Jazz mit viel Nähe und Improvisation

Saarwellingen · Man muss kein Jazz-Kenner sein, um Spaß zu finden an Konzerten der International Jazz Werkstatt Saarwellingen. Das Spektrum ist enorm weit, und die Qualität der Musiker, bekannte Namen der Szene aus aller Welt, überzeugt von selbst – seit zehn Jahren.

 Genialer Ort: die alte Backstein-Halle von Dynamit-Nobel auf dem Campus Nobel in Saarwellingen. Foto: Hartmann Jenal

Genialer Ort: die alte Backstein-Halle von Dynamit-Nobel auf dem Campus Nobel in Saarwellingen. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Sie haben was von einer kleinen Wagenburg, die Stände mit Essen und Getränken, die während der Konzerte der International Jazz-Werkstatt Saarwellingen um den Eingang zur früheren Werkshalle von Dynamit-Nobel aufgebaut werden. Die Halle aus Ziegelstein auf dem Campus Nobel, ein Juwel ohne Fassung, gehört dem Immobilienentwickler des Campus. Die Jazzwerkstatt darf dort rein. Nicht gedrängt, aber doch nah beieinander das Publikum, die Musiker , die Musikschüler, das ist ein Markenzeichen dieser Jazztage, die ab 8. August zum zehnten Mal stattfinden. Mit Nähe zueinander, auch zu Weltstars der Szene, begann es schon in der ersten Location, unter dem Dach des Kulturtreffs Altes Rathaus.

Publikum und Musiker kommunizieren miteinander, diese Nähe ist geblieben, ebenso die Improvisation. Jazz und Improvisation gehören einfach zusammen, sagt die Organisatorin Cornelia Rohe, Kulturamt Saarwellingen . Sie ist die einzige hauptamtliche Kulturmanagerin einer Gemeinde im Kreis Saarlouis. Improvisation: Das heißt zum Beispiel, "auch mal auf die letzte Minute einen Leih-Kontrabass organisieren".

Denn Herzstück der Jazzwerkstatt ist die gut einwöchige Begegnung von Profi-Jazzern mit großem Namen aus aller Welt mit lernwilligen Jazz-Musikern aus aller Welt. In diesem Jahr sind es rund drei Dutzend "Schüler" aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Niederlande, Luxemburg und Deutschland; darunter fast ein Drittel Saxofonisten. Sie werden mit 13 Dozenten üben. Nicht jeder kann sein Instrument im Flugzeug mitbringen.

Sechs Konzerte für das Publikum gibt es. Das Eröffnungskonzert am 8. August zeigt, was die Dozenten drauf haben. Am 13. August erlebt das Publikum (im Rathaushof in Saarwellingen ), was die Trainingswoche gebracht hat.

Neu in diesem Jahr ist ein zusätzliches Konzert (14. August). Darin wird unter anderem das Ergebnis eines erstmaligen Eintages-Workshops "Open Chor" zu hören sein. Der Londoner Professor für Jazz-Komposition Pete Churchill lädt jeden, der singen mag, zum Einstudieren von Gospels ein. Anmelden kann man sich dazu noch kurzfristig, sagt Rohe.

Rund 40 000 Euro hat die Jazzwerkstatt 2013 gekostet. 12 000 Euro zahlte die Gemeinde, ein sehr großer Teil stammte aus Teilnehmer-Gebühren, 6000 Euro kamen über Konzerttickets, örtliche Firmen spendieren mal hier 1000 Euro und mal dort, auch der Landesjazzverband.

Von Anfang an dabei ist der nicht unumstrittene britisch-israelische Jazzmusiker Gilad Atzmon . Inzwischen künstlerischer Leiter, sucht er die Dozenten aus und gestaltet von London aus das Programm. Was ganz genau, das weiß auch Rohe nicht immer - Improvisation. Im Konzert am 9. August zum Beispiel bringt Gilad Atzmon acht Mitglieder eines Straßenkinderzirkus aus Costa Rica mit auf die Bühne. Kürzlich hat er sie aufgegabelt. "Was die Kinder da genau machen, weiß ich auch nicht", sagt Rohe. Gilad Atzmon , der mehrfach selbst spielen wird, schätzt das Saarwellinger Publikum auch wegen seiner bissigen, amüsanten politischen Kommentare. Unwahrscheinlich, dass ihn der Krieg in seiner Heimatregion nicht auch zur rhetorischen Improvisation antreibt.

Anmeldung zu "Open Chor": kultur@saarwellingen.de; Telefon (0 68 38) 9 00 71 28, Einzelne 35 Euro, in Gruppen Ermäßigung.

< Bericht mit Programm folgt

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