Wadgassen plant Opfer-Gedenkstätte

Wadgassen · Die Gemeinde Wadgassen errichtet in und vor einem leer stehenden Gebäude auf dem Alten Spurker Friedhof ein Mahnmal: Es soll an die Toten der beiden Weltkriege und an die Schicksale von Flüchtlingen und Asylsuchenden erinnern. Gestern stellte Bürgermeister Sebastian Greiber die Modelle vor.

 Das Friedhofsgebäude wird Gedenkraum. Fotos: Rolf Ruppenthal

Das Friedhofsgebäude wird Gedenkraum. Fotos: Rolf Ruppenthal

Erstmals fand gestern zum Volkstrauertag eine zentrale Gedenkfeier für ganz Wadgassen statt. Bürgermeister Sebastian Greiber hatte dazu den alten Spurker Friedhof erkoren, der im Laufe des nächsten Jahres zu einem neuen Gedenkort umgestaltet werden soll. Die beiden Gräberfelder mit Kriegstoten aus den beiden Weltkriegen stellen dabei bereits einen ersten Bereich des geplanten zukünftigen Gedenkortes Spurker Friedhof dar.

"Mit dem Gedenkort Spurker Friedhof will die Gemeinde eine zeitgemäße und generationsübergreifende Gedenkstätten an historischem Ort neu und spannend gestalten," erklärte Greiber.

Ein neu zu errichtendes Denkmal soll die vorhandenen Ehrengrabfelder thematisch und optisch miteinander verbinden. Dabei ist geplant, dass zwei Wege, von den Weltkriegsgräbern kommend, sich in der Mitte des freien Zwischengeländes treffen, wo ein Denkmal aus zwei quaderförmigen Stelen mahnend an die Gefallenen der Kriege erinnern soll. Die Kosten sind mit rund 10 000 Euro veranschlagt.

Vor dem Hintergrund einer Aufarbeitung der Fragen nach Flucht, Vertreibung, Zwangsarbeit und Ermordung im Wadgasser Raum soll ein zweites Mahnmal entstehen. Dieses soll in den Sprachen der Menschen, die während der Naziherrschaft ermordet und vertrieben wurden, aber auch der Zwangsarbeiter, die hier gelebt und gearbeitet haben, die historischen Fakten benennen. Die geschätzten Kosten hierfür betragen 30 000 Euro.

Ein Gedenkraum soll nach grundlegender Sanierung im historischen Friedhofhäuschen aus dem 19. Jahrhundert entstehen. Das Gebäude soll Besuchern die Möglichkeit der Besinnung und des Gedenkens bieten und gleichzeitig auch auf das Schicksal heutiger Flüchtlinge und Asylsuchenden hinweisen; rund 20 000 Euro soll dieser Teil kosten.

Der geplante Gedenkort Spurker Friedhof bietet nach den Worten von Bürgermeister Greiber die einmalige Chance, historische und gegenwärtige Gedenkmomente zusammenzuführen und "die damit verbundenen menschlichen Tragödien der vergangenen und der neuesten Zeit gleichermaßen als Fehlentwicklungen zu brandmarken".

Meinung:

Daraus kann Großes werden

 Bürgermeister Sebastian Greiber stellte gestern die Modelle vor.

Bürgermeister Sebastian Greiber stellte gestern die Modelle vor.

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

Mit dem Zweiten Weltkrieg war die Leidensgeschichte von Menschen nicht beendet. Von Europa aus gesehen, konnte es scheinen, als sei bleibender Frieden rund um den Globus nur eine Frage der Zeit. Ein Irrtum. Die Leidensgeschichte geht weiter, und sie erreicht immer wieder, immer mehr, auch Europa. Schon optisch ist das die Botschaft des geplanten Gedenkortes Spurker Friedhof. Werden Mahnmal und vor allem der Gedenkraum kenntnisreich und mit Fingerspitzengefühl gestaltet, kann daraus nicht bloß Wichtiges, sondern Großes entstehen. Denn Frieden zu erhalten, dazu mahnt der Ort, war nicht Aufgabe der heute alten Menschen damals, in der Vergangenheit. Es ist Aufgabe jeder Generation geblieben. Herausragend ist dabei, klar zu bekennen, dass die Menschen auf der Flucht, damals wie heute, uns genauso angehen wie die Opfer der Weltkriege .

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