Ausdruck eines Augenblicks

Biesingen · Die Biesinger Galerie am langen Tal lädt zu einer Ausstellung mit Arbeiten von Marina Hartwahn. Dazu finden die Besucher auch die Gelegenheit, sich Gemälde von Marina Hartwahns Mutter Isolde anzusehen. Mit dieser Ausstellung schließt Karlheinz Heinrich mit seiner Tätigkeit als Galerist ab.

 Ein Selbstbildnis von Isolde Hartwahn. Foto: Galerie

Ein Selbstbildnis von Isolde Hartwahn. Foto: Galerie

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Der Kreis schließt sich, denn Galerist Karlheinz Heinrich hat die letzte Ausstellung in der Biesinger Galerie am langen Tal einer Frau gewidmet, die 1998 den Ausstellungsreigen in seiner Galerie eröffnete: Marina Hartwahn. Dass nun neben den Werken der 1935 in Moskau geborenen und 2005 verstorbenen Frau auch die ihrer Mutter Isolde (1926-1998) zu sehen sind, ist als Bereicherung zu verstehen. So spannt sich der Bogen weiter, und neben den expressiven, farbstarken Werken der Tochter ziehen auch Isolde Hartwahns eindrucksvolle Porträts und Blumenbilder den Blick auf sich. Dabei schicken sie den Besucher auf eine kleine Zeitreise, indem sie ihm bekannten Persönlichkeiten der Zeitgeschichte vor Augen führen. Gleichzeitig erinnern sie an ein schicksalsträchtiges Leben, das 1941 abrupt unterbrochen wurde, als Mutter und Tochter aus Moskau nach Kasachstan deportiert wurden. Doch die Kunst blieb der ständige Begleiter der Familie Hartwahn. Sie gab ihnen Zuversicht in diesen bewegten Jahren, in denen Isolde schließlich die Übersiedlung nach Taschkent (Usbekistan) erwirkte. Ebendahin, wo Tochter Marina ihre Ausbildung an der Kunstfachschule und anschließend an der Kunstakademie erfolgreich absolvieren konnte und die Mutter viele Jahre als Textildesignerin tätig war.

"Meine Mutter und meine Großmutter haben ihr ganzes Leben lang gemalt", bestätigt denn auch Sohn Evgeni, der in die Fußstapfen seiner Vorfahrinnen getreten ist und diese Retrospektive möglich machte. 1990 kam seine Großmutter ins Saarland, 1991 die Mutter und ein Jahr später folgte er mit seiner Familie nach. Nachdem beide Frauen bereits in Russland ihre Gemälde in zahlreichen Ausstellungen präsentiert hatten, machte sich hierzulande vornehmlich Marina einen Namen. Ihre farbigen Akte, ihre bewegten Blumenbilder und abstrakten Werke sind vielen bekannt, und auch als Dozentin war die Frau mit der traditionellen russischen Ausbildung sehr gefragt.

Mit den Hartwahn'schen Gemälden setzt Galerist Heinrich nun einen gelungenen Schlussstrich unter seine Ausstellungstätigkeit. 15 Jahre, in denen er Werke von mehr oder weniger bekannten Größen der örtlichen Kunstszene zeigte und stets großen Wert auf fundierte Kenntnisse und eine gediegene Qualität legte. Mit seiner Galerie verliert die viel gepriesene Biosphäre ein wertvolles kulturelles Element.

Isolde Hartwahn, Marina Hartwahn - Malerei. Bis zum 27. Oktober. Galerie am langen Tal, Blieskastel-Biesingen, Pfarrer-Haas-Str. 3 (am Sportplatz), Samstag und Sonntag von 15 bis 19 Uhr. Die Eröffnung ist am 22.September um 11 Uhr.

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