Briefe zeugen von der Vergangenheit

Rammelfangen · Vor 100 Jahren starb der Rammelfanger Ludwig Dutt für Kaiser und Vaterland in einem Dresdner Hospital an Wundfieber. Seine Briefe hat sein Neffe Albert Hilt bis heute aufbewahrt: Mit ihnen lässt sich Dutts Ende rekonstruieren.

 Der Rammelfanger Albert Hilt hat die Geschichte von Ludwig Dutt aus Briefen rekonstruiert; Dutt starb am 27. September 1915 in Dresden an den Folgen einer Kriegsverletzung. Foto: Johannes A. Bodwing

Der Rammelfanger Albert Hilt hat die Geschichte von Ludwig Dutt aus Briefen rekonstruiert; Dutt starb am 27. September 1915 in Dresden an den Folgen einer Kriegsverletzung. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

In den 90er Jahren begann der Rammelfanger Albert Hilt, sich mit seiner Familiengeschichte zu beschäftigen - und fand unter anderem alte Post. "Meine Mutter hatte Briefe von ihrem Bruder gesammelt." Dieser, Ludwig Dutt , am 7. März 1894 in Rammelfangen geboren, starb im Ersten Weltkrieg. Er war der Zweitälteste von acht Geschwistern, seine vier Brüder starben bereits im Kindesalter.

Ludwig wurde am 11. April 1915 zum Kriegsdienst eingezogen. In Berlin fand die zwölfwöchige Ausbildung des Gardefüsiliers statt. "Wenn ich wieder zu Hause wäre", schrieb er von dort, "Berlin würde mich nicht mehr reizen. So gut ist es auch in Saarlouis". Von "alle 10 Tage 3,80 M. Löhnung" schrieb Dutt nach Hause, von Übungsmärschen mit acht Pfund Sand im Tornister, fehlendem Brot, von Paketen der Familie mit Butter, Schinken und Marmelade und seiner Vereidigung am 3. Mai 1915.

"Vielleicht werde ich leicht verwundet und kann dann wieder zu euch kommen", notierte er am 6. Mai. Etwa einen Monat später begann der fast zwölftägige Bahntransport über Dresden und Prag an die galizische Front östlich des früheren Lemberg, heute Lwiw in der Ukraine. "Und alle Kugeln treffen ja auch nicht", schrieb Dutt von unterwegs. "Sollte eine für mich gegossen sein, so ist es Gottes Wille und dem wollen wir das alles überlassen und wollen uns nicht trüben Gedanken hingeben."

Auf einen Heimatschuss hoffte Dutt am 15. August, damit man "von dieser ganzen Qual entkommen würde". Sein Ende begann am 30. August: Granatsplitter verletzten ihn an "beiden Oberbeinen". Die Knochen seien heil, aber "gehen kann ich nicht und kann die Beine schlecht bewegen", schrieb er.

Nach drei Tagen im Feldlazarett folgte der viel zu lange Bahntransport nach Deutschland. In schlechtem Gesundheitszustand brachte man ihn in Dresden in ein Reservelazarett. Ein Telegramm informierte am Sonntag, 26. September, die Familie über Dutts kritischen Zustand. Die Eltern brachen kurzfristig per Bahn nach Dresden auf. Doch bevor sie dort eintrafen, war ihr letzter verbliebener Sohn am Montag, 27. September 1915, 23.45 Uhr, an Wundfieber gestorben.

Die Eltern mussten dann 474 Mark bezahlen für seine Rückführung in den Heimatort.

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