„Wir sind keine Lückenbüßer“

Differten · Um die Schließung der Marie-Curie-Schule in Bous zu verhindern, hat der Landkreis eine Zusammenlegung mit der Bisttalschule Wadgassen beschlossen. Schüler und Eltern wollen das verhindern.

 Nicole Ruppert, Iris Fellinger (vorne, von links) sowie Silke Drozd, Janice Burgard und Pia Ruppert (hinten, von links) halten in den Händen einen von den Schülern verfasste Protestbrief. Foto: Kühn

Nicole Ruppert, Iris Fellinger (vorne, von links) sowie Silke Drozd, Janice Burgard und Pia Ruppert (hinten, von links) halten in den Händen einen von den Schülern verfasste Protestbrief. Foto: Kühn

Foto: Kühn

Seit 28 Jahren besteht die jetzige Bisttalschule in Wadgassen aus zwei Standorten. Die Klassenstufen fünf bis sieben besuchen den Standort Hostenbach. Die höheren Klassen sind in einem Gebäude in Differten untergebracht. Spätestens zum Ende des Schuljahres 2016/17 sollen jetzt am Differter Schulstandort auf dem Eimersberg die Lichter ausgehen. Da die Bouser Marie-Curie-Schule im laufenden Schuljahr zu wenig Anmeldungen hatte, wird die Bisttalschule Wadgassen mit Bous zusammengelegt, um die Schülerzahl zu erhöhen. Heißt: Differten macht zu, und die Kinder sollen künftig nach Bous gehen.

Den Wadgasser Schülern und Eltern schmeckt das so gar nicht. "Das ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit", protestiert Iris Fellinger, deren Tochter in Differten die achte Klasse besucht. Sie kann und will nicht verstehen, warum ein intaktes Schulsystem aus "politischen Gründen aufgegeben" wird.

Pia Ruppert ist Schülersprecherin und besucht in Differten die 10a. Ihre Klasse wird zwar von der Standortschließung nicht mehr betroffen sein, trotzdem setzt sie sich für den Schulerhalt ein: "Ich will, dass Differten bleibt, damit sich auch nachkommende Generationen hier so wohlfühlen können wie wir."

Gemeinsam haben die Jugendlichen einen Protestbrief an die politischen Entscheidungsträger verfasst. Von fehlender Bürgernähe und einem "Weg zurück in die Steinzeit" ist darin die Rede. Auch wird gefragt, warum soviel Geld in die Bouser Schule gepumpt wurde, "wobei abzusehen war, dass der Schulstandort auf lange Sicht nicht tragbar ist", heißt es in dem Brief.

"Außerdem wurde von politischer Seite ein Gespräch mit der Schule in Schwalbach über eine mögliche Zusammenarbeit mit Bous geführt. Die wollten nicht kooperieren, jetzt müssen wir den Kopf hinhalten, und uns hat man nicht einmal gefragt. Wir sind aber keine Lückenbüßer", sagt Elternsprecherin Silke Drozd.

Argumente, denen sich der Landkreis stellen muss, zumal Eltern grundsätzlich die weiterführende Schule selbst aussuchen können. "Wir nehmen die Ängste und Befürchtungen der Eltern und Schüler sehr ernst", betont Landrat Patrik Lauer . Er habe im Vorfeld mit den Schulleitern und den Bürgermeistern über die Pläne gesprochen: "Wir haben aber kein Signal bekommen, dass die Zusammenlegung auf so immense Vorbehalte stößt."

So oder so, die Entscheidung ist gefallen. Der Kreistag hat sich mit großer Mehrheit für das Aus in Differten entschieden. Dies sei die einzige Möglichkeit, in beiden Gemeinden eine Schule zu erhalten: "Wir werden uns außerdem dafür stark machen, dass die Qualität der Lehre unter dem Umzug nicht leidet", sagt Lauer.

Ob der Plan des Landkreises aufgeht, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. "Alle Eltern , mit denen ich gesprochen habe, werden ihr Kind nicht in Bous anmelden. Wir werden nach Überherrn oder Saarlouis ausweichen", betont Drozd.

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