Was gegen lichtscheue Gestalten hilft

St Ingbert · Städte und Gemeinden sowie der einzelne Bürger können einiges für mehr Sicherheit tun – gerade in der dunklen Zeit. Nicht immer ist der Ruf nach der Polizei nötig, befanden die Teilnehmer einer Fachtagung am Mittwoch.

Immer mehr Wohnungseinbrüche, dazu aufgebrochene Autos, Vandalismus und aggressive Straßentäter: Mindestens jeder vierte Saarländer fühlt sich laut Bürgerbefragungen insbesondere abends und nachts nicht mehr sicher auf der Straße, in Bahnunterführungen, im Parkhaus oder in seinen eigenen vier Wänden. Dabei könnten die Städte und Gemeinden, aber auch jeder Einzelne vieles zur Verbesserung beitragen, zeigte die Fachtagung Kommunale Kriminalprävention am Mittwoch in St. Ingbert .

"Man darf schon im öffentlichen Raum nicht alles voller Betonbänke bauen, denn die einzigen, die sich da drauf setzen, sind meist die Alkoholiker", mahnte die Kölner Sozialwissenschaftlerin Dr. Katja Veil die anwesenden Stadtplaner und Architekten: "Dunkle Ecken und schlecht einsehbare Straßen ohne Randbebauung sollten ebenso vermieden werden wie von Hecken umgebene Spielplätze".

Kleineren Kommunen riet die Expertin, auf abends nach Geschäftsschluss verödete Fußgängerzonen aus Sicherheitsgründen möglichst ganz zu verzichten. Wissenschaftliche Untersuchungen besagten zudem, dass die Kriminalitätsraten in Gegenden mit Hochhäusern und mehr als 16 Wohnungen pro Haus höher seien als anderswo.

Rene Gaspard vom Landespolizeipräsidium Saarland beklagte, ein Drittel der Bürger würden zu Hause keinerlei Schutzmaßnahmen gegen Einbruchdiebstahl treffen. Da 60 Prozent der Einbrüche in der Dunkelheit oder Dämmerung erfolgten, sei oft schon eine automatisierte Beleuchtung und technische Hilfsmittel ein gutes Mittel gegen "lichtscheue Gestalten".

Über gelungene Versuche zur besseren Kriminalitätsvorbeugung in Städten außerhalb des Saarlandes berichtete der polizeiliche Fachberater Christian Weicht aus Detmold. So wurde über ein Parkhaus, das lange als problematischer Szenetreff Jugendlicher galt, einfach eine "Beach-Bar" gebaut, in die Jugendlichen jetzt zufrieden strömen. Und eine dunkle Bushaltestelle in der Nähe einer Disco wurde einfach etwas weiter in den Sichtbereich der dortigen Türsteher verlegt und wird nun mit Erfolg von der Disco aus bewacht.

Nicht immer bedarf es also des Rufs nach mehr Polizei oder datenschutzrechtlich umstrittener Videoüberwachung, zeigte die Expertentagung des Landesinstituts für Präventives Handeln und des Saarländischen Städte- und Gemeindetags. Gefragt seien vielmehr soziale Städte mit stabilen Nachbarschaften sowie guter Zusammenarbeit von Bürgern, Polizei , Architekten, Städteplanern, Jugend- und Sozialämtern.

"Wir wollen ein sicheres, liebens- und lebenswertes Saarland", sagte Sozial-Staatssekretär Stephan Kolling (CDU ). Er beanstandete, dass allein schon Dreckecken, Leerstände und Zerstörung Angst in der Bevölkerung erzeugten und es bisher erst in 21 von 52 saarländischen Städten und Gemeinden kommunale Sicherheitsbeiräte gebe. Hier sollten mit den Bürgern neue Initiativen entwickelt werden.

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