Ravelin V ist zu zwei Dritteln fertig

Saarlouis · Die neben dem Theater am Ring teuerste kommunale Baustelle in Saarlouis ist die Aufbereitung der Festungsecke „Ravelin V“. Zwei Drittel sind fertig. Knapp vier der vorgesehenen 5,6 Millionen Euro sind ausgegeben: Weder Kosten noch Dauer überschreiten bislang den gesetzten Rahmen.

 Das Ravelin V zwischen Saaraltarm, Anton-Merziger-Ring (oben) und Vaubanstraße (rechts). Man sieht die weiße Treppe und den Hauptgraben zum Altarm hin. Im Zentrum der Waffenplatz mit den Fundamenten der Reduit. Zwischen Reduit und Treppe das Battardeau und die Brücke, von der aus sich als Band der Weg nach Wallerfangen abzeichnet.

Das Ravelin V zwischen Saaraltarm, Anton-Merziger-Ring (oben) und Vaubanstraße (rechts). Man sieht die weiße Treppe und den Hauptgraben zum Altarm hin. Im Zentrum der Waffenplatz mit den Fundamenten der Reduit. Zwischen Reduit und Treppe das Battardeau und die Brücke, von der aus sich als Band der Weg nach Wallerfangen abzeichnet.

Rund 70 Prozent der Umgestaltung des früheren Schlachthof-Geländes in einen parkähnlichen Eingang zum Stadtgarten sind geleistet. Die Aufgabe der Stadtplaner um Jürgen Baus ist, auf der Fläche zum Saaraltarm hin sichtbar, erlebbar zu machen, wie die Überschwemmungsfestung Saarlouis funktioniert hat: Ende des 17. Jahrhunderts, als Sebastien Le Preste de Vauban sie im Auftrag des französischen Königs Ludwig XIV. baute, und im 19. Jahrhundert, als Preußen sie übernahm und umbaute. Wo rekonstruiert wurde, hielt man sich an das Aussehen zur Preußenzeit. Laut Baus blieben die Kosten bislang leicht unter der Kalkulation.

Fertig ist nach Auskunft von Baus das neu geschaffene Gestaltungselement, die große Treppe. Sie führt von der Kreuzung herunter in den Hauptgraben. Im Zickzack über diese Treppe führt eine Art Rampe, die auch Rollifahrer benutzen können. Die Treppe kann als eine Art Tribüne zum Sitzen benutzt werden.

Den Hauptgraben bis zum Saaraltarm bedeckt Rasen; man sieht außerdem eine längliche Rinne (Cunette), die Wasser füllen und Schilf markieren wird. Graben und Cunette sind historisch getreu. Die Wiese kann zum Beispiel zum Liegen benutzt werden.

Gut sichtbar ist auch das komplettierte Battardeau. Es stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist das festungstechnische Juwel dieses ganzen Ensembles. Es half einst, den Wasserpegel der Überschwemmungsfestung zu regulieren. Man erkennt auf der Sperrmauer die rekonstruierte "Dame", einen Aufsatz, der das Überqueren des Grabens auf dieser Mauer verhinderte.

Das Überqueren des Grabens ermöglichen sollte hingegen die Wallerfanger Poterne aus dem 19. Jahrhundert, eine schmale Brücke, deren Pfeiler unmittelbar vor dem Battardeau zu sehen sind.

Der Weg führte einst nach Wallerfangen. Er ist als Band im Boden wieder erkennbar und führt über den Waffenplatz zum Altarm (zur heutigen Treppe an der Vaubanstraße). Die Brücke selbst wird rekonstruiert, man wird sie benutzen können. Zwei Paar Tortürmchen stehen schon länger.

Auf dem Waffenplatz lassen sich die sanierten Fundamente der so genannte ReduitVI erkennen; Intarsie nennt sich diese Art der Markierung der Grundmauern. In die besonders stark befestigte Reduit aus preußischer Zeit zogen sich die Verteidiger zurück, falls der Angreifer die ersten Wälle gestürmt hätte. Über eine kleine Treppe aus dem 17. Jahrhundert, sichtbar vom Merziger-Ring aus, wären die Soldaten auf den Waffenplatz geklettert.

Der Waffenplatz soll sich später als Eventfläche eignen. Im Boden sind bereits einige Sitzflächen zu erkennen.

Der Waffenplatz war ein "gedeckter Platz", der seine militärische Deckung vom Glacis erhielt: Der Glacis-Wall steigt vom Altarm her langsam an und fällt dann steiler wieder Richtung Waffenplatz ab. Vom Waffenplatz zur Vaubanstraße zieht sich ein weiterer Graben. Dieser "gedeckte Weg" erhält noch eine Splittdecke.

Ebenfalls noch auf die Gestaltung wartet die dreieckige Fläche zwischen Vaubanstraße und Merziger-Ring, die so genannte Ravelin-Schulter. Dort wird etwa zwei Meter über das Niveau der Vauban-Straße aufgeschüttet, es wird Aussichtspunkte geben.

Mit der Ravelin-Schulter wäre auch der vierte und letzte Bauabschnitt vollendet.

Ob noch ein fünfter Abschnitt folgt, ist derzeit ganz offen. Möglich wäre, die Mauer des Hauptgraben zur Bastion VI hin als begehbar zu gestalten. An dieser Mauer lässt sich auch der Prozess der Entfestigung Ende des 19. Jahrhunderts ablesen.

 Den Hauptgraben mit der neuen Treppe begrenzt die Bastion VI. Darauf kann man herumklettern, darin befindet sich ein Restaurant. Beide Fotos wurden Mitte Januar mit einer Drohnen-Kamera aufgenommen. Fotos: Walter Neyses FlyVideo

Den Hauptgraben mit der neuen Treppe begrenzt die Bastion VI. Darauf kann man herumklettern, darin befindet sich ein Restaurant. Beide Fotos wurden Mitte Januar mit einer Drohnen-Kamera aufgenommen. Fotos: Walter Neyses FlyVideo

Zum Thema:

Auf einen Blick5,6 Millionen Euro sollten die Bauabschnitte (BA) I bis IV kosten; vier Millionen kosteten I bis III; auf 1,8 Millionen Euro wird der BA IV geschätzt (Ravelin-Schulter, Graben und Grabenbrücke).Die Stadt zahlt grob nur ein Drittel; zwei Drittel kommen aus dem Bundesprogramm zur Städtebauförderung Stadtumbau West und aus KiWi, einer Maßnahme des EU-Programmes EFRE (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung). Noch offen ist, ob der BA V, die Gestaltung der Mauer der Bastion VI zum Ravelin hin, finanziert werden kann. we

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