„Eine Leistung sondergleichen“

Saarlouis · Erstmals hat gestern Abend die Stadtverwaltung Saarlouis eine detaillierte Momentaufnahme gegeben, wie es in der Stadt mit der Unterbringung von Flüchtlingen aussieht. Noch reichen die privaten Unterkünfte.

Mit Stand von Dienstag haben 305 Menschen, die vor dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen sind, Obdach in Saarlouis gefunden. Die Syrer stellen nun mit 13 Prozent die zweitgrößte Migrantengruppe in Saarlouis . Italiener machen 29 Prozent, Türken neun Prozent am Ausländeranteil aus, sagte gestern im Stadtrat OB Roland Henz. Die exakten Zahlen sind ständig in Bewegung, aber voraussichtlich werden bis Ende 2015 weitere 237 Flüchtlinge aus Lebach nach Saarlouis überstellt. "Der Gedanke, dass Flüchtlinge über Nacht vor der Tür stehen und kein Dach über dem Kopf haben, macht einen kaputt", bekannte Henz. Bislang habe die Stadt jedoch für alle Flüchtlinge private Wohnungen anmieten können, "eine Leistung sondergleichen". Der Weg sei manchmal steinig, sagte Bürgermeisterin Marion Jost, weil "manche viel zu hohe Erwartungen" an den Mietpreis hätten und der Renovierungsbedarf enorm sei.

Henz und Jost hoben hervor, dass Mitarbeiter der Stadtverwaltung und Ehrenamtliche derzeit an den Grenzen der Erschöpfung arbeiteten. Zehn Ehrenamtliche bilden laut Jost ein festes Team, 70 weitere übernehmen regelmäßig einzelne Aufgaben. Ohne sie, sagte Jost, "wäre eine geordnete Übernahme der zugewiesenen Flüchtlinge nicht möglich." Drei Kräfte im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes (Bufdi) sollen am Montag dazu stoßen. Rathaus-Mitarbeiter, Mitarbeiter der GBS (die zum Beispiel Wohnungen prüfen) und Ehrenamtliche begleiten die Flüchtlinge nach festem Fahrplan. Das reicht von der Wohnungssuche über Willkommens-Treffen und Sprachkurse bis zu arabisch übersetzten Hausordnungen oder Anleitungen zur Mülltrennung.

Der zurzeit angebotene Wohnraum werde für die noch erwarteten Flüchtlinge "nicht ausreichen", sagte Bürgermeisterin Jost. Wohnraum müsse schneller und "vorausschauend" bereitgestellt werden, im Rathaus müssen "Abläufe besser abgestimmt werden" und das ehrenamtliche Engagement, "insgesamt überragend", müsse gepflegt werden.

Laut Jost hat die Stadt 2014 und 2015 bisher rund 427 000 Euro rund um die Unterbringung von Flüchtlingen ausgegeben. Nur 236 000 Euro davon seien der Stadt bislang von Kreis, Land und Bund erstattet worden, "wir haben ein Delta von rund 200 000 Euro". Die Zahlen allerdings sind nur vorläufig, weil viele Vorgänge nicht abgeschlossen sind.

So wird gerechnet

So errechnet sich die Zahl der erwarteten Zuweisungen: Nach dem Königsteiner Schlüssel wird das Saarland bis Ende des Jahres noch 5000 Flüchtlinge aufnehmen. Auf den Landkreis Saarlouis entfallen davon 23,35 Prozent (1168 Personen), und davon 20,29 Prozent (237 Personen) auf Saarlouis .

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