Ein denkwürdiges Jahr
Hülzweiler · Wow, was für ein Jahr. Wir haben gezittert, gebangt, gelitten, aber auch ganz oft gejubelt. Jetzt, wo der Abreißkalender an der Wand dünner wird und das Jahr zu Ende geht, bleibt mal Zeit zum Durchatmen. Und zum Überlegen: Was bleibt eigentlich in Erinnerung vom Jahr 2016?
Sicher der 20. August: Es ist der Tag, an dem für Laura Müller vom LC Rehlingen ein Traum wahr wird. Rio, Maracana-Stadion, Olympische Spiele. Und Müller ist mittendrin beim größten Sportereignis der Welt. "Ich habe im Vorfeld versucht, mich irgendwie darauf vorzubereiten. Aber Olympia übertrifft einfach alle Erwartungen. Wahnsinn", schwärmt die Sprinterin noch Wochen später. Den erhofften Einzug ins Finale verpasst sie mit der 4x400-Meter-Staffel zwar knapp, dennoch darf sie mit sich und der Mannschaft zufrieden sein. Die vier laufen die beste Zeit einer deutschen Staffel seit sechs Jahren. "Wir haben alles gegeben, und bei vielen Spielen hätte es fürs Finale gereicht", sagt Müller. Und steckt sich schon das nächste Ziel: Tokio 2020.
Diefflen hat einen Lauf
Müller ist übrigens nicht die einzige Athletin aus dem Kreis in Rio: Vier Wochen später tritt Vanessa Braun aus Piesbach bei den Paralympics über 100 Meter und im Weitsprung an - und stellt zwei persönliche Bestleistungen auf. "Es war so laut, dass ich mich mit Händen und Füßen mit meiner Trainerin verständigen musste", erzählt Vanessa und schwärmt: "Es war unglaublich aufregend, an so einem großen Wettkampf teilzunehmen und zu zeigen, was ich kann."
Auch andere Sportler aus dem Kreis zeigen, was sie draufhaben: etwa die Fußballer des SV Hülzweiler. Die kicken in der Landesliga, doch im April schaffen sie es sogar bundesweit ins Rampenlicht - weil sie Real Madrid auskontern. Real hatte nach einem 2:1-Triumph beim FC Barcelona ein Jubelfoto aus der Kabine gepostet. Mit Cristiano Ronaldo in Unterhose. Einen Tag später kommt nach dem 4:0 gegen Bardenbach die Antwort aus Hülzweiler. Mit Dennis Schumacher als Ronaldo . Das Foto ist deutschlandweit der Renner in Zeitungen, Fernsehen und Internet. Ein starker Auftritt. Bundesweit für Aufsehen sorgt aber auch noch eine zweiter Klub: Die SG Saubach II ist das beste deutsche A-Klassen-Team. 26 Siege in 26 Spielen, 134:12 Tore - eine bessere Bilanz hat in ganz Deutschland keiner.
Dennoch gibt es im Sommer in Saubach lange Gesichter. Nachdem viele Spieler der ersten Mannschaft den Verein trotz Zusage für die neue Saison verlassen, zieht der Verein Anfang Juli die Notbremse - und sein Saarlandliga-Team vom Spielbetrieb zurück. Ein Schritt, der bei vielen Konkurrenten für Empörung sorgt. Denn hätte die SG den Schritt ein paar Tage vorher verkündet, hätten Hemmersdorf (Saarlandliga) und Schmelz-Limbach (Verbandsliga) nicht absteigen müssen.
Doch es gibt auch viel zu feiern in diesem Jahr - vor allem beim FV Diefflen. Der sichert sich erst den vielumjubelten Titel im saarländischen Hallenmasters, stürmt dann im Saarlandpokal ins Halbfinale, wo er erst von Regionalligist SV Elversberg gestoppt wird. Und in überragender Manier sichert sich das Team dann den Titel in der Saarlandliga und kehrt in die Oberliga zurück. Dort überwintert das Team als starker Fünfter.
Auch der FV Lebach darf 2016 ausgiebig jubeln. Ein Jahr nach dem Abstieg schafft die Mannschaft als Verbandsliga-Meister den sofortigen Wiederaufstieg in die Saarlandliga und etabliert sich dort auf Platz sieben als bester Kreis-Verein.
Schneller als gedacht holt der SV Wallerfangen den Titel in der Bezirksliga - die Meister-T-Shirts sind noch gar nicht fertig, da ist die Sache schon unter Dach und Fach. Und weitere Erfolge sollen noch dazukommen. In der Landesliga ist der Aufsteiger schon wieder mitten in der Spitzengruppe.
Lange zittern muss dagegen der VfB Gisingen. Der gewinnt am Ende eine der umkämpftesten Meisterschaften des ganzen Saarlandes. Drei Vereine können in der Kreisliga A Saar am letzten Spieltag noch Meister werden. In einem Herzschlagfinale setzt sich Gisingen buchstäblich in letzter Sekunde durch. Manuel Haas trifft in der 90. Minute zum 3:2 gegen Felsberg. Es ist der 71. Saisontreffer von Haas - und sein wichtigster. Auf die Spitze treibt die Spannung aber die SG Rehlingen-Fremersdorf II, die in der Kreisliga A Prims sogar in ein Entscheidungsspiel muss und sich dann den allerletzten Titel schnappt.
Mit 40 Jahren besser als je zuvor
Auch in anderen Sportarten gibt es viele Erfolge: Die Volleyballerinnen des TV Lebach überwintern in der Regionalliga auf Platz eins, Elke Radau-Lambert verteidigt ihren Titel als deutsche Meisterin im Kegeln, Annika Summa gewinnt die deutsche U16-Meisterschaft im Karate und Dennis Ullrich aus Saarlouis das deutsche Motocross-Masters. Erstaunliches schafft Mittelstrecklerin Joana Staub vom LC Rehlingen : Sie knackte einen der ältesten Rekorde der saarländischen Leichtathletik - die 24 Jahre alte Hallen-Bestzeit über 800 Meter der U20. Und Rettungsschwimmer Thorsten Laurent ist mit 40 schneller als je zuvor in seiner Karriere, holt im September den WM-Titel.
Doch nicht immer läuft es rund: Die Saarlouiser Jazzdancer dominieren bei der deutschen Meisterschaft, bei der WM erhält autres choses aber überraschend nur einmal Bronze. Und auch im Hand- und Basketball gibt's Licht und Schatten. Die Handballerinnen der HG Saarlouis werden Saarlandligameister, die Männer müssen im verflixten siebten Jahr lange um den Zweitliga-Verbleib zittern. Die Basketballerinnen der Royals stürmen ins Finale um die deutsche Meisterschaft, werden erst dort von Serienmeister Wasserburg gestoppt - dennoch muss Trainer Saulius Vadopalas gehen. Sein Nachfolger ist ein alter Bekannter: Hermann Paar. Er hatte in den 90ern die Grundlagen für hochklassigen Basketball in Saarlouis gelegt, den Verein in die 1. Liga geführt. Nun kehrt er zurück und spielt mit dem Team ganz vorne mit. Ein Katastrophen-Jahr erleben dagegen die Saarlouiser Männer. Nach dem Abstieg aus der 2. Liga geht mit Ricky Easterling unter anderem der beste Spieler. Als Sunkings versucht der Verein einen Neuanfang in der Regionalliga - tut sich aber schwer. Ob 2017 besser wird? Wir drücken die Daumen. Auf ein gutes Neues.
