Je mehr man reinfüllt, um so mehr Platz ist drin

Saarlouis · In die Europastadt Saarlouis hatte Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer zur dritten Info-Veranstaltung zu ihrer „Frankreich-Strategie“ eingeladen. Der Einladung folgten deutlich mehr Besucher als bei den vorangegangenen Treffen, wie die EU-Beauftragte der Landesregierung, Helma Kuhn-Theis, feststellte.

Im Vereinshaus (von links): Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, EU-Beauftragte Helma Kuhn-Theis und OB Roland Henz. Foto: Hartmann Jenal

Im Vereinshaus (von links): Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer, EU-Beauftragte Helma Kuhn-Theis und OB Roland Henz. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Für einen Augenblick konnte man die so genannte Frankreich-Strategie der Landesregierung für überflüssig halten, als Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sie am Sonntag im Vereinshaus Fraulautern vorstellte. Kanzleramtsminister Peter Altmaier , zur Verstärkung dabei, parlierte am Rednerpult auf Französisch, witzig, und die gut 220 Gäste lachten, verstanden also. Nicht nur die französischen Gäste.

Aber Normalität soll das erst werden. Mehrsprachigkeit ist Kern der "Frankreich-Strategie", wie Kramp-Karrenbauer erläuterte. Bis 2043 sollen alle Saarländer die Sprache des Nachbarn sprechen und verstehen, und zwar im Sinne einer echten Zweisprachigkeit. "Alle Kinder sollen diese Chance haben, es ist keine Sache einer Elite." Dazu sollen erste Französisch-Schrittchen in viel mehr Kitas als jetzt getan werden, und auf lange Sicht Französisch ab der ersten Klasse der Grundschule gelehrt werden. Englisch dürfe dabei nicht vernachlässigt werden, eine Entscheidung für Französisch werde keine gegen Englisch sein.

Mit der Sprache sollen die Kinder Schritt für Schritt auch mit der Kultur der Nachbarn vertraut werden. Kramp-Karrenbauer verwies auf Luxemburg, die Schweiz, die Benelux-Länder, Südtirol oder Malta als echte mehrsprachige Regionen Europas. Mit denen wolle das Saarland ein Netzwerk knüpfen. Die EU habe diese Initiative des Saarlandes aufgenommen und lege zum Thema Sprache des Nachbarn möglicherweise ein eigenes Programm auf.

Kanzleramtsminister Altmaier bettete die saarländische Frankreich-Strategie gleich zweifach ein. Einmal, indem er die deutsch-französische Freundschaft als nach so vielen Kriegen "einzigartig in Europa" würdigte, eine Freundschaft, "die alles andere als selbstverständlich ist", die Europäische Union wiederum als "das Beste, was Deutschland und Frankreich je passiert ist".

Zum anderen: Sprachen (und Sprachen lernen) sei das "Allerwichtigste, um das alles zu erhalten". Das solle aber niemanden erschrecken, es sei gar nicht so schwer. Sein Schulfranzösisch sei vor Jahrzehnten am Stadtgarten-Gymnasium verhagelt worden, weil damals dort Griechisch und Latein gelehrt wurden, "und unser Französischlehrer nur einsprang und das selbst nicht richtig konnte." Und es gehe doch. "Unser Gehirn ist so konstruiert, dass je mehr man reinfüllt, umso mehr Platz darin ist."

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