Der Zuzug stabilisiert die Zahl der Einwohner

St Ingbert · St. Ingbert verliert weiter an Köpfen, aber nicht so viele, wie zu befürchten stand. Unverändert gibt es nur wenige Babys, aber der Zuzug liegt doch deutlich über dem Wegzug. Die Zahl der Arbeitsplätze ist in den vergangenen Jahren nach einer Delle wieder gestiegen.

An der negativen Bevölkerungsentwicklung und ihren Folgen können sich womöglich künftige Stadthäupter die Zähne ausbeißen, St. Ingberts amtierender Rathauschef Hans Wagner hat das Thema beim Neujahrsempfang mit einiger Gelassenheit angeschnitten. Kann er auch, sind doch die aktuellen Zahlen je nach Betrachtungsweise gar nicht mal so schlecht. Was Wagner und alle, die sich um die demographische Entwicklung Gedanken machen, freut: Der negative Trend beim Gesamtsaldo hat sich erst einmal abgeschwächt. Rechnet man Zuzüge, Wegzüge, Geburten und Todesfälle gegeneinander, hat die Stadt im vergangenen Jahr insgesamt 77 Köpfe verloren. In den Jahren 2007 und 2008 zum Beispiel waren es jeweils um die 300. Der rasche Sinkflug ist gebremst.

Gleichwohl ist auch nach der Statistik des Rathauses die Einwohnerzahl mittlerweile unter die 37 000-Marke gefallen (das Zensus-Ergebnis von 2013 bezifferte die Zahl der St. Ingberter schon für 2011 auf 36 645). Aber wie auch immer gerechnet wird, St. Ingbert bewegt sich innerhalb des Abschwung-Korridors, den die Isoplan-Studie 2006 in Aussicht gestellt hatte. Und deren Perspektive nicht gerade berauschend ist: In den kommenden 15 Jahren schrumpfe die Stadt auf 32 000 bis 30 000 Bürger, prognostizierten die Wissenschaftler damals.

Oberbürgermeister Wagner setzt auch in Zeiten von "Pegida"-Ängsten auf Zuzug. Anderes bleibt ihm auch gar nicht übrig, ist doch die Überalterung der Gesellschaft inklusive Schrumpfung anders mittelfristig nicht zu stoppen. Tatsächlich siedeln heute mehr Menschen in die Stadt über als noch vor wenigen Jahren. Die Zahl ist mit kleinerem Auf und Ab binnen zehn Jahren gewachsen. Interessant ist in diesem Zusammenhang ein Blick auf die Nachbarstädte Homburg und Neunkirchen . Die Kreisstadt, rund 41 000 Bürger, hat nach den Zahlen des Statistischen Landesamtes 2012 (jüngste Zahlen) deutlich mehr Bewegung zu verbuchen. Zu- und Abfluss lag um die 2600 Personen. Neunkirchen , etwa 46 000 Köpfe stark, bewegt sich um die 2400 Zu- und Abgänge. St. Ingbert registriert eine deutlich geringe Fluktuation um die Marke von 1400 Menschen. Größter Gewinner unter diesen drei Städten war laut Statistikamt in besagtem Jahr Homburg mit einem Plus von rund 100.

Um mehr Menschen für das Leben in St. Ingbert zu begeistern, braucht es vor allem Jobs. Mit großen Gewerbegebieten wie dem Drahtwerk-Nord-Areal oder dem Kléber-Gelände hat die Stadt einiges getan, um Unternehmen zu locken. Ob Ansiedlungen in der Folge auch viele neue Arbeitsplätze bringen, ist eine andere Frage. Das neue Polymerwerk von Festo in Rohrbach etwa sichert den am saarländischen Standort rund 2500 Mitarbeitern ihre Jobs, die Zahl bleibt aber nach Auskunft der Unternehmens-Presseabteilung fürs Erste ungefähr gleich. Insgesamt hat sich die Zahl der versicherungspflichtig Beschäftigten nach Daten des Statistischen Landesamtes nach einer Delle im vergangenen Jahrzehnt gut erholt und lag Mitte 2013 bei 16 480 (2001 waren es 16 230).

Was im Übrigen die Frage der Überalterung angeht, hatte besagte städtebauliche Studie eine klare Aussage getroffen: "Nicht der absolute Bevölkerungsrückgang, sondern der steigende Altenquotient stellt die größte demographische Herausforderung für die Kommunalpolitik der kommenden Generationen dar." Die wachsende Zahl älterer Senioren werde "gravierende Auswirkungen" auf Betreuungsangebote haben. Wobei der interessierte St. Ingberter gleich an das Hotel/Seniorenresidenz denken dürfte, das anstelle des alten Stadtbades in St. Ingbert entstehen soll.

Zu den dortigen Zukunftsplänen äußerte sich zuletzt beim Neujahrsempfang Nico Ganster. Der Investor des Hotel-Senioren-Komplexes am Standort altes Hallenbad solle sich endlich entscheiden, ob er bauen wolle oder nicht, mahnte der Vorsitzende von Handel und Gewerbe an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort