiel des Kinderhauses ist seine bunte Mischung an Nationalitäten. Es kommen gleich viele Jungen wie Mädchen. Täglich sind es zwischen 25 und 30. Zukunft gesichert

Oberbürgermeister Hans Wagner sicherte bei dem Treffen die langfristige Finanzierung des Kinderhauses zu. Stadt und Kreis seien sich einig, dass sie sich weiterhin zusammen mit der Caritas die Kosten teilen. Das Kinderhaus sei eine wichtige Einrichtung für niedrigschwellige Angebote für Kinder und Jugendliche.

Finanzierung gesichert

Sie werde in der Zukunft ergänzt durch die geplante Schülerwerkstatt an der Alten Schmelz und das vorgesehene Familienzentrum auf dem Gelände der früheren Westfälischen Druckerei mitten in der Innenstadt. Jugendpfleger Jörg Henschke und die Leiterin des Geschäftsbereichs Kultur, Jugend und Familie der Stadt, Marika Flierl, betonten, das Dreigespann aus Kinderhaus, Schülerlabor und Familienzentrum biete viele Möglichkeiten und Synergien.

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