Schnelle Helfer kommen aus der Nachbarschaft

Überherrn · 16 Ersthelfer haben sich in Überherrn ehrenamtlich im Verein First Responder zusammengeschlossen. Sie leiten bei schwer Verletzten oder Erkrankten die Rettungsmaßnahmen ein, bevor Notarzt und Rettungsdienst eintreffen.

 Ehrenamtliche Helfer beireiten sich auf ihre Einsätze vor. Fotos: First Responder Überherrn e.V.

Ehrenamtliche Helfer beireiten sich auf ihre Einsätze vor. Fotos: First Responder Überherrn e.V.

Vorboten gibt es nicht. Plötzlich kippt der Mann um, bleibt regungslos auf dem Bürgersteig liegen - Herzinfarkt. Fußgänger eilen herbei, alarmieren den Rettungsdienst. Jetzt zählt jede Sekunde. Denn pro Minute sinkt die Überlebenschance um zehn Prozent. "Wenn niemand mit der Reanimation beginnt, bis der Notarzt kommt, ist es für den Patienten meist zu spät", sagt Thomas Andre. Damit in solchen Situationen schneller Hilfe vor Ort ist, hat der 33-Jährige in Überherrn den Verein First Responder (auf Deutsch: zuerst Antwortender) gegründet. "Seine Mitglieder sind professionelle, ehrenamtliche und ortsansässige Ersthelfer, die bei Einsätzen in der Gemeinde Überherrn parallel zum Rettungsdienst beziehungsweise zum Notarzt ausrücken." Sie überbrücken die Zeit zwischen der Alarmierung und dem Eintreffen der Hilfskräfte.

Die Rettungsleitstelle kontaktiert die First Responder, wenn ein Patient in Lebensgefahr ist, automatisch mit dem Notarzt. Andre erklärt: "Egal ob eine bewusstlose Person, Atemnot, starke Blutungen oder Verkehrsunfälle, da wir in der Nachbarschaft wohnen, können wir schnell am Notfallort sein." Dort versorgen die Helfer den Patienten und informieren den Rettungsdienst über seinen Zustand. So können Arzt und Sanitäter ihren Einsatz besser vorbereiten.

16 Mitglieder hat der Verein in Überherrn bisher. Unter ihnen eine Notfallmedizinerin, Rettungssanitäter und -assistenten. Sie werden am 1. Januar mit der Einsatzbereitschaft starten und wenn möglich einen 24 Stundendienst gewährleisten. "Je mehr Leute wir im Team sind, desto besser. Wir würden uns daher über weitere Mitglieder freuen." Wer der Gruppe beitreten wolle und noch kein medizinisches Wissen habe, könne eine Ausbildung zum First Responder direkt beim Verein oder bei den bekannten Hilfsorganisationen machen. Diese Sanitätsdienstausbildung umfasse 60 Stunden und eine praktische Prüfung. Dabei lernen die Teilnehmer Erste-Hilfe-Techniken kennen und mit der Ausrüstung umzugehen. Zu der zählen ein Notfallrucksack mit Sauerstoff, elektrischer Absaugpumpe und Defibrillator. "Wir haben derzeit drei solcher Einheiten und hoffen, in der Zukunft weitere anschaffen zu können", erzählt Andre. Ein Förderverein, der auf Spenden von Privatleuten, Firmen und Mitgliedern angewiesen ist, finanziert die Geräte.

In anderen saarländischen Kommunen hat sich dieses Konzept bereits bewährt. Die First Responder in Freisen haben beispielsweise am 1. Januar 2014 mit ihrem Dienst begonnen. Im September 2015 absolvierten sie bereits ihren hundertsten Einsatz. Weitere Gruppen sind in Humes-Hierscheid und Losheim aktiv. Laut Andre würden durch den Einsatz von Erste-Hilfe-Teams die Überlebenschancen von verunglückten oder erkrankten Personen um bis zu 25 Prozent steigen. In Überherrn rückt der Rettungsdienst jährlich zu etwa hundert Notfällen aus. "Wir gehen davon aus, dass durch unseren Einsatz Erste-Hilfe-Maßnahmen fünf bis zehn Minuten früher eingeleitet werden können als bisher", erklärt er.

Alle Mitglieder des First-Responder-Teams arbeiten ehrenamtlich in ihrer Freizeit und neben ihrer beruflichen Tätigkeit. Doch sie nehmen die Mühen gerne auf sich. In einer Notsituation sei schließlich jeder froh, wenn schnelle Hilfe kommt.

"Und wenn wir nur ein Leben im Jahr retten können, haben sich unser Einsatz und der Aufbau der First-Responder-Gruppe schon gelohnt." Der Verein First Responder Überherrn stellt sich am Samstag, 21. Januar, von 17 bis 20 Uhr im Kurhaus Überherrn vor. Die First Responder Überherrn werden ab 1. Januar zu Einsätzen ausrücken. Mitglied werden kann jeder, der in der Gemeinde wohnt und mindestens 16 Jahre alt ist. Alle Helfer arbeiten ehrenamtlich. Der Verein unter der Trägerschaft vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar finanziert sich durch Spenden.

Wer die Gruppe finanziell unterstützen möchte, kann dem Förderverein beitreten. Die Beiträge liegen pro Jahr bei zwölf Euro für Schüler, 24 Euro für Erwachsene, 40 Euro für Familien und 100 Euro für Firmen. Außerdem gibt es ein Konto für Einzelspenden bei der Kreissparkasse Saarlouis, IBAN: DE 44 5935 0110 0370 0484 15.

 Auch ein Bär gehört zum Notfallrucksack.

Auch ein Bär gehört zum Notfallrucksack.

Weitere Infos erteilt der Vorsitzende Thomas Andre unter Telefon (01 51) 74 31 73 35 oder per Mail an t.andre@ first-responder-überherrn.de.

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