Wühlattacke sorgt für Ärger

Rentrisch · Wie auf einem Schlachtfeld sahen die Gärten in der Unteren Kaiserstraße aus, in denen nachts ein Wildschweinrudel nach Futter gegraben hat. Und die Hausbesitzer befürchten weitere Attacken, sehen aber weit und breit niemanden, der ihnen gegen die tierischen Plage helfen kann. So steigt in Rentrisch der Wildschwein-Frust.

 Wildschweine haben in diesem Garten in Rentrisch unübersehbare Spuren hinterlassen. Foto: Stefan Bohlander

Wildschweine haben in diesem Garten in Rentrisch unübersehbare Spuren hinterlassen. Foto: Stefan Bohlander

Foto: Stefan Bohlander

Ewald Lux ist besorgt. Der bald 78-jährige Rentrischer stand am Montagmorgen auf, ging in den Garten und fand einen guten Teil davon umgegraben vor - von Wildschweinen. "Ich fühlte mich, als hätte mich ein Pferd erwischt", sagt Lux. Doch nicht nur sein Anwesen in der Unteren Kaiserstraße, auch das seines Nachbarn linker Hand wurde Opfer der nächtlichen Attacke. Und genau dies bereitet dem Rentrischer Kopfzerbrechen. Der Zaun des Nachbarn wurde am unteren Rand sichtbar von der Seite aus eingedrückt, die am Ufer des Scheidter Baches liegt. Die beiden Grundstücke sind an der niedrigsten Stelle nur durch ein etwa zehn Zentimeter hohes Mäuerchen getrennt. Sind die Wildschweine beim Nachbarn rein, haben dort gewütet, sind weiter zum Anwesen von Ewald Lux und haben das Gebiet dann dort verlassen, wo ein Stück des Anwesens nicht eingezäunt ist?

Einige der Spuren deuten unter anderem darauf hin, dass die Tiere auch auf der Terrasse des Anwesens waren. "Wir sind Frühaufsteher und fahren fast täglich mit dem Rad", sagt seine Frau Melita. Es sei komisch, sich vorzustellen, morgens aus dem Keller zu kommen und einem Wildschwein in die Augen zu schauen. Weitere Spuren finden sich auch unter einem Apfelbaum, scheinbar eine der Leibspeisen der bis zu 200 Kilogramm schweren Tiere. "Ich wohne seit 1951 hier, aber eine solche Plage hatten wir noch nie", so Melita Lux.

Wildschweine seien in der Gegend keine Seltenheit weiß Michael Fleck. "Man weiß manchmal nicht mehr, wo man noch mit dem Hund spazieren gehen soll", erzählt der Nachbar rechts des Lux'schen Hauses. Im Wassereinzugsgebiet, das sich hinter dem Scheidter Bach befindet, und dem Wasserlehrpfad, höre man sie oftmals. Von der ehemaligen Blumen-Tankstelle bis zu ihrem Haus am Ende des Weges habe man sie bereits an der Straße gesichtet, pflichtet Maria Barthel bei. Auch das Rathaus in St. Ingbert habe man informiert. Jäger dürften unter anderem mitten in Rentrisch deswegen nicht schießen, weil es ein Wohngebiet sei. "Es passiert wohl erst etwas, wenn die Tiere mal jemanden angreifen", beschwert sich Maria Barthel.

"Das Gebiet ist offensichtlich für Wildschweine interessant", erklärt Josef Matuschek vom zuständigen Geschäftsbereich Bürgerservice und Ordnung. Das betreffende Gebiet sei recht naturbelassen und biete daher für die Tiere genügend Deckung und Nahrung. Tun könne man aber kaum etwas, da jeder sein Privatgrundstück selbst schützen müsse. Ein genügend stabiler oder ein elektrischer Zaun würden Abhilfe schaffen, meint Matuschek. Der hatte selbst auch schon eine Begegnung mit einem Wildschwein, doch dies habe ihn gewittert und sei dann weggerannt.

Ewald Lux wiederum sieht sich durch solche Aussagen seitens der Verwaltung und des Saarforstes alleine gelassen, was ihn an der Geschichte eigentlich am meisten ärgert. Schließlich sei er fast 80 und die Grundstücksgrenze, die er weiter einzäunen müsse, sei etwa zehn Meter lang. Ein Elektrozaun müsste komplett neu gebaut werden. Sein vom Wildschweinangriff betroffener Nachbar hatte übrigens acht Tage lang daran gearbeitet, den Zaun nach unten zu verstärken - was die Tiere trotzdem nicht abhielt. Die beiden Nachbarn sinnierten darüber, ob man am Bachlauf einen Zaun errichten könne; dort, wo der Überlauf aus Richtung Bahnhof auf den Scheidter Bach treffe. Doch dies ist kein Privatgrundstück.

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