Das Verkaufen ist nur Nebensache

Hassel · Es wird gehandelt und gefeilscht, doch Geld zu verdienen, ist nur Nebensache auf dem Flohmarkt in Hassel. Vielmehr freuen sich die Leute auf die Markttage, weil sie hier auf Bekannte treffen.

 Bei den Anbietern zählte nicht nur das Geld, sondern vor allem ein nettes Gespräch. Foto: Jung

Bei den Anbietern zählte nicht nur das Geld, sondern vor allem ein nettes Gespräch. Foto: Jung

Foto: Jung

. Der vergangene Samstag bedeutete für viele Leute vor allem eins: Flohmarktzeit in Hassel . Dieser Markt hat ganz besonderes Flair, denn er ist nicht nur "unaufgeregt", sondern mit Standgebühren von drei Euro pro Meter auch bezahlbar. Und weil das Wetter mitspielte, gab es auch fast nur strahlende Gesichter. Aufs große Geldverdienen ist hier kaum jemand aus. "Man darf die Erwartung nicht zu hoch schrauben", fand Ilona Vellutini, "die Leute haben nicht mehr so viel Geld ." Die Landsweilerin verdiente vor allem mit ihrem Hobby ein paar Euro, denn sie bot selbst gestrickte Socken an. Nur aus bester Wolle und "unkaputtbar", versteht sich. Die Käufer scheinen das Schnörkellose, Handgemachte wieder zu schätzen. "Ich bin zufrieden. Diesmal gehen die erzgebirgischen Sachen sehr gut", so eine Neunkircherin, die bereits im vergangenen Jahr gute Erfahrungen mit dieser Art von Angebot gemacht hat.

Ein St. Ingberter Musiker war als Käufer und Stöberer unterwegs und hatte die Hände schon voller Tüten, als ihm ein Klavierhocker und ein Keyboard-Ständer ins Auge fielen. Die zehn Euro dafür fand er angemessen. Doch nicht immer ist der Preis das Problem, sondern manchmal auch sich erschöpfende Transportkapazitäten. Der Musikinstrumenten-Unterbau kam trotzdem mit. Auf dem Hasseler Markt saß Ulla Wiese an ihrem Stand, eine Frau mit Heimvorteil: "Hier treffe ich viele Leute. Die Kommunikation ist mir wichtiger als das Verkaufen." Dabei hatte sie gegen 14 Uhr schon einige Geschäfte getätigt. Bei ihr waren es vor allem nostalgische Gerätschaften, die so manchen Haushalt der 70er Jahre bereicherten - eine Kartoffelpresse, ein Stempelständer, eine Eisenbahnerlampe, ein Werkzeugkasten, Fensterladenhalter mit "Köpfchen" und ein Döschen mit Ersatzteilen für die gute alte Singer-Nähmaschine. Auch ein grünes Telefon ging weg. Noch mit Wählscheibe ausgestattet diente es vor seinem endgültigen Verkauf noch als Demonstrationsobjekt für die Enkelgeneration, die sowas "Abgefahrenes" noch nicht ausprobiert hatten.

Für Ulla Wiese und viele andere Anbieter ist vor allem wichtig, dass nichts weggeworfen wird, jedes Teil einen Liebhaber findet und dass es Spaß macht. "Wir haben heute schon viel gelacht", so die Hasselerin. Ein Stück weiter haben gerade Kinderspiele und Puzzle einen Abnehmer gefunden. Bald dürfen sich Kindergartenkinder darüber freuen. Am Drei-Generationen-Stand von Oma Elisabeth, Tochter Eva und Enkel Mark hat ein Korbsessel einen neuen Liebhaber gefunden. Wer will, bekam hier von Elisabeth sogar noch eine kurzen Exkurs durch Hassels Geschichte. Die meisten Händler und Besucher hatten schon den nächsten Flohmarkt im Auge. Na dann bis spätestens nächstes Jahr am gleichen Ort, zur gleichen Zeit.

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