Talbrücke hält Berufsverkehr stand

Saarbrücken/St Ingbert · Gestern hat die Fechinger A-6-Talbrücke den Härtetest im Berufsverkehr problemlos bestanden. Techniker sind stets einsatzbereit, sollte die Fahrzeugwaage streiken. Der Verkehrsfluss habe Priorität, hieß es.

 Nur selten kam es gestern an der Wiegeanlage vor der Fechinger Talbrücke zu Problemen. Foto: B&B

Nur selten kam es gestern an der Wiegeanlage vor der Fechinger Talbrücke zu Problemen. Foto: B&B

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Saarbrücken/St. Ingbert. Die Waage an der Fechinger A-6-Talbrücke hat gestern sehr gut funktioniert: So lautet die Bilanz der Polizei nach dem ersten Tag, an dem Berufsverkehr über die Brücke rollte. Lediglich eine kurze Fehlfunktion am Morgen, als die Anlage die A 6 in St. Ingbert sperrte, als gar kein Fahrzeug auf der Waage war, wurde gemeldet. Da die Techniker der Betreiberfirma rund um die Uhr vor Ort seien, sei der Mangel schnell behoben worden. Auswirkungen auf den Verkehr habe die kurze Sperrung auch nicht gehabt, so die Beamten.

Sie hatten in St. Ingbert und in Fechingen die Messstelle ständig im Blick. In St. Ingbert war das auch nötig, denn der eine oder andere Lastwagen oder Bus versuchte durchaus, ob er nicht doch leichter als 3,5 Tonnen ist und zwängte sich durch die schmale Wiegegasse: Schranke zu - rechts raus. Das Verfahren funktionierte gut, problematischer waren Lenker großer Fahrzeuge, die in der schmalen Gasse den Mut verloren und wie im Falle eines slowenischen Reisebusfahrers auf der Autobahn zurücksetzten. Einen solchen Fall gab es auch am Montag schon, die selbe Verkehrspolizistin legte auch gestern einen 500-Meter-Sprint hin, um auf der Autobahn den Verkehr zu regeln. "Hier werde ich noch richtig fit", scherzte sie. Durch den ohnehin deutlich verlangsamten Verkehrsfluss kam es nicht zu gefährlichen Situationen. Die Polizei drückt momentan auch ein Auge zu, nicht jedes Fehlverhalten wird sanktioniert. Auch der Bus durfte weiterfahren. "Wir schreiben nur dann Anzeigen, wenn wir massiv eingreifen müssen", so Polizeirat Bernd Brutscher. Den Verkehr im Fluss zu halten, habe Vorrang vor Sanktionen.

Im Internet rätseln viele SZ-Leser über den Sinn der Fahrzeugbreiten-Beschränkung auf 2,10 Meter. Viele Pkw sind deutlich breiter, jeder große Geländewagen oder jedes Oberklassefahrzeug zum Beispiel. Trotzdem kommen all diese Fahrzeuge durch die Gasse und die Schranke. Es ist ein offenes Geheimnis: Die Begrenzung von Gewicht und Breite zielt nicht auf Pkw oder Kleinbusse. Selbst Wohnmobile kommen in der Regel durch die Anlage. Rettungswagen, Paketautos, Lieferwagen können passieren. Dazu Wolfgang Kerkhoff, Sprecher des Verkehrsministeriums: "Die Gasse ist 2,40 Meter breit, es gibt einen Sicherheitspuffer." Trotzdem gelte folgendes: "Erlaubt sind nur Fahrzeuge bis zu einem tatsächlichen Gewicht von 3,5 Tonnen, also inklusive Gepäck und Insassen." Mitgerechnet werde dabei das Gewicht von Anhängern, Wohnwagen, und ähnlichem. Auf die Angabe im Fahrzeugschein könne man sich nicht verlassen, da das tatsächliche Gewicht ausschlaggebend sei. Fahrzeuge dürften nur bis zu einer Breite von 2,10 Meter passieren, so Kerkhoff. Das Maß auf den Schildern schließe die Außenspiegel ein.

Damit dürfen große Pkw legal nicht über die Brücke, faktisch ist es aber kein Problem. Es bleibt ein Widerspruch, der sich am ehesten mit Brutschers Anliegen erklären lässt, dem Verkehrsfluss Priorität zu geben. Brummis haben jedoch keine Chance. Die Waage erfasst diese zuverlässig.

Und auf der Flughafenstraße? Dort bemerkte man gestern die Entspannung bei trotzdem noch erhöhtem Verkehrsaufkommen, für das allein die Lkw sorgen. Die Polizei setzte auch dort die Überwachung fort, am Staffelberg mit einer Radarfalle. Tempo 50 gilt nämlich weiterhin auf der gesamten Strecke.

Dobrindt wird nachverpflichtet

Land und Bund bilden "Kontaktgruppe" für möglichst rasanten Brückenneubau

Das Kabinett hat beschlossen, weitere Schritte zu gehen, um die Fechinger A-6-Talbrücke schnellstmöglich für den gesamten Verkehr freizugeben. Dazu soll eine Kontaktgruppe zwischen Bund und Land gegründet werden. Sie soll noch vor der Sommerpause zusammenkommen und dafür sorgen, dass jegliche Verzögerungen beim Neubau der Brücke ausgeschlossen werden. Außerdem soll ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben werden, wie die Staatskanzlei gestern mitteilte. Dies soll feststellen, welche rechtlichen Rahmenbedingungen verändert werden müssen, um ein Planungsverfahren beschleunigen zu können. Im Rahmen des Fernstraßengesetzes soll auch geprüft werden, ob bei Klagen gegen die Planfeststellung der Rechtsweg auf eine Instanz verkürzt werden kann.

Außerdem habe Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU ) Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU ) zugesichert, dass das Land zusätzliches Personal im Landesbetrieb für Straßenbau einsetzen wird, sofern dies für den Neubau der Brücke notwendig wird.

Verkehrsministerin Anke Rehlinger (SPD ) und Innenminister Klaus Bouillon (CDU ) prüften noch einmal, wie die Anwohner Fechingens entlastet werden können. Durch einen Mix aus Sperrung und engmaschiger Kontrolle des Lkw-Verkehrs soll laut Staatskanzlei sichergestellt werden, dass der Ziel- und Quellverkehr möglich ist, der internationale Transitverkehr aber vermieden werden kann.

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