Gepumpter Strom aus dem Nordschacht?

Reisbach · Seit dem Ende des Bergbaus wird über die Nutzung der vorhandenen Bergbauflächen gesprochen. Im Nordschacht sind gute Voraussetzungen für ein Pumpspeicherkraftwerk gegeben. Nun kommt Bewegung in die Sache, denn es könnte sein, dass die Zeit drängt.

 Im Nordschacht bei Falscheid sind gute Bedingungen für ein Pumpspeicherkraftwerk. Foto: Ruppenthal

Im Nordschacht bei Falscheid sind gute Bedingungen für ein Pumpspeicherkraftwerk. Foto: Ruppenthal

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Es ist ein etwas klobiger Begriff, der seit drei, vier Jahren immer mal wieder mit dem Nordschacht bei Reisbach und Falscheid in Verbindung gebracht wird: Pumpspeicherkraftwerk. Ein solches böte sich dort als Folgenutzung der ehemaligen Bergbaufläche im Bergbauschacht an. Das belegt eine Vorstudie der RAG, in der unter anderem die Rede davon ist, dass dieser sich nicht in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, eine logistisch gute Anbindung an die B 268 und die A 8 vorhanden ist, und der Standort über eine Anbindung an eine Stromtrasse verfügt.

Einer, der seit Jahren Informationen zu dem Thema sammelt, ist der Reisbacher Hans Kiechle. "Ein solches Pumpspeicherkraftwerk liefert saubere Energie und wäre eine tolle Perspektive für unsere Region", sagt Kiechle, der die Partei Die Linke im Saarwellinger Gemeinderat vertritt. Ein zukunftsträchtiges Projekt sei ein solches Kraftwerk, auch in Bezug auf Arbeitsplätze und Steuereinnahmen.

Auch beim saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr steht man dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber, erklärt der zuständige Sprecher, Markus Körbel, fügt aber hinzu: "Das ist ein Projekt mit vielen Ecken und Kanten." Zwar sei nach den bisherigen Erkenntnissen das Vorhaben technisch grundsätzlich machbar, bei den derzeitigen Rahmenbedingungen des deutschen Strommarktes jedoch betriebswirtschaftlich nicht darstellbar. In der Summe müssten in den Bau eines Pumpspeicherkraftwerks um die 490 Millionen Euro investiert werden. Etwa zehn Jahre würde es bis zur Fertigstellung dauern.

Um jedoch überhaupt mit dem Bau zu beginnen, steht zunächst ein anderes Projekt als Grundvoraussetzung an: der Bau eines Hochdruckwasserdamms im Nordschacht, der das offene Grubengebäude vor dem ansteigenden Grubenwasser schützt. Und genau hier sieht Hans Kiechle wegen der Flutung in den ehemaligen Abbaufeldern Dilsburg und Primsmulde derzeit dringenden Handlungsbedarf. "Wenn nicht bald ein Damm gebaut wird, ist die Option für das Kraftwerk vom Tisch", mahnt Kiechle. Markus Körbel sieht es auch so: "Die Teilflutung steht dem Projekt entgegen", sagt er. Sollte weiterhin Wasser hinein gepumpt werden, könne man von einer Zeitachse von etwas zwei bis drei Jahren ausgehen, in der der Damm gebaut werden muss. Dieser sei derzeit bei etwa 800 Metern in der Tiefe angedacht, könne aber wohl auch noch bis etwa 600 Meter gebaut werden.

Dass das Oberbergamt des Saarlandes kürzlich den Widerspruch der Gemeinde Nalbach gegen die Zulassung des Sonderbetriebsplans zum Ansteigenlassen des Grubenwassers im Bergwerk Saar als unbegründet zurückgewiesen hat, wirkt sich auch auf das Projekt Hochdruckdamm aus. Denn aufgrund des Widerspruchs der Gemeinde musste der weitere Anstieg des Grubenwassers unterbunden werden. Das Grubenwasser wurde nach Übertage abgepumpt. Sollte die Gemeinde auf weitere rechtliche Schritte verzichten, wird das Grubenwasser also weiter ansteigen. Nalbachs Bürgermeister Peter Lehnert teilt mit, dass man die Sachlage derzeit noch prüfe und in den kommenden Tagen eine Entscheidung über das weitere Vorgehen der Gemeinde treffen werde.

Etwa fünf Millionen Euro wird der Bau eines Damms im Nordschacht kosten. Geld, das die RAG als subventioniertes Unternehmen nicht zur Verfügung stellen darf. Allerdings, teilt Markus Körbel vom Ministerium mit, sei die saarländische Landeregierung grundsätzlich bereit, das Vorhaben mit einem Fördervolumen von insgesamt 1,5 Millionen Euro zu unterstützen, falls der Bund den verbleibenden Betrag von 3,5 Millionen Euro übernehmen würde.

Etwas Bewegung wird in den kommenden Tagen in das Projekt kommen. Zum einen, weil die Entscheidung der Gemeinde Nalbach ansteht. Zum anderen, weil sich der Landtag mit einer Anfrage der Abgeordneten Dagmar Ensch-Engel (Die Linke ) zu dem Thema befassen wird. Unter anderem möchte sie wissen, welche Möglichkeiten die Landesregierung bezüglich der Realisierung eines Pumpspeicherkraftwerks sieht, und wie sie das Projekt politisch beurteilt.

Für Hans Kiechle steht fest: "Der Damm muss auf jeden Fall gebaut werden. Es fehlt nur eine, der sagt: Los geht's."

Zum Thema:

Auf einen Blick Ein Pumpspeicherkraftwerk ist eine besondere Form eines Speicherkraftwerkes und dient der Speicherung von elektrischer Energie durch Hinaufpumpen von Wasser . Dieses Wasser lässt man später wieder bergab fließen und erzeugt dabei mittels Turbinen und Generatoren wieder elektrischen Strom. In Deutschland gibt es derzeit rund 30 s0lcher Pumpspeicherkraftwerke. red

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