Wo die Straßen in St. Ingbert am lautesten sind, ist der Landesbetrieb LfS zuständig

St Ingbert · Der St. Ingberter Stadtrat hatte sich vor eineinhalb Jahren mit dem Thema Verkehrslärm auseinandergesetzt. Für neuralgische Stellen gibt es noch keine Lösungen. Das Rathaus verweist auf den zuständigen LfS.

 Ein neuralgischer Punkt, wo viel Straßenlärm viele Anwohner betrifft, ist die Ecke Elversberger-/Josefstaler Straße. Foto: jung

Ein neuralgischer Punkt, wo viel Straßenlärm viele Anwohner betrifft, ist die Ecke Elversberger-/Josefstaler Straße. Foto: jung

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Das Jahr 2034: In der Kaiserstraße unterhalten sich zwei Frauen über die Straße hinweg mit ruhiger Stimme in der Mittagssonne. Ihr Lachen ist neben dem Toben spielender Kinder das lauteste Geräusch, bis ein Autofahrer hupend und winkend vorbeifährt. Sein Gruß lärmt so über die Straße, dass ein alter Mann den Kopf aus dem Fenster streckt und dem Elektro-Fahrzeug verärgert hinterherbrüllt.

Im Jahr 2014 ließe es sich in der Kaiserstraße, etwa zwischen Josefskirche und Innovationspark, wohl nur in den Nachtstunden so entspannt von einem zum anderen Trottoir miteinander reden, wenn das nicht die Nachtruhe der Anwohner stört. Über Tag ist die Straße fest in der Hand der Kraftfahrzeuge. Dort befindet sich nach der Lärmkartierung, die das "Schalltechnische Beratungsbüro GSB" vor fast eineinhalb Jahren dem Bauausschuss des St. Ingberter Stadtrats vorgestellt hatte, ein sogenannter "Hotspot" (die SZ berichtete). Das heißt, hohes Verkehrsaufkommen trifft auf viele Bewohner entlang der Straße.

Das Büro hat in St. Ingbert und seinen Stadtteilen einige solcher Stellen ausgemacht, etwa Bereiche in der Kohlen-, der Saarbrücker und Josefstaler Straße, oder der Oberen Kaiserstraße in Rohrbach und der St. Ingberter Straße in Hassel. Im Rahmen der von der EU geforderten "Lärmaktionsplanung" kommt die Studie zu dem Schluss: In St. Ingbert leben rund 500 Menschen an Straßen mit so hohem Geräuschpegel, dass der Lärm sie krank machen kann. Gegen zu viel Lärm, so das Ansinnen des Europäischen Parlaments, sollen Länder, Städte und Gemeinden vorgehen.

In der Praxis ist das schwierig. Frank Model, im St. Ingberter Rathaus für die Straßen zuständig, erläutert, die betroffenen Bereiche seien allesamt Landstraßen. Der Landesbetrieb für Straßenbau (LfS) sei für Maßnahmen wie Flüsterasphalt oder ähnliches zuständig. Und den habe man natürlich in der Sache angeschrieben, ergänzen die Stadtplanerinnen Elisabeth Geib und Rebecca Trautmann. Ergebnis: Der LfS hat weitere Untersuchungen angekündigt und gleich zu große Erwartungen gestutzt. Es handele sich um freiwillige Leistungen, wenn der LfS aktiv werde, referiert das Rathaus. Von himmlischer Ruhe sind die St. Ingberter Lärm-"Hotspots" also noch weit entfernt.

Meinung:
Anpacken, aber richtig

Von SZ-Redakteur Michael Beer

Lärmaktionsplanung, das klingt nach Anpacken. Dazu gäbe es auch allen Grund. Der Mensch sieht sich wachsendem Stress ausgesetzt: Arbeitsverdichtung im Job, Lärm durch viel Verkehr auf der Straße, Stress durch permanente Erreichbarkeit an Handy und Computer - es gibt vieles, womit sich der Mensch das Leben schwer macht. Beim Straßenlärm könnte die EU direkter anpacken als dies mit einer Gutachten- und Studienflut erreichbar scheint. Sie könnte einfach schon mal dezibel-intensive Zusatzausrüstung für Autos und Motorräder verbieten. Denn so ein dicker Auspuff macht richtig Krach.

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