Die Narren tanzen gegen die Kälte an

Saarbrücken/Überherrn · Am 11.11. um 11.11 Uhr war endlich der Moment gekommen, auf den „Faasend“-Fans seit Monaten hingefiebert hatten: Mit elf Böllerschüssen wurde die Fastnacht eingeläutet. Am Abend zuvor hatten die Büttenredner beim Vorstellabend der Narren ihre scharfen Zungen unter Beweis gestellt.

Simone Brück, Bianka Dirk und Dana Brück von der Karnevalsgesellschaft „Hinnehott“ aus Großrosseln-Naßweiler ließen sich vom schlechten Wetter nicht die gute Laune verderben. Foto: Lang

Simone Brück, Bianka Dirk und Dana Brück von der Karnevalsgesellschaft „Hinnehott“ aus Großrosseln-Naßweiler ließen sich vom schlechten Wetter nicht die gute Laune verderben. Foto: Lang

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Das Warten hat ein Ende. Eingefleischte Fans der saarländische Fastnacht konnten es schon seit Monaten kaum noch erwarten. Gestern dann der letzte Countdown bis zum Beginn der närrischen Jahreszeit beim landesweiten Sessionsstart des Verbandes Saarländischer Karnevalsvereine (VSK) am alten Bahnhof in Überherrn. Mehr als 500 Jecken von rund 70 Karnevalsvereinen aus dem ganzen Saarland waren gekommen. Am Ende waren es nur noch elf Sekunden, die verblieben. "Eine Punktlandung", wie der neue VSK-Präsident Hans Werner Strauß mit einem Blick auf die Uhr feststellte. Es folgte ein lautstarkes "Alleh hopp!" und ein krachender Salut mit elf Böllerschüssen vom Schützenverein Berus.

Zuvor hatte Überherrns Bürgermeister Bernd Gillo , Gastgeber und Schirmherr, noch schönes Wetter versprochen: "Pünktlich um 10.54 Uhr wird die Sonne scheinen." Klappte zwar nicht auf die Minute genau, doch zum Sessionsstart machte der Regen auf jeden Fall eine Pause.

Als neuer Präsident des karnevalistischen Bundesverbandes (BDK) wünschte Klaus-Ludwig Fess den Karnevalsvereinen volle Hallen bei ihren anstehenden Veranstaltungen. Im Vorjahr war Fess noch Präsident des VSK, dessen Ehrenmitglied er seit gestern offiziell ist. "Wir haben ihm die entsprechende Urkunde überreicht - und als Gag eine VIP-Karte für die gesamte saarländische Faasenacht", so sein Nachfolger Strauß.

Als der Klang des letzten Böllerschusses verhallt war, begannen die versammelten Narren zu tanzen. Schließlich hilft das gegen die ungemütliche Kälte. Die Musik dazu lieferte die Kölsch-Rockband "De Pänz": "Do simmer dabei, dat is' prima, viva Colonia".

Bereits am Donnerstagabend hatten der VSK, die große Saarbrücker Karnevalsgesellschaft "M'r sin nit so", der Saarländische Rundfunk und das Kulturamt der Landeshauptstadt zum Vorstellabend der Narren, einem Mix aus Büttenredner-Wettbewerb und -Börse, auf den Halberg gerufen. Dabei überraschte ein Neuling im Wettstreit. "Das hat sich ja alles gereimt und war noch dazu politisch - das gibt es heutzutage selten", sagte Moderator Michael Friemel anerkennend zu Marek Winter , der seine Neuauflage des Till Eulenspiegel gab. Als einziger Teilnehmer nutzte der Eulenspiegel die traditionelle Bütt und hielt Politikern unverblümt den Zerrspiegel vor: "AfD, ihr seid blöd zum Quadrat - und das hat euch der Eulenspiegel gesaat."

Mit frechen Witzen machte auch Kirk Rebmann als "Es Nissje" von sich reden. Den Rutsch in die nächsthöhere Kategorie meisterten Alexandra Schick und Yves Schockies alias "Es Schicksche unn sein Neffe": Waren sie im Vorjahr noch Sieger in der Kategorie "Über 17 Jahre mit weniger als fünf Jahren Bühnenerfahrung", siegten sie dieses Mal auch in der Kategorie mit mehr als fünf Jahren Erfahrung.

In einer Kategorie gab es sogar zwei Gewinner-Beiträge: von "Eulenspiegel" Marek Winter und von Hannelore Huwig sowie Dieter Hornberger alias "Olga und Otto". Beide hielt die Jury für großartig, aber nicht miteinander vergleichbar. Deswegen entschied sie: Siegerehren für alle drei Akteure.

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 Marek Winter hielt den Politikern als „Till Eulenspiegel“ den Zerrspiegel vor. Foto: Lang

Marek Winter hielt den Politikern als „Till Eulenspiegel“ den Zerrspiegel vor. Foto: Lang

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Auf einen Blick Die Sieger des Wettbewerbs beim Vorstellabend: "Es Nissje": Kirk Rebmann; "De Lausert": Felix Fichtner (Karnevals-Union Miesau); "Till Eulenspiegel , neu aufgelegt": Marek Winter (Dudweiler Carneval Club); "Olga und Otto": Hannelore Huwig/Dieter Hornberger (KG Mir bleiwe so, Riegelsberg); "Es Schicksche unn sei Neffe": Alexandra Schick/Yves Schockies. al

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