Schutzbedürftige Frauen zeigen Gesicht

Saarlouis · Anders als befürchtet, kürzt die Landesregierung nicht die Zuschüsse für das Awo-Frauenhaus in Saarlouis und für die zwei weiteren Standorte Saarbrücken und Neunkirchen. Sozialministerin Monika Bachmann überbrachte einen Förderscheck für 2016/17.

 Symbolische Übergabe des Fördergeldes (von links): Awo-Bereichsleiterin Mascha Nunold, Sozialministerin Monika Bachmann, Frauenhausleiterin Hanne Beyer-Wagner und Awo-Geschäftsbereichsleiterin Cornelia Bechthold. Foto: Alexandra Broeren/Awo

Symbolische Übergabe des Fördergeldes (von links): Awo-Bereichsleiterin Mascha Nunold, Sozialministerin Monika Bachmann, Frauenhausleiterin Hanne Beyer-Wagner und Awo-Geschäftsbereichsleiterin Cornelia Bechthold. Foto: Alexandra Broeren/Awo

Foto: Alexandra Broeren/Awo

Sozialministerin Monika Bachmann sitzt am gemütlichen Kaffeetisch des Awo-Frauenhauses in Saarlouis und unterhält sich mit den Bewohnerinnen. Neun Monate hat eine junge Frau mit ihrer Tochter hier verbracht. "In zwei Wochen ziehe ich aus", sagt sie. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Noch ist sie etwas unsicher, wie sie mit dem Leben "draußen" zurechtkommen wird, wo sie zum ersten Mal ganz auf sich alleine gestellt ist. Da beruhigt es zu wissen, dass die Mitarbeiterinnen des Frauenhauses weiterhin als Ansprechpartnerinnen für sie da sein werden und Hilfestellung geben. "Anfangs sind die Besuche der Frauen noch häufig, aber im Laufe der Zeit werden sie immer seltener", berichtet die Leiterin des Frauenhauses, Hanne Beyer-Wagner. Das gemeinsame Ziel ist die Unabhängigkeit.

Ministerin über Offenheit erfreut

Eine andere Frau, die mit am Kaffeetisch sitzt, ist bereits ausgezogen. Sie war zehn Monate lang im Frauenhaus und ist eigens zum Besuch der Sozialministerin noch einmal hergekommen, um ihre Erlebnisse offenzulegen. Wiederum eine andere kämpft noch mit Hilfe eines Anwalts um ihre Kinder, die der Vater bei sich behalten hat. "Ich finde es toll, dass Sie Gesicht zeigen und mir Ihre Geschichte erzählen", lobt Bachmann das offene Gespräch.

Gewalt in der Ehe zieht sich durch alle sozialen Schichten. Das zeigen die Berichte der Frauen am Tisch. Rund 60 Prozent aller Frauen , die im vergangenen Jahr in den saarländischen Frauenhäusern aufgenommen wurden, haben Migrationshintergrund, erklärt Karin Weindel, Leiterin des Referats "Frauen " im Ministerium.

Derzeit leben sechs Frauen und acht Kinder im Saarlouiser Frauenhaus. Bis zu 16 Frauen können hier aufgenommen werden, die sich dann aber mit ihren Kindern jeweils zu zweit ein Zimmer teilen müssen. Insgesamt bieten die drei saarländischen Frauenhäuser in Saarlouis , Saarbrücken und Neunkirchen Platz für 55 Frauen , die körperlich oder seelisch von ihren Partnern bedroht werden. Alle drei Häuser sind in Trägerschaft der Awo Saarland.

Eine gute Nachricht hatte die Sozialministerin mitgebracht: Der Zuschuss der Landesregierung für die Jahre 2016 bis 2017 wird nicht, wie ursprünglich befürchtet, gekürzt. Den symbolischen Scheck über 207 000 Euro hatte die Ministerin gleich mitgebracht. Die Finanzierung der Frauenhäuser erfolgt durch die Landkreise, den Zuschuss der Landesregierung und einen nicht unerheblichen Eigenanteil der Awo.

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