Bauern vor Ort leiden unter Globalisierung

Altforweiler · Die Bilanz der Ernte des zu Ende gehenden Jahres fiel durchwachsen aus. Das war der Tenor in der Sitzung des Kreisbauernverbandes in Altforweiler. Weiteres Thema war die neue Düngeverordnung.

Vollgestopft mit immer neuen Regelungen ist der Alltag von Landwirten. Auch darum ging es unter anderen in der Sitzung des Kreisbauernverbandes Saarlouis in Altforweiler . "Getreide war noch in Ordnung", sagte Verbandspräsident Klaus Fontaine zur Ernte 2015. Die Maisernte war schon "mehr als durchwachsen", und beim Gras fehle die gewohnte Menge in den Silos.

"Die Preise werden nicht im Saarland gemacht", sprach Fontaine die Globalisierung an. Dabei spiele die Situation in der Ukraine ebenso eine Rolle wie die Aufnahmefähigkeit von Märkten in afrikanischen Regionen und China. Dies bringe über die Jahre erhebliche Preisschwankungen mit sich. Beispielsweise gebe es beim Fleisch Unterschiede von etwa 30 Prozent.

Das Saarland müsse landwirtschaftlich "als benachteiligtes Gebiet politisch anerkannt werden", forderte Fontaine. Denn was beispielsweise in Brandenburg auf riesigen Flächen in fünf Stunden bewältigt werde, erfordere im kleinteiligen Saarland zehn bis 15 Stunden.

Die Landwirtschaft sei stark im Export, sagte Kreisvorsitzende Theresia Croon. Aber nicht verstehen könne man, dass genau dies kritisiert werde, während Exporterfolge anderer Branchen positiv eingestuft würden. "Unsere Gewinne brechen um 30 bis 40 Prozent ein", verdeutlichte Croon.

Wie sich die Landwirte ihren finanziellen Spielraum erhalten können, stellte Sebastian Jung vom Bauernverband dar. Es gelte, frühzeitig die Engpässe zu erkennen. Dazu zähle die Durststrecke April bis September, bis wieder das erste Getreide der neuen Ernte verkauft werde. Bevor ein Betrieb erweitere, solle er sich im Kleinen optimieren. Und Zeiten hoher Preise ließen sich nutzen, um Rücklagen zu bilden. Wer es trotz allem nicht mehr schaffe, dem bot Jung Beratung beim Bauernverband an. Denn es gebe Möglichkeiten, von Stundung bis Darlehen.

Die Ausweisung von Natura-2000-Schutzgebieten könne zu Einschränkungen in der Nutzung führen. Darauf verwies Alexander Welsch vom Bauernverband. Er schaue sich in der Regel an, wer betroffen sei und melde sich dann. Unklar seien derzeit Regelungen der Düngeverordnung. Hier hätten das Bundesumweltministerium und Landwirtschaftsministerium unterschiedliche Vorstellungen. "Alle vier Monate kommt ein neuer Entwurf." Für das Saarland sehe er keine Notwendigkeit für Einschränkungen. Die Grundwasserkörper seien hier in einem guten Zustand. Für den Umgang mit Jauche, Gülle und Sickersäften aus Silage seien Erkennungssysteme für Lecks im Gespräch, sagte Alexander Welsch. Unklar wäre jedoch, ob bestehende Anlagen ebenfalls auszurüsten seien. Das werde dann teuer. "Wenn die Leckage-Erkennung kommen sollte, können wir den Stall zusperren."

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