Unterwegs in Sachen Sicherheit

Saarlouis · Auslachen, anpöbeln, provozieren – ein Mitarbeiter im Sicherheitsdienst macht in Saarlouis viel mit. Manchmal bleibt es nicht bei Beleidigungen und frechen Sprüchen – so wie am vergangenen Sonntagmorgen.

 Jan Hiry (rechts) und Jessica Stauch auf nächtlichem Streifengang durch die Saarlouiser Altstadt. Foto: Rolf Ruppenthal

Jan Hiry (rechts) und Jessica Stauch auf nächtlichem Streifengang durch die Saarlouiser Altstadt. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

"Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes in der Altstadt verprügelt" - diese Polizeimeldung vom vergangenen Wochenende hat für viel Aufsehen gesorgt. Zum Ärger von Jan Hiry: Er ist der Betroffene und nicht Mitarbeiter, sondern Chef des Sicherheitsdienstes Hiry Protection Management. Und er findet den Polizeibericht falsch: Er sei nicht am Boden liegend verprügelt worden. Sondern im Handgemenge mit zwei Betrunkenen, die in Begleitung von zwei jungen Frauen waren, habe er von einem der beiden Tritte an den Kopf erhalten, während er den anderen am Boden fixierte.

Zuvor hatte der aggressive Betrunkene randaliert, die Sicherheitsleute angepöbelt und aufs Übelste beschimpft, schildert Hiry. Der Sicherheitsdienst hätte die beiden Männer aber schließlich unter Kontrolle gehabt und die Polizei gerufen. Da die PI Saarlouis leider kein Kommando frei hatte, da zeitgleich eine andere Schlägerei stattfand, musste Hiry die Männer laufen lassen. Zur Behandlung seiner Verletzung ging er ins Krankenhaus, sie sei aber nicht schwerwiegend, berichtet er.

Solche Vorfälle seien auch kein Einzelfall, sagt Hiry: "Üble Beschimpfungen, Pöbeleien und Provokationen sind an der Tagesordnung." Seit vier Jahren geht Hiry in Saarlouis Streife, mit dem privaten Sicherheitsdienst, der das städtische Ordnungsamt unterstützt. An fünf Tagen der Woche sind seine Mitarbeiter in der Innenstadt und im Stadtpark unterwegs: Donnerstag von 19 bis 1 Uhr, Samstag und Sonntag in zwei Schichten von 19 bis 6 Uhr morgens. Dienstag und Mittwoch unterstützt der Sicherheitsdienst das Ordnungsamt inzwischen auch tagsüber, wenn es etwa Ärger mit Obdachlosen gibt, berichtet Hiry. "Wir sind dafür da, dass das Ordnungsamt seine Arbeit machen kann, ohne angegriffen zu werden", fasst er zusammen.

Dabei müssen er und seine Mitarbeiter sich einiges anhören - vor allem von betrunkenen Jugendlichen. "Wir finden keine große Akzeptanz", sagt Hiry. "Wir sind grundsätzlich die Spielverderber." Im Einsatz ist der Sicherheitsdienst vor allem zu vorgerückter Stunde: "Wenn die Besoffenen heimgehen, werfen sie ihre Flaschen und Gläser auf den Boden, pinkeln an Haustüren und Schaufenster", berichtet Hiry aus seinem Alltag. Seine Hauptaufgaben: Herumliegende Betrunkene aufsammeln und sie zum Taxi bringen oder, wenn das nicht mehr geht, den Rettungsdienst rufen. "Wildpinkler" ansprechen und sie auf die öffentlichen Toiletten hinweisen. Gruppen, die im Stadtpark oder in der Stadt ihren Müll hinterlassen, ansprechen. Randalierer stören, bei Schlägereien die Polizei rufen. Die Ortspolizei begleiten, die die Gastronomie kontrollieren oder Platzverweise erteilen.

"Wir selbst dürfen eigentlich nichts machen", sagt Hiry, "aber wenn etwas vorfällt, holen wir die Ortspolizei." Nur diese darf Personalien feststellen. Wenn Betrunkene oder Randalierer sich den Ordnungsamts-Mitarbeitern ebenfalls widersetzen, wird die Polizei geholt. "Der Respekt wird immer weniger", beschreibt Hiry. Auch die Uniform trägt wenig zur Akzeptanz bei, meint er. "Die Leute leisten uns größtenteils nicht Folge." Tätliche Angriffe auf Mitarbeiter, wie am Sonntag, hat Hiry bisher nur selten erlebt. "Die Mitarbeiter sind geschult, sich nicht provozieren zu lassen, darauf gar nicht einzugehen."

Die problematischste Zeit sei zwischen 1 und 4 Uhr morgens, sagt Hiry: "Dann steigt der Pegel." Außerdem beginnt ab etwa 2.30 Uhr der Kampf um die Taxis: "Da werden viele aggressiv." Meistens seien es junge Männer, zwischen 16 und 21 Jahren, die Schwierigkeiten machen. Die fliegenden Flaschen, der Müll, der Scherbenteppich - "das ist ein typisches Saarlouiser Problem. Das habe ich so noch in keiner anderen Stadt gesehen." Unsicherer als andere Städte sei Saarlouis aber nicht, meint der Sicherheitsmann: "Die meisten Vorfälle sind grober Unfug, Müllprobleme, aber keine echte Kriminalität." Dass die Polizei dann auch mal länger braucht, sei normal, meint Hiry.

"Die tun, was sie können. Aber wenn mehrere Vorfälle gleichzeitig sind, dauert das halt." Festhalten darf der Sicherheitsdienst Störer nur, wenn sie auf frischer Tat ertappt wurden oder erwischt und verfolgt. "Wir selbst haben keine Handhabe, das wissen die Leute auch, das ist schon manchmal frustrierend", sagt Hiry, "Wir dürfen eigentlich nur Vorfälle melden. Aber wenn wir nicht da wären, wäre es noch schlimmer."

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