Das Kunst-Erbe der Region bleibt lebendig

Saarlouis · Aus den Augen, aus dem Sinn. Vor diesem Schicksal soll ein Nachlass-Zentrum regionale Kunst bewahren. Gestern war Eröffnung.

 ProfessorJo Enzweiler (sitzend), OB Roland Henz (dahinter) und Kulturminister Ulrich Commerçon im Studiensaal des neuen Zentrums für regionale Künstler-Nachlässe in Saarlouis. Fotos: Rolf Ruppenthal

ProfessorJo Enzweiler (sitzend), OB Roland Henz (dahinter) und Kulturminister Ulrich Commerçon im Studiensaal des neuen Zentrums für regionale Künstler-Nachlässe in Saarlouis. Fotos: Rolf Ruppenthal

Seit rund 25 Jahren sammelt das Institut für aktuelle Kunst in Saarlouis jede Menge Daten über regionale Kunst. Jetzt kann das Institut auch die Kunstwerke selbst archivieren und erschließen. Am Sonntag eröffnete an diesem Institut das Forschungszentrum für Künstlernachlässe. Das Zentrum gehört als gemeinnützige GmbH zum Institut für aktuelle Kunst, dieses wiederum zur Hochschule für Bildende Künste (HBK) Saar. Der Platz reichte zur Eröffnung nicht für das große Publikum.

Das Zentrum befindet sich hinter dem Institut ("Laboratorium") in einem sanierten Gebäude; die Immobiliengesellschaft Aspro hat es hergerichtet und ist laut OB Roland Henz dabei dem Zentrum "sehr entgegengekommen".

Im Kern soll nun eine Kommission die Nachlässe von Künstlern der Region, auch über die Landesgrenze hinaus, sichten. "Künstler fragen oft: Was wird aus meinem Werk. Wird es weggeworfen? Können meine Erben richtig damit umgehen? Jetzt gibt es eine Anlaufstelle mit Beratung dafür", erklärte ProfessorGabriele Langendorf, die Rektorin der HBK.

Eignet sich ein Nachlass, sucht die Kommission einen für den Künstler repräsentativen Querschnitt aus. Der geht als Stiftung oder Schenkung an das Institut. Dessen Forschungszentrum archiviert die Werke und arbeitet sie wissenschaftlich auf. Kunststudenten können mit diesen Originalen arbeiten, Kunstfreunde können sie für zu Hause ausleihen. Zehn Jahre haben OB Henz und der Leiter des Instituts, Professor Jo Enzweiler, an dem Zentrum gearbeitet. Meist ging es um die Finanzierung, 2014/15 stand die Idee nur knapp vor dem Aus.

Nun steht das Zentrum. OB Henz, für den das Zentrum ein Herzensprojekt war, verwies auf ein "Netzwerk" von Unterstützern. Drei Jahre ist die Finanzierung gesichert, sagte Henz: Bis zu 110 000 Euro pro Jahr koste es. 50 000 Euro kommen vom Land, das ist insbesondere Geld von Saartoto, die andere Hälfte von Kreis und Stadt Saarlouis und in großem Umfang von Förderern. Henz nannte die ME Saar und die Union Stiftung. Der Landesanteil stehe für fünf Jahre, unterstrich Kulturminister Ulrich Commerçon. Er zeigte sich überzeugt, dass die Politik auch länger "in der Verantwortung steht", und "ohne dauerhafte Unterstützung der öffentlichen Hand wird es nicht gehen." Es sei nicht vorstellbar, dass das Haus nach fünf Jahren schließen werde.

Enzweiler nannte sein nun erreichtes Ziel "großartig". Er appellierte: "Lassen wir uns nicht die Suppe versalzen durch permanenten Pessimismus, mit dem derzeit alles runtergeredet wird, besonders die Politik. Wir haben hier diese Erfahrung nicht gemacht."

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