Prüfer durchforsten Landratsamt

Saarlouis · Kennzahlen der Berater von PwC zeigen dem Landkreis Saarlouis genau, in welchem Bereich er wie haushaltet – und wo im Bundesvergleich noch Einsparpotenzial ist. Das System könnte auf alle Saar-Kreise übertragen werden.

Zur Beurteilung, wie sparsam die saarländischen Landkreise haushalten, liegen nun erstmals konkrete Maßstäbe vor. Die Beratungsgesellschaft PwC präsentierte sie gestern im Auftrag des Landkreises Saarlouis für 400 verschiedene Verwaltungsaufgaben. Ein einfaches Beispiel: Je 8000 Quadratmeter Fläche von Schulgebäuden soll eine Hausmeisterstelle vorgehalten werden. Diese Kennzahlen seien auch in anderen Bundesländern akzeptiert, sagte PwC-Projektleiter Peter Jagnow. Unter dem Strich zeigt das 200 000 Euro teure Gutachten , dass der Kreis Saarlouis in den nächsten Jahren 33 seiner 711 Stellen (4,6 Prozent) streichen und Ausgaben von 3,2 Millionen Euro (1,5 Prozent des Haushaltes) sparen könnte.

Landrat Patrik Lauer (SPD ) sagte, der Kreis stehe im bundes- wie saarlandweiten Vergleich gut da. Die Untersuchung belege, dass nicht zu hohe Ausgaben des Landkreises die finanzielle Misere seiner Kommunen verschuldet habe, sondern diese von Bund und Land finanziell schlecht ausgestattet würden. In anderen Kreisen außerhalb des Saarlandes seien die Sparmöglichkeiten zum Teil deutlich größer, bestätigte Jagnow. Lauer schlug vor, dass sich die anderen Landkreise im Saarland ebenfalls an diesen Kennzahlen orientieren. Die Landesregierung, die sich mit 100 000 Euro an der Untersuchung beteiligte, und die Kommunen, die die Kreise per Umlage finanzieren, dringen auf solche Kennzahlen.

Lauer sagte, die Debatte über Einsparmöglichkeiten bei den Landkreisen werde zu sehr von "Bauchgefühlen" bestimmt. Nun lägen erstmals "fachlich fundierte Kennzahlen" vor. Sie zeigen beispielsweise, dass der Kreis bei den Jugendhilfe- und Sozialausgaben 1,4 Millionen Euro einsparen kann. Hier zog PwC als Vergleichsmaßstab ausnahmsweise keine bundesweiten Kennzahlen heran, sondern den Durchschnitt der anderen saarländischen Kreise. Allerdings ist das Ausgaben-Niveau für die Jugendhilfe im Saarland aus Sicht der Landesregierung generell deutlich höher als in anderen Bundesländern. Sozialminister Andreas Storm (CDU ) hatte einen Ausgabenüberhang von 60 Millionen Euro errechnet, der nicht allein mit der Sozialstruktur im Saarland zu erklären sei.

Die Auswahl des Vergleichsmaßstabes sei "eine Frage der Akzeptanz vor Ort", erklärte PwC-Projektleiter Jagnow. Soll heißen: Bei einem bundesweiten Vergleich wären die Einsparmöglichkeiten im Kreis Saarlouis viel höher ausgefallen, und dies wäre in der Kreisverwaltung nicht akzeptiert worden. Es wäre, sagt Jagnow, sofort das Gegenargument gekommen, dass im Saarland "alles ganz anders" sei. Laut Jagnow gab es bundesweite Daten, die aber nur dazu genutzt wurden, die Werte für Saarlouis zu "plausibilisieren".

Lauer spielte den Ball zurück an Storm: Das Landesjugendamt im Sozialministerium setze den Kreisen hohe Standards und sei daher "das größte Hindernis beim Sparen". Eine Untersuchung für den Landkreistag zeige im Übrigen, dass die saarländischen Kreise bei der Jugendhilfe im Vergleich mit Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg gut dastünden.

Meinung:
Politisch nicht gerade klug

Von SZ-RedakteurDaniel Kirch

Die Debatte ums Sparen in den Landkreisen macht Fortschritte. Das gestern vorgelegte Gutachten zeigt, dass es Sparpotenzial gibt, auch wenn dies bei weitem nicht reichen wird, um das Finanzproblem zu lösen. Leider sind die Aussagen zur Jugendhilfe recht dünn geraten. Im Raum steht der Vorwurf der Landesregierung, die Landkreise im Saarland gäben deutlich zu viel Geld für die Jugendhilfe aus. Ob der Vorwurf gerechtfertigt ist oder nicht, sei einmal dahingestellt. Die Wirtschaftlichkeit des eigenen Kreises dann aber ausgerechnet an den anderen saarländischen Kreisen zu messen, ist politisch und methodisch nicht sonderlich klug. Zur Entkräftung des Vorwurfes leistet das - ansonsten sehr verdienstvolle - Gutachten jedenfalls keinen Beitrag.

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