Nun ist der Klang viel weicher

Saarlouis · Katholisch getaufte Glocken läuten in der Evangelischen Kirche Saarlouis. Statt bisher drei aus Stahl hängen nun fünf wohlklingende Glocken aus Bronze rund 25 Meter hoch im Turm des 1905 erbauten Gotteshauses.

 Katholisch getaufte Bronzeglocken hängen nun im Turm der Evangelischen Kirche Saarlouis. Die drei größten trägt der alte stählerne Glockenstuhl, für die beiden kleinsten wurde darüber ein neuer Glockenstuhl aus Eichenbalken gebaut. Foto: Johannes A. Bodwing

Katholisch getaufte Bronzeglocken hängen nun im Turm der Evangelischen Kirche Saarlouis. Die drei größten trägt der alte stählerne Glockenstuhl, für die beiden kleinsten wurde darüber ein neuer Glockenstuhl aus Eichenbalken gebaut. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Steil führen die schmalen Holzstiegen hinauf in den Turm der Evangelischen Kirche in Saarlouis . Tief duckt man sich unter einem Träger hindurch, dann steht man im neu gestalteten Glockenstuhl. Der ist aus Stahl und steht wegen der besonderen Walztechnik unter Denkmalschutz, erklärte Karl Ernst Schmitt, Mitglied des Presbyteriums. "Dieser Glockenstuhl steht wie eine Eins." Es musste lediglich Rost entfernt werden und ein neuer Anstrich erfolgen. Darin hingen ab 1905 drei Bronzeglocken etwa 25 Meter hoch im Turm. 1917 wurden die zwei größten für Kriegszwecke eingeschmolzen, die beiden Nachfolger kamen 1922 und waren aus Stahl .

"Die klangen nicht, die haben gescheppert", sagte Schmitt. Das habe ihn schon gestört, seit er in den 80er Jahren nach Saarlouis kam. Ein Ersatz wurde immer zwingender durch den schadhaften Zustand der Eisenglocken. "Im Material waren Risse. Die waren porös und von innen heraus rostig."

Jahrelang wurde nach einer Lösung gesucht, 2015 erfolgte der Beschluss, gebrauchte Glocken zu kaufen. Die fanden sich in der Pfarrei St. Marien Neunkirchen, in der 2015 geschlossenen Herz-Jesu-Kirche. Deren fünf Bronzeglocken stammen von 1958 und wiegen zusammen 5560 Kilogramm. Der Preis dafür lag bei 55 600 Euro. "Dazu kommen nochmal 150 000 Euro für die erforderlichen Arbeiten. Wir bekommen keine Zuschüsse, das müssen wir selbst aufbringen."

Zu den vorbereitenden Arbeiten gehörte ein zusätzlicher Glockenstuhl für die beiden kleinen Glocken. Die hängen nun quasi eine Etage über den drei größeren in einer Konstruktion aus massiven Eichenbalken. Die Statik des Turmes sei dafür gegeben, berichtete Schmitt aus einem Gutachten. "Außerdem ist der aus dicken Sandsteinen. Die sind sogar günstig für den Klang, ein Betonturm wäre wesentlich schlechter." Viel weicher sei der Klang nun, begeisterte sich Schmitt.

Eine Läuteordnung ist in Arbeit, die festlegt, wann welche Glocken erklingen. Dabei werde man auch Rücksicht auf die Nachbarn nehmen. Die Uhrzeit wird wie bisher zu jeder Viertelstunde geläutet, und zur vollen Stunde erklingt eine tiefe Glocke. Gesteuert werden Zeitangabe und Geläut elektronisch. Die Schaltkästen dafür hängen im Eingang zum Turm. Anderenfalls hätte man aufwändig etwa 250 Meter Kabel von der Sakristei her verlegen müssen. Die alte mechanische Uhr steht weiterhin etwa in halber Turmhöhe in einem Holzgehäuse. Erhalten bleibt auch die Patina der Bronzeglocken, denn sie bildet eine Schutzschicht. Ebenfalls erhalten werden die Inschriften der katholisch getauften Glocken aus Neunkirchen. Die heißen Pius, Elisabeth, St. Michael, St. Johannes, und die größte von ihnen Maria. Sie allein wiegt 2300 Kilogramm. Auf Maria steht zudem ein rätselhafter Text. "Wir wissen noch nicht, was das bedeutet", überlegte Schmitt. "Mitten in den Worten sind Buchstaben für römische Ziffern groß geschrieben."

Am 28. Juli dieses Jahres wurden die Eisenglocken der Evangelischen Kirche eingestellt. Die neuen aus Bronze läuten seit rund eineinhalb Wochen. Die größte Eisenglocke steht nun rechts vor dem Kircheneingang. Dort wird ein Podest für sie errichtet. Die kleinste der drei alten Glocken steht in einem Garten in Fraulautern, die mittlere ging zurück nach Mörgenröthe-Rautenkranz ins Erzgebirge. Dort war sie 1922 gefertigt worden und dient als Wahrzeichen des ehemaligen Glockengießens.

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