Willkommen in Wadgassen

Wadgassen · Die Gemeinde Wadgassen zeigt, was Willkommenskultur ist. In Hostenbach gab es ein Begrüßungsfest, zu dem 56 Flüchtlinge kamen. Sie sind angekommen, aber sie brauchen noch Hilfe in vielerlei Bereichen.

 Miteinander ins Gespräch kommen – ein erster wichtiger Schritt für Flüchtlinge und hilfsbereite Gastgeber wurde getan. Foto: Rolf Ruppenthal

Miteinander ins Gespräch kommen – ein erster wichtiger Schritt für Flüchtlinge und hilfsbereite Gastgeber wurde getan. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

"Flüchtlingen muss geholfen werden, Flüchtlinge sind hier willkommen!" Das sagte Wadgassens Bürgermeister Sebastian Greiber beim Begrüßungsempfang im Kulturhaus Hostenbach. Er erinnerte daran, dass auch Deutsche nach dem Krieg Hilfe benötigt und mittels Luftbrücke und Rosinenbombern erhalten hätten. "Auch wir wollen Ihnen heute eine Brücke bauen und Ihnen einen Start für ein neues Leben erleichtern", sagte Greiber an die 56 zumeist aus Syrien stammenden Flüchtlinge gewandt.

Getrennt von Frau und Kindern

Einer von ihnen ist Mhd. Ayman Ashour. Nach einer abenteuerlichen Flucht ist er vor sechs Monaten in Deutschland gelandet und lebt seit vier Monaten in Wadgassen . "Mir geht es hier gut, die Menschen sind freundlich zu mir, und die meisten helfen auch", lässt er über Khadije Yassim, eine 27-jährige Libanesin übersetzen, die seit ihrer Kindheit in Deutschland lebt. Derzeit versucht der Textil-Kaufmann möglichst schnell Deutsch zu lernen, um hier arbeiten zu können.

Glücklich ist er aber nicht, denn das Schicksal seiner Familie bedrückt ihn. Seine Frau ist mit den Kindern in der Türkei gestrandet und sitzt dort fest. Die Aussichten auf ein schnelles Visum sind minimal. "Die Wartezeit beträgt inzwischen mehr als ein Jahr", übersetzt Yassim.

Die 27-jährige Libanesin hat sich als Flüchtlingsbeauftragte zur Verfügung gestellt, um Menschen aus der arabischen Welt zu helfen. Sie ist auf dem "dualen Weg" von mitteleuropäischer und arabischer Kultur groß geworden. Sie spricht und schreibt fließend Arabisch und kennt die anfallenden Probleme aus eigener Erfahrung. Sie fungiert oft als Dolmetscherin, hilft bei Behördengängen und steht ansonsten mit Rat und Tat den Flüchtlingen zur Seite.

Auch Janis Kiel, 19-jährige Studentin (Deutsch und Englisch), und Stefanie Bohnenberger, 24-jährige Studentin der Pharmazie, haben sich spontan als Flüchtlingsbeauftragte zur Verfügung gestellt. "Uns ist es wichtig zu helfen", sagen sie übereinstimmend, "denn diese Menschen haben es schwer genug."

Führerschein ist problematisch

Weitere Flüchtlingsbeauftragte sind in Wadgassen Caroline Heimer, Ilka Schneider, Carmen Hick, Peter Hohneck, Lina Foresto, Claudia Schneider, Yannick Neumeyer, Horst Simmer und Joachim Schorr. Auch Herzspezialist Dr. Ali Alkadri (47) versucht, seine Landsleute aus Syrien nach besten Kräften zu unterstützen. Das größte Problem stellt nach seinen Erfahrungen neben der Sprache das Umschreiben des Führerscheins dar. Die syrische Fahrberechtigung ist hierzulande nur ein halbes Jahr gültig. Danach muss der Flüchtling eine neue Führerscheinprüfung in Deutsch oder Englisch ablegen. "Für die meisten ist das in der Kürze der Zeit und der Vielzahl der anfallenden Probleme ein unüberwindliches Hindernis", erklärt Dr. Alkadri. Die Mobilität ist aber unverzichtbar, allein schon deshalb, um etwa medizinische Probleme innerhalb der Familie behandeln lassen zu können.

Willkommen bei der Musik

Umrahmt wurde der Willkommensempfang vom Orchesterverein Wadgassen . Hier sind musikalische Migranten übrigens auch herzlich willkommen. Zu einem Willkommensfest für Kinder der Landesaufnahmestelle lädt der Landesverband der Arbeiterwohlfahrt für Freitag, 8. Mai, 14 Uhr, in die Stadthalle Lebach ein.

"Wir wollen den Eltern und Kindern unsere Verbundenheit bekunden und gemeinsam mit ihnen einen fröhlichen Nachmittag verbringen", sagt der Awo-Landesvorsitzende Marcel Dubois. An der Begegnung interessierte und sozial engagierte Menschen aus der Region sind ebenfalls gerne gesehen.

Locker und ungezwungen soll es zugehen, und die Kinder sollen im Mittelpunkt stehen. Die Awo hat ein buntes Mitmach-Programm vorbereitet, mit Schminken, Verkleiden, Basteln, Töpfern, Jonglieren und vielem mehr. Vor der Stadthalle gibt es eine Springburg und eine Luftballon-Wunschaktion. Kuchen, Obst und Erfrischungsgetränke werden angeboten.

Unterstützt wird die Veranstaltung durch die Awo Saarland-Stiftung und die Aktion Mensch. Schirmherr ist Bildungsminister Ulrich Commerçon .

Meinung:

Abendländische Kultur

Von SZ-Redakteur Mathias Winters

Das freut mich. Wir dürfen über sehr gute Demonstrationen berichten. Demonstrationen abendländischer Kultur: Diese kennt nämlich Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Armen und Notleidenden. Pe-, Saar- und die ganzen anderen Dumm-gida-Aufläufe mögen zwar die größere (leider auch internationale) Medien-Aufmerksamkeit erwecken, aber diese kleinen Zeichen der Willkommenskultur wie in Wadgassen und Lebach wirken auch ohne große Schlagzeilen. Prima.

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