Musik verbindet zwei Kulturen

Wadgassen · Integration durch Musik. Diesen Weg geht der Orchesterverein Wadgassen und stellt fünf syrischen Flüchtlingen Instrumente zur Verfügung. Das Land finanziert ein Jahr lang den Musikunterricht.

 Mittels Musikunterricht praktizieren der Orchesterverein Wadgassen und das Saarland Integration durch Musik für syrische Flüchtlinge. Im Bild (von links): Björn Jakobs, stellvertretender Vorsitzender des Orchestervereins, Bürgermeister Sebastian Greiber, die Landesbeauftragte für Integration, Monika Bachmann, die neuen syrischen Musiker Ameer Alamman, Mohammad-Husso und Hanin Saker, Familie Saker sowie Christel Jakobs, Leiterin der Musikschule der Gemeinde Wadgassen. Foto: Johannes A. Bodwing

Mittels Musikunterricht praktizieren der Orchesterverein Wadgassen und das Saarland Integration durch Musik für syrische Flüchtlinge. Im Bild (von links): Björn Jakobs, stellvertretender Vorsitzender des Orchestervereins, Bürgermeister Sebastian Greiber, die Landesbeauftragte für Integration, Monika Bachmann, die neuen syrischen Musiker Ameer Alamman, Mohammad-Husso und Hanin Saker, Familie Saker sowie Christel Jakobs, Leiterin der Musikschule der Gemeinde Wadgassen. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Neuland betritt der Orchesterverein Wadgassen 117 Jahre nach seiner Gründung im Jahre 1899. "Wir sind quasi der erste Musikverein im Saarland, der so etwas macht", sagte der stellvertretende Vorsitzende Björn Jakobs. Denn fünf in der Gemeinde Wadgassen lebende syrische Flüchtlinge bekommen nun Musikunterricht . Sie werden nach einigen Monaten Üben aktiver Teil des rund 60-köpfigen Musikvereins.

Darüber informierte der Verein im Übungsraum im Abtei-Hotel. Mit dabei war die Integrationsbeauftragte der Landesregierung, Sozialministerin Monika Bachmann , über die das Land 2000 Euro für den Musikunterricht beisteuert. In ihrer Zeit als Saarlouiser Landrätin habe sie gesagt, "jedem Kind ein Instrument". Das sei an Schulen umgesetzt worden und erfolge nun auch bei der Integrationsförderung . Denn "wo wir überhaupt keine Probleme haben zu integrieren, das ist der Sport und die Musik ".

Drei der musikbegeisterten Syrer waren am Mittwoch vor Ort. "Die haben schon ein dreiviertel Jahr bei Proben hier gesessen und zugehört", berichtete Jakobs. Sie seien zwischen 13 und 15 Monate in Wadgassen . Noch nie hätten sie Musik gemacht, erzählten die Drei. Sie müssten nun alles von Grund auf lernen, berichteten Ameer Alamman (32) Mohammad-Husso (20) und Hanin Saker (11). "Rock und Metal" gefielen ihm richtig gut, sagte Alamman. Deshalb wolle er E-Bass lernen. Dieses Instrument besorge der Verein noch, ergänzte Jakobs. Ebenso die Querflöte für die junge Hanin. Fünf Instrumente stellt der Orchesterverein zur Verfügung, erklärte Björn Jakobs das Prinzip. Dazu zählen noch Klarinette, Trompete und Waldhorn .

Die syrischen Musikneulinge haben ein Jahr lang Unterricht in der Wadgasser Musikschule. Nach einem halben bis dreiviertel Jahr können sie in dem Orchester mit den geringsten Schwierigkeitsgraden beginnen. "Das geht dann wohl im Schülerorchester los", sagte Jakobs. Der Schwerpunkt der gespielten Musikstücke liege auf Rock, Pop und Musicals. Einmal die Woche finden die Proben statt. "In denen wird Deutsch gesprochen. Später sitzt man noch zusammen und unterhält sich." So könne mitgeholfen werden, die deutsche Sprache schneller zu lernen und Kontakte zu knüpfen.

Meinung:

Keine Einbahnstraße

Von SZ-Redakteurin Margret Schmitz

Mit Musik geht alles besser, heißt es in einem alten Schlager, und dass Musik verbindet, ist auch schon eine Binsenweisheit. Das gemeinsame Lernen und das gemeinsame Musizieren bringt die syrischen Flüchtlinge viel mehr in die mitteleuropäische Kultur und Lebensart als ein normaler Integrationskurs. Denn es geht um viel mehr - Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kulturkreise lernen sich besser kennen, unternehmen auch außerhalb der Musik etwas miteinander und knüpfen auch Verbindungen in ganz andere Bereiche. Das Beste an solchen Kontakten ist aber, dass sie keine Einbahnstraße sind. Die Neubürger können ihre Kultur mit einbringen, und das inspiriert uns alle.

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