Von St. Ingbert in alle Welt

St Ingbert · Extravagantes ist gerade auch im Möbelbereich gefragt. Wer es sucht, wird im St. Ingberter Möbelhaus Kuhn fündig, seit mehr als einem halben Jahrhundert. Mittlerweile führt Nico Kuhn das Geschäft bereits in der dritten Generation. Angefangen hat alles mit einer Schreinerei mit Bau- und Möbelhandel in Blieskastel.

 Das Einrichtungshaus Kuhn an der Kreuzung der Ludwig- und Kohlenstraße nach seiner Sanierung Ende der 70er Jahre. Foto: privat

Das Einrichtungshaus Kuhn an der Kreuzung der Ludwig- und Kohlenstraße nach seiner Sanierung Ende der 70er Jahre. Foto: privat

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 Wie die Zeiten sich ändern: Links ein Esszimmer-Arrangement aus den 70er Jahren, rechts ein aktuelles. Fotos: Katalog/Zinßmeister

Wie die Zeiten sich ändern: Links ein Esszimmer-Arrangement aus den 70er Jahren, rechts ein aktuelles. Fotos: Katalog/Zinßmeister

Der Blick für das Besondere fällt an der Kreuzung der Ludwig- und Kohlenstraße ins Schaufenster des Einrichtungshauses Kuhn und zwar direkt auf einen handgefertigten Tisch aus venezianischem Holz, gedeckt mit ausgefallenem barockem Geschirr. Ein Stilbruch, der gefällt. Wer es extravagant mag, wird im Möbelhaus Kuhn fündig, seit über 50 Jahren. "Angefangen hat alles eigentlich schon 1929, als mein Großvater Joseph Kuhn in Blieskastel eine Schreinerei mit Bau- und Möbelhandel gründete", erzählt Nico Kuhn, der das Geschäft in dritter Generation führt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg habe Joseph Kuhn dann die Marke "Decora Möbel" gegründet, die bis nach Südfrankreich Kleinmöbel exportierte. Die Priorität lag auf Qualität durch hochwertiges Rohmaterial und handgefertigte Fabrikate. Vorreiter war unter anderem der damals berühmte "Nierentisch". In der Manufaktur gab es 50 Mitarbeiter. Darunter auch Nico Kuhns Vater, Nikolaus Kuhn, und dessen Bruder Karl Kuhn, der Decora Möbel bis zu seinem Tod 1976 weiterführte. "1963 machte sich mein Vater dann mit unserem Möbelhaus Kuhn in St. Ingbert selbstständig. Meine Eltern hatten immer ein Faible für Mode , Life-Style und den Chic der 1960er und 1970er Jahre.", erläutert der heutige Chef.

Kuhn Senior erwarb das Haus in der Kohlenstraße 1, stockte es auf und modernisierte das alte Gebäude. Das Ehepaar Kuhn bereiste angesagte Metropolen in Europa, um auf Möbelmessen Kontakte zu knüpfen und die exklusiven Stücke nach St. Ingbert zu holen. "Ganz typisch war der edle Schwarz-Weiß-Stil in den 1970er Jahren", erinnert sich Anja Kuhn, die das Geschäft seit 1999 gemeinsam mit ihrem Mann führt. Trotz der Exklusivität der Möbel habe das Einrichtungshaus schon immer Preislagen "ab Ikea bis in den fünfstelligen Bereich" angeboten, um beispielsweise auch junge Kunden anzusprechen, die sich etwas Besonderes gönnen wollen. "Wir versuchen die Unternehmensphilosophie meines Vaters fortzuführen. Dazu gehört es vor allem, auf Kundenwünsche einzugehen und so Stammkunden zu gewinnen", so Nico Kuhn. Der gelernte Schreiner hat bereits in der Schweiz, Spanien und in Frankreich ganze Inneneinrichtungen realisiert.

Auf circa 500 Lieferanten aus aller Welt kann das Traditionsunternehmen zurückgreifen. Raritäten kommen nicht selten aus Afrika oder Asien. Nico Kuhn ist oft unterwegs, doch das Geschäft seines Vaters in St. Ingbert ist seine Priorität. Stolz präsentiert er einen Glastisch der Architektin Eileen Grey (1878 - 1976), im klassischen Bauhausstil der 1920er Jahre. "Wir haben hier nur Originalfabrikate von renommierten Architekten. Der Bauhausstil zieht sich durch unser ganzes Geschäft, zum Beispiel auch hier mit dem berühmten Schwingsessel." Architekten wie Marcel Breuer und Ikonen wie Grace Kelly prägten auch heute noch den Stil des Hauses.

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