Das Uhu-Paar ist wieder heimgekehrt

Wadgassen · Kontrastprogramm in der Sandgrube Arweiler in Schaffhausen: Tagsüber rattern hier die Maschinen, nachts jagt der „König der Nacht“ - der Uhu. Der Wadgasser Naturschutzbeauftragte Ernst Kollmann weiß von einer Erfolgsgeschichte zu berichten. Derzeit wachsen hier drei Jungvögel heran.

 Noch schaut dieser junge Uhu ziemlich misstrauisch in die Welt des Schaffhauser Steinbruchs. Fotos: Rolf Ruppenthal

Noch schaut dieser junge Uhu ziemlich misstrauisch in die Welt des Schaffhauser Steinbruchs. Fotos: Rolf Ruppenthal

Lange Jahre war der Uhu in unserer Region ausgestorben. Seit 1922 galt der "Vogel des Jahres 2005" als ausgerottet. Inzwischen gibt es aber wieder mindestens zwölf Brutpaare im Saarland, eines davon in Schaffhausen.

Unter dem Motto "Rohstoffgewinnung und Naturschutz " starteten die Firma Arweiler und der Naturschutzbund (Nabu) Saarland 2003 ein Pilotprojekt. Nachdem eine vorhandene Brutstätte durch den fortschreitenden Abbau weggefallen war, schuf man einen passenden Ausgleich. Eine Steilwand blieb stehen, und in ihr wurde eine neue Brutnische in luftiger Höhe geschaffen.

Die neue Brutstätte war nicht nur Ersatz: Der ideale Standort ermöglichte dem größten Eulenvogel unserer Region einen freien Anflug und bot zugleich optimalen Schutz. Bedenken, dass der Uhu diese von Menschenhand geschaffene Höhle nicht annehmen wurde, wurden 2006 widerlegt. Ein Uhu-Pärchen ließ sich hier nieder, zwei Jungvögel erblickten das Licht der Welt.

Für Erich Kollmann zeigt dieses Vorzeigebeispiel, dass sich Rohstoffindustrie und Naturschutz keineswegs ausschließen müssen. Ähnlich wie Truppenübungsplätze haben sich auch industrielle Abbauflächen zu Rückzugsgebieten für bedrohte und seltene Tier- und Pflanzenarten entwickelt. "In diesem Jahr hat wieder ein Uhu-Pärchen im Schaffhauser Steinbruch gebrütet. Drei Jung-Tiere sind geschlüpft und verfolgen aufmerksam aus ihrer Bruthöhle das Geschehen draußen, um bei Gefahr sofort hinter einem Steinwulst abzutauchen.

Ein Jung-Uhu hat das Nest bereits verlassen, sich in die Tiefe gestürzt. Noch reicht die Kraft nicht zu längeren Ausflügen. Deshalb sucht der Vogel am Boden Schutz unter dichtem Gestrüpp, denn diese Phase ist für den jungen Uhu nicht ungefährlich, auch wenn die meist nicht sichtbaren Altvögel den Nestflüchter stets im Blick haben, ihn weiter versorgen und jede Bewegung verfolgen.

Dass ein solches Abenteuer auch negativ für Familie Uhu ausgehen kann, zeigt ein Fund von Erich Kollmann. Im letzten Jahr entdeckte er auf dem Gelände zwei Beine eines Uhus. Der Naturschutzbeauftragte schätzt, dass dieser Jungvogel Opfer eines Fuchses geworden ist. "Fressen und gefressen werden, das ist ein Gesetz der Natur," weiß auch Kollmann. So machen Uhus, die in der Regel von Mäusen und Kaninchen leben, auch Jagd auf Jungfüchse, aber auch auf andere Eulen und Falken, deren Schutz und Betreuung sich Kollmann ebenfalls verschrieben hat.

Da der Uhu als äußerst standorttreu gilt, die Firma Arweiler zudem ihr Schutzprogramm konsequent fortführt, ist Erich Kollmann zuversichtlich, dass auch in den nächsten Jahren weitere Jung-Uhus hier auf die Welt kommen und sich der Bestand dieses majestätischen Nachtgreifs weiter stabilisiert.

 Hoch oben in einer Felswand befindet sich die Bruthöhle des Wadgasser Uhu-Pärchens.

Hoch oben in einer Felswand befindet sich die Bruthöhle des Wadgasser Uhu-Pärchens.

Noch gilt dieser Bestand keineswegs als gesichert: Auch wenn die Verfolgung durch den Menschen heute keine Rolle mehr spielt, sorgen Stromleitungen, Straßen- und Schienenverkehr, Störungen an den Brutplätzen sowie der Verlust an Lebensräumen für Gefahren.

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