Die aktuelle Stimmung einfangen

Altforweiler · Wovor haben die Menschen in Deutschland Angst? Dieser Frage möchte der Journalist David Ehl, der aus Altforweiler stammt, nachgehen. Für seine Deutschlandreise sammelt er Geldspenden im Internet.

 Der Journalist David Ehl aus Altforweiler, unterwegs in Jerusalem.

Der Journalist David Ehl aus Altforweiler, unterwegs in Jerusalem.

Foto: Victoria Ehl

Russland, Lettland, Ghana, Schottland - an diesen und weiteren Orten ist David Ehl bereits als freier Journalist gewesen. Sein neues Projekt führt den 27-Jährigen aus Altforweiler , der derzeit als Stipendiat in Israel ist, aber nicht in die Ferne, sondern ins eigene Land: Mit dem Wohnmobil will er Deutschland bereisen und ein Stimmungsbild zeichnen. Dabei sollen viele zu Wort kommen und ihre Ängste schildern. "Die Idee hatte ich schon im November, als ich mitbekommen habe, dass es in Deutschland immer radikaler wird", erzählt er.

Reise beginnt im Südwesten

Die Entscheidung, das Projekt tatsächlich anzugehen, fiel dann nach Silvester. Ehl möchte bei seiner vierwöchigen Reise mit Menschen vielfältiger Hintergründe sprechen, um die Komplexität der aktuellen Stimmung einzufangen. "Entscheidungsträger sind wichtig", meint er, "aber es ist auch wichtig, dass man den normalen Leuten auf der Straße eine Stimme gibt." Er möchte mit armen wie mit reichen Menschen sprechen, mit und ohne Migrationshintergrund, in der Stadt und auf dem Land. Einige Stationen seiner Reise, die im April im Südwesten startet, stehen schon fest, andere plant er noch. "Fast jedes Bundesland" ist dabei, darunter auch das Saarland und die grenznahen Bereiche. "Ich habe Kontakte mit der Erstaufnahmestelle in Lebach", nennt er ein Beispiel, ebenfalls interessiert ihn Schengen. Dort will er mit Menschen, die den Ort zum Tanken nutzen, sprechen und die Frage aufwerfen: "Was ist, wenn das Schengen-Abkommen scheitert und wir wieder zu Nationalgrenzen zurückkehren?" Sobald das Projekt Deutschlandreise startet, stellt Ehl regelmäßig Zwischenergebnisse ins Internet . Seine Artikel erscheinen auf der Seite von Correctiv, dem ersten gemeinnützigen Recherchezentrum Deutschlands. Außerdem betreibt Ehl eine Facebook-Seite und einen Twitteraccount.

Artikel bei Correctiv

"Darüber will ich ein bisschen Werkstatteinblick bieten", meint er und hofft darüber hinaus auf qualitative Rückmeldungen. Zum Abschluss soll ein Artikel in einer Zeitung oder einem Magazin erscheinen.

Durch die Zusammenarbeit mit Correctiv entstand die Idee, die Deutschlandreise als Crowdfunding-Projekt zu realisieren. Noch bis Mittwoch, 16. März, kann jeder das Projekt mit einem frei wählbaren Betrag unterstützen. Doch selbst wenn Ehls Ziel von 2400 Euro nicht erreicht wird, macht er die Reise, denn eine Stiftung ist bereit, finanziell einzuspringen. Dennoch hilft jeder Beitrag, denn "das Projekt ist so kalkuliert, dass ich im besten Fall null auf null rauskomme".

crowdfunding .

correctiv.org/

deutschlandreise

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort